Fragen
und Anworten:
1.
Diesmal gehen wir zunächst so richtig ins Detail bei Fragen
zu Strassenverkehrsordnung, Geschwindigkeitsbeschränkungen,
Benzinpreis, Krankenschein, Mietwagen
2. dann geht es um Übernachtungshütten, die nichts kosten
sollen und
3. um den Preis von gebrauchten Kanus.
4. Zuletzt kommt dann eine, wie wir hoffen, schöne Route von
Trelleborg in den Norden bis Kiruna.
1. Björn schreibt:
Wie schnell darf man in Schweden auf Autobahnen, Landstraßen
und in Orten fahren? Gibt es bei der Anreise im Auto Besonderheiten,
die man beachten muß?
Autobahn:
110 kmh
Landstrassen: 90 kmh bzw. 70 kmh
Ortsgebiet: 50 bzw. immer öfter 30 in den Städten (z.B.
Lund), ist aber ausgeschildert.
Geschwindigkeitsüberschreitungen:
bis + 30 kmh ("nur" Geldstrafe), ab 31 kmh zu schnell
ist der Führerschein weg.
Wegen
der Besonderheiten: Mir fällt im Moment nichts ein, ausser
dass in Schweden immer mit Abblendlicht gefahren werden muss. Auch
am Tag und in der Mitternachtssonne :-)
Vielleicht
noch, dass Polizei und Krankenwagen im Einsatz extrem schnell unterwegs
sind. Für Einsatzfahrzeuge gelten anscheinend überhaupt
keine Regeln. Das war und ist für mich immer wieder eine Überraschung.
Die schwedischen Beamten sind sehr korrekt aber beinhart, da gibt
es kein herumreden. Wenn Du nicht spurst, wirst Du auf die Wachstube
mitgenommen und kannst da sitzen, bis Du schwarz wirst.
Ach
ja, es will mir auch scheinen, dass viele Unfälle durch Leute
entstehen, die zuerst ewig lange an Strassenkreuzungen warten und
genau in dem Moment losfahren, wenn ein anderes Auto daherkommt.
Aber das kann vielleicht ein subjektiver Eindruck sein. Trotzdem
- bei einmündenden Nebenstrassen aufpassen :-)
Hier
ist noch ein interessanter Hinweis von Wolfgang Winter aus Berlin
gekommen, der genau zu Deiner Anfrage passt: Zum Strassenzustand
http://www.vv.se
und ein zweiter Hinweis kam von Thomas Ebert über eine digitale
Strassenkarte in Stockholm: http://www.map.stockholm.se/kartago
PS:
Die schwedischen Strassen sind dermassen wenig befahren, dass Du
genauso schnell bist, wenn Du Dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen
hältst, wie wenn Du in Deutschland voll in den nächsten
Stau fährst.
"Reisen
statt rasen", klingt zwar blöd, hat aber was für
sich. Ausserdem sind die Elche unberechenbar. Wenn Du mal stehenbleibst,
geh ein paar Meter neben die Strasse und schau hinter das nächste
Gebüsch. Die Haufen Losung, die Du da siehst, sind von Elchen,
die hier oft eine halbe Stunde stehen, und sich den Verkehr angucken,
ehe sie sich entschliessen, doch noch die Strasse zu queren.
Gar
nicht zu reden von den Rentieren, die in Rudeln auftreten und so
ziemlich die absolut dümmsten Verkehrsteilnehmer sind, die
es gibt, vielleicht nur noch von Fasanen übertroffen.. Zum
Glück gibt's die Rentiere nur im Norden .... :-)
Wenn
wir schon bei solchen Dingen sind, die sich nicht nach dem passenden
Zeitpunkt richten, möchte ich nur ganz kurz auf die Frage des
Krankwerdens eingehen. Ich wünsche nun wirklich niemandem,
dass er im Urlaub krank wird oder den Arzt braucht, aber es ist
immer gut, wenn man zumindest weiss, was ist zu tun, wenn das Unglück
da ist. Da lässt sich auch der Schock gleich leichter bewältigen,
wenn man etwas tun kann (und noch dazu das Richtige) als nur wie
ein aufgeregtes Huhn im Kreis zu rennen.
Also:
der Notruf ist wie in Deutschland auch 112. Da meldet sich eine
freundliche Stimme und fragt was passiert ist. Da nicht alle Deutsch
können, ist es gut, wenn man sich die wichtigsten Phrasen auf
Englisch zurecht legt. Egal was passiert, immer wissen, wo man sich
gerade befindet. Also die Adresse/Hüttenbezeichnung sollten
Sie parat haben. Ebenso ausreichend mit Medikamenten, die Sie täglich
nehmen und auch wissen, ob Sie und wogegen Sie allergisch sind.
Das
ist die erste Frage des behandelnden Arztes, oder Zahnarztes. Noch
vor dem Wegfahren von zu Hause einen internationalen Krankenschein
bestellen, den in Schweden im Krankenhaus vorzeigen (man kommt immer
ins Krankenhaus, es gibt kaum privat praktizierende Ärzte im
Volksheim Schweden). Der Service ist sehr gut, es gibt keine unterschiedlichen
Klassen in den Krankenhäusern. Die Rettung kommt überraschend
schnell, auch auf dem Land, in Notfällen wird auch ein Hubschrauber
eingesetzt. Angehörige können im Krankenhaus übernachten.
2. Stefan Moser schreibt: Mein Name ist Stefan und ich werde
die nächsten 3 Monate studiumbedingt in Schweden verbringen.
Ich hoffe aber innerhalb dieser Zeit immer wieder ein paar Tage
Zeit für diverse Trekkingtouren zu finden. Nun habe ich gehört,
daß vor allem in Norden und Mittelschweden Hütten zu
finden sind deren Benützung für 1 oder 2 Nächte frei
von Gebühren ist. Meine Frage daher: Stimmt das und wenn ja,
gibt es eine Karte wo diese und/oder auch die kostenpflichtigen
Hütten eingezeichnet sind ?
Hallo
Stefan, danke für Deine Anfrage. Ist ja toll, was Du da vorhast.
Wo wirst du studieren? Stockholm? Lund? Uppsala? Göteborg?
Ist
wichtig, weil Du ein gutes Stück mit dem Zug/Bus/Flugzeug fahren
musst, um in die Berge zu kommen.
Nehmen
wir an, Du bist in Stockholm. Da kannst Du mit dem Nachtzug bis
Östersund/Enafors fahren und lossausen. Jämtlands Fjäll
ist sehr schön zum Wandern und da kriegst Du einen richtigen
Vorgeschmack auf den Norden.
Das
mit den Hütten; da bin ich mir nicht sicher, ob ich Dich richtig
verstanden habe. Eigentlich sind die meisten Hütten, zumindest
die bewirtschafteten STF-Hütten, kostenpflichtig. Andererseits
wenn du Windverschläge meinst, die an den Weitwanderpfaden
aufgestellt sind, die sind natürlich gratis. Und auch so manche
Hütten, wie z.B. auf dem Bergslagswanderweg oder im Muddus
Nationalpark, oder auf dem Norgefahrerpfad,>>> Moment!
Klar! Genau! Die wirst Du meinen :-) ))
Alles
klar! diese Hütten sind auf den Wanderkarten als Unterstandshütten
eingezeichnet. Da gibt es Tisch und Bank und einen Ofen. Wenn Du
z.B. Vemdalen liest, dann sind die Hütten, von denen in dem
Bericht die Rede ist, solche. Oder auch bei der Kanutour auf dem
Åmansee.
Prinzipiell
gilt: Je weiter im Norden desto besser die Ausrüstung und die
Ausstattung (winterfest, meistens mit Holzvorrat). Schlafsack bringst
du mit. Keine Decken! Unbewirtschaftet. Meist ist Wasser daneben.
(wie Du ab, sagen wir, Östersund oder überhaupt im Fjäll
immer das Wasser problemlos trinken kannst). Selten Leute.
Ja,
also um Deine Frage zusammenzufassen. Die Hütten gibt es und
sie sind auf den Wanderkarten von Lantmäteriet (Z1, A6 etc.)
eingezeichnet.
PS:
Schweden gehen übrigens oft mit einem kleinen Zelt.
3.
Aus Freiburg kommt folgende Anfrage: Günstige Reise nach Lessebo
für 2 Erwachsene und 3 Kinder mit der Bahn, hin und zurück?
Ein Quartier haben wir schon.
Hallo
Freiburg,
hier kommt ein Hinweis für Eure Reise nach Lessebo.
Fahrpläne
gibt es bei:
www.samtrafiken.se auch
auf Englisch. Ausgangsbahnhof und Zielbahnhof eingeben, dann kommen
automatisch die günstigsten Zug/Busverbindungen.
So
zum Beispiel von Malmö nach Lessebo wäre 9.15 ab Malmö
an Lessebo 11.10, einmal umsteigen in Alvesta in den Zug nach Kalmar
Abf. 10.36 Uhr.
Das
war der leichte Teil. Schwieriger wird es mit den günstigen
Preisen. Denn die gibt es. So fahren z.B. 2 Kinder bis 15 in Begleitung
eines Erwachsenen gratis. Jugendliche von 16 bis 25 fahren stark
verbilligt.
Es
fragt sich also, ob Ihr nicht am günstigsten mit einer Fahrkarte
von Deutschland aus fahrt. Denn die grosse Ersparnis kommt sicher
mit der deutschen Familienkarte, speziell wenn es sich um eine so
weite Reise handelt.
Falls
Ihr direkt mit SJ (Schwedische Eisenbahngesellschaft) sprechen wollt,
ist die Tel. nr. 020-757575.
Es
tut mir leid, dass das etwas länger gedauert hat, ich hatte
anscheinend Probleme, Euren Text zu verstehen. (Habe gesehen, ich
habe nochmal nachgefragt, woher Ihr fahren wollt und womit, obwohl
Ihr geschrieben habt aus Freiburg und mit der Bahn. Tut mir leid,
aber mir passiert das öfters :-)
Auf
alle Fälle habt Ihr jetzt eine Möglichkeit, die beste
Verbindung herauszusuchen.
4.
Hallo Ed, vielen Dank für Dein "E-zine". Ich habe
zum erstenmal auf Eure homepage geschaut und bin begeistert! Viele
tolle Photos und interessante Infos. Ich bin schon ein alter Hase
und bin mindestens dreimal im Jahr in Schweden (Sommerhaus in Röshult,
Nähe Bolmen). Ich genieße das paddeln im Kajak auf dem
See Unnen, und doch bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit
einen gebrauchten Kanadier, aus Alu zu erstehen. Kannst Du mir da
weiterhelfen? Gibt es einen entsprechenden Laden in Lund oder sollte
man besser direkt nach Tingsryd fahren? Werden Kanadier von den
Bootsvermietungen verkauft und was muß man etwa dafür
bezahlen? Bislang hatte ich kein Glück.
Hallo
Klaus,
vielen
Dank für Deine freundlichen Zeilen. Wenn sie von einem "alten
Hasen" kommen, wiegen sie doppelt :-)
Ich
habe gerade mit Sven vom Kanucenter Djupadalsmöllan gesprochen,
der Kanus verkauft. Neue kosten SEK 7.800 (€ 800.-) und gebrauchte
um die SEK 3.000 (€ 350.-). Das sind norwegische Kanadier aus
Kunststoff für drei Personen.
Sven
sitzt ja hier in der Nähe von Lund, das hätte den Vorteil,
dass Du bloss vorbeifahren brauchst, wenn Du auf dem Weg zum Bolmen
bist. Sven hat Tel. +46 (0)435 770041 oder Anrufbeantworter, und
Handy: 0046 0705430041. Bei Sprachproblemen helfe ich gern aus.
Bei
Vildmark i Värmland (Torsby) (Anders 0560 14040) soll ich nachmittag
noch einmal anrufen. Ich halte Dich auf dem laufenden.
Beim
Arvika Kanucenter werden Alu-Kanus manchmal gebraucht im September,
also nach der Saison, verkauft. 0570 182 45 Ralph oder Tom.
Christer
von Silverlake Canoeing, Tel. 0531-121 73 in Bengtsfors, Dalsland,
hat gemeint, er habe zwar nichts auf Lager im Moment, aber er hat
Alu-Kanus, und die verkauft er gebraucht um ca. SEK 5000.- (ca.
€ 550.-), neu kosten Sie ungefähr 10-11.000 Kronen (€
1200.-). Allerdings kauft auch er sie in Tingsryd. Es zahlt sich
sicher aus, bei Silverlake noch einmal nachzufragen, wenn es aktuell
wird.
Also
wie es im Moment aussieht, fährst Du vielleicht für ein
neues Alukanu direkt in die Fabrik nach Tingsryd und ein billiges,
aber voll intaktes Plastik-Kanu kriegst Du günstig hier in
Lund.
5.
1.Friedhelm schreibt: Ich reise mit dem Wohnmobil von Köln
aus an, und werde entweder über Kopenhagen (Dänemark)
nach Malmö fahren - oder mit der Fähre von Puttgarden
nach Rödby übersetzen.
Danach habe ich vor über Stockholm in den Norden Schwedens
über die Ostküste zu gelangen. Ich bin interessiert an
Kunst, Kultur und guten Restaurants. Die Reisezeit wird zwischen
dem 15.07.-und dem 30.08.2000 liegen. Mein Fahrzeug ist auf Dieselkraftstoff
angewiesen und ich beabsichtige auf Campingplätzen
zu übernachten. Über einige Anregungen und einen Routenplan
würde ich mich sehr freuen.
5.2.Kim schreibt: Wir möchten Schweden im Auto mit dem Zelt
erkunden und dabei gleich auch Bekannte in Brömölla besuchen.
Ankunftsort in Schweden wird wohl Trelleborg sein, da wir mit dem
Auto unterwegs sind interessiert mich auch was der Liter super in
Schweden kostet. Natürlich wollen wir einige schöne Natursehenswürdigkeiten
sehen und möglicherweise auch campen grillen fischen und so.
So ist bis lang jedenfalls die Planung. Habz ihr einige Ideen oder
Anreize was man unbedingt in Nordschweden gesehen haben soll??
5.3. Stefan fährt nach Ullånger an der Hohen Küste:
Ich suche nach einer interessanten Route um nach Ullånger
zu gelangen. Da ich bis jetzt hauptsächlich West-Schweden bevorzugt
habe um in den Norden Schwedens zu kommen (weil dies meiner Meinung
nach die schönere Strecke ist), möchte ich nun mal wieder
in Ost- Schweden eine Strecke fahren. Kennen Sie eine interessante
Route? Mich interessiert die Natur Schwedens, aber ich mag keine
"Touristenstrecken". Können Sie mir weiter helfen?
Vielleicht
zuerst ein Wort zu den Spritpreisen:
Am 28. August 2008 hatte Statoil, das ist das Tankstellennetz das meiner
Meinung nach am flächendeckendsten ist und vor allem auch für
Touristen guten Service bietet (Lebensmitteln, Karten, Telefonieren
mit Kreditkarte oder Telefonwertkarte (Preise von SEK 120, 60, 30)
etc.) oft rund um die Uhr, sonst oft bis 24.00 Uhr geöffnet,
folgende Treibstoffpreise: 1 Liter Dieselkraftstoff: SEK 13,80. 1
Liter Super (98 Oktan) SEK 13,24 und ein Liter Normalbenzin (95 Oktan)
SEK 13,24, es besteht also kein Preisunterschied zwischen Super und
Normaltreibstoff.
Das
ist doch schon einmal erfreulich. Für Besitzer älterer
Modelle: Seit ein paar Wochen ist die Regelung wie in Deutschland,
das heisst, für Autos ohne Katalysator muss ein extra Zusatz
besorgt werden.
Noch
etwas vielleicht nicht ganz unwichtig für Urlauber, die mit
dem Flugzeug anreisen und sich hier ein Auto mieten wollen: Statoil,
aber auch Europcar und die
anderen grossen Autovermieter haben spezielle Sommerpreise, die
vom 16. Juni bis 14. August gelten. Freie Kilometer und Fixpreise
pro Woche. Ein Lupo kostet z.B. 3 Tage SEK 1195.- (€ 150.-)
eine Woche SEK 1995.- (€ 200.-) Ein Golf 3-Tage SEK 1430.-
(€ 150.-) und eine Woche SEK 2.470.- (€ 250.-). Da ist
alles mit dabei ausser der Benzin. Bei Statoil ist das ein bisschen
anders, da muss irgendeine Versicherung extra dazubezahlt werden,
aber im grossen und ganzen kommt unter dem Strich der gleiche Preis
dabei heraus.
Doch
jetzt wollen wir uns auf die Reise machen. Los geht's in Trelleborg,
erstes Ziel ist Bromölla. In Trelleborg werden jedes Jahr Wikingerspiele
durchgeführt. Da wird eine richtige Wikingerburg aus Holz vor
den Toren der Stadt aufgebaut und dann wird eine Show abgezogen.
Dermassen auf Schweden eingestimmt geht es gleich weiter nach Ystad
mit dem netten alten Stadtkern, Badenixen und Neptune wird wohl
eher der schöne Strand , gesäumt von Pinienwäldern,
interessieren. Schöner Campingplatz und wie der Strand ist
insofern angenehm, als es gleich tief wird, man also gleich schwimmen
kann. Am Wochenende einige Leute, sonst eher kein Trubel. Ein Tip:
Oben am Wald bleiben, Grill aufbauen, Bier kaltstellen und geniessen.
Die Koteletts schmecken nie so gut wie am Strand von Ystad!
Weiter
geht es auf der Küstenstrasse. Immer in Sichtweite vom Meer
bleiben. In Kåseberga zu Ales Stenar runterfahren, das ist
eine Schiffsetzung, die recht interessant auf einer Düne aufgebaut
ist. Vor allem bei Sonnenuntergang recht malerisch. Durchaus beeindruckend.
Für Behinderte eher schlecht zugänglich, da vielleicht
hundert Meter auf Sandweg zu erklimmen. Dafür gibt es in dem
kleinen Hafen einen Superhamburger mit: Heringsfilet. Auto parken,
dem Geruch nach geräuchertem Fisch folgen und einen "Sillburgare"
bestellen. Mit Remoulade und Cola ein Erlebnis am Strand verzehren
und den Möwen zuschauen, Tang riechen und träumen. Und
zweiten holen.
An
Löderups Strandbad vorbeifahren und dafür die nächste
Abfahrt Richtung Sandhammaren abbiegen. Einer der grössten
Sandstrände Schwedens, echt schön zum Campen (Wasser mitbringen)
und spielen, da der breite Sandstrand wirklich einladend ist. Das
Wasser ist vielleicht ein wenig kühl, aber dafür erfrischend
J
Von
Sandhammaren bis Brantevik liegen die Strandbäder in einer
Reihe, doch wir lassen den Strand rechts liegen und zweigen entweder
bei Borrby oder Skillinge nach Glimmingehus ab. Glimmingehus ist
eine Ritterburg mit einer sehr schönen und spannenden Führung
durch ein Burgfräulein in authentischer Kleidung. Bemerkenswert
das Plumpsklo, das wie ein Schwalbennest an der Burgmauser (in etwas
20 m Höhe) hängt.
Von
Glimmingehus bis Simrishamn ist
es nur ein kurzes Stück. Simrishamn war einmal der wichtigste
Heringshafen von Schonen und hat daher einen netten Hafen, wer will
und wem der Norden schon zu viel ist, kann flugs auf die Fähre
nach Bornholm steigen.
Etwa
dreissig Kilometer wieder die Küste entlang sind es bis Kivik,
bekannt durch den gleichnamigen Markt, aber vorher noch, gleich
hinter Simrishamn recht sein sehr schöner Strand mit malerischem
Radweg. Nach Vik (Golfplatz, Obstplantagen, idyllisch).
Stenshuvud
ist ein Nationalpark, bekannt für seine Küchenschellen,
die hier wirklich haufenweise blühen, allerdings vielleicht
nicht unbedingt im Sommer. Schöne Aussicht über die Ostsee,
Vorsicht beim Baden wegen der Strömung, nicht zu weit hinaus
schwimmen, sonst kommen Sie bei Polen wieder an Land.
In
Kivik verlassen wir den Strand kurzzeitig und kommen nach Brösarp
mit den "Brösarps Backar". Hier hat sich alles angesiedelt,
was Rang und Namen hat, auch Abba-Benny hat sich ein Häuschen
im Grünen hingestellt. Kurz nach Brösarp überqueren
wir das Flüsschen Verkeån und sehe bereits den Ausläufer
der Hügelkette Linderödsåsen, ein hervorragendes
Radfahrgebiet, mit Degeberga als Stützpunkt.
In
Degeberga gibt es auch den zweit höchsten
Wasserfall Schonens (20 m), und gleich daneben den Forsakarhof ein
Gasthof mit guter Küche. Zum Wasserfall sind es vielleicht
zwanzig Minuten Verdauungsspaziergang. Schöne Klamm mit Bachstelzen
und einem ganz seltenen Hirschkäfer, den es nur hier gibt.
In Degeberga gibt es auch das einzige Hüttendorf Schonens mit
Ferienhäusern, die einen offenen Kamin haben. Echt gemütlich.
Von
Degeberga ein Stück auf der Strasse 19 entlang kommen wir an
ein Schild Vittskövle 5 km. Diesem Schild folgen, denn das
Schloss gleichen Namens ist es wert, gesehen zu werden. Immer noch
in Privatbesitz, hatte es früher die grössten Stallungen
für Araberpferde von Schweden. Sehr schöner Schlosspark.
Von Vittskövle nehmen wir direkt Kurs auf Åhus und die
Hafenpromenade. Spazierengehen, einkehren, vielleicht die Schnapsbrennerei
besichtigen, wo der Absolut Wodka, der grösste Exporterfolg
Schwedens überhaupt, gebrannt wird und dann entweder nach Kristianstad
fahren und die Stadt besichtigen.
Kristianstad
hat immerhin den tiefsten Punkt Schwedens aufzuweisen, 2 Meter unter
dem Meeresspiegel, und mit seinem Wasserreich ein hoch interessantes
Biotop, das man entweder erwandern oder bequem auf einem Flachboot
mit anderen Interessierten befahren kann. Ein grosser See, der Hammarsee,
liegt vor den Toren der Stadt und der Fluss Helgeå fliesst
da durch.
Von
Kristianstad ist es nur mehr ein Katzensprung nach Fjälkinge
und dem Abzweig zur Hopfenstrasse
um den Ivösee und das Schloss Bäckaskog. Übrigens
waren Leser der Schwedenoutback News vor zwei Wochen da, sie hatten
den Tip zur Hochzeitsreise nach Schloss Bäckaskog gelesen und
schon war der Gedanke geboren, wenn schon nicht die Hochzeitsreise,
so doch den dritten oder war es den vierten Hochzeitstag da zu verbringen.
Es wurde, zum Glück für uns, ein voller Erfolg. Gernot
und Kristin waren das. Da bin ich aber froh, dass es Euch gefallen
hat!
Auf
der Hopfenstrasse kommt Ihr dann an Näsum vorbei, wo aus eigenem
Hopfen ein wirklich hervorragendes Bier gebraut wird, das in dem
Lokal neben der Jugendherberge und der Hopfendalle (Hopfentrocknung)
ausgeschenkt bzw. verkauft wird. Sehr ansprechend, hopfig und zart
im Geschmack, leicht und süffig :-)
Den
Abschluss der Hopfenrunde bildet Bromölla, das eigentlich zu
Unrecht oft links liegen gelassen wird, es ist zwar nicht viel zu
sehen da ausser dem Dinosaurierbrunnen, aber der Ort hat eine stolze
Geschichte als Erzeuger der IFÖ Armaturen und Badezimmerkeramik,
hat also die Zivilisation, oder das, was viele darunter verstehen,
vorangetrieben und die Grenze zum Naturmenschen einen bedeutenden
Schritt weiter nach vor geschoben. Das Kaolin für diese keramische
Hochleistung wird übrigens von der Insel im Ivösee abgebaut
und hierher transportiert. Gibt es anscheinend nur hier, daher die
Fabrik :-)
Von
Bromölla sind es gerade 10 km nach Sölvesborg, dem kleinen
Ort an der Pukaviksbucht bzw. Hanöbucht mit dem Abzweig nach
Norje Seebad und ein paar Kilometer weiter das Flüsschen Mörrumsån.
Für alle Lachsangler ein Begriff. Sind Kinder mit von der Partie
kann ein Besuch im Haus des Lachses durchaus eine willkommene Unterbrechung
der Fahrt sein, vor allem, weil das Haus unter den Fluss hineingebaut
ist und man durch das Fenster direkt die Fische von unten sehen
kann. Hat man Glück, schwimmt gerade so ein meterlanger Lachs
vorbei. Übrigens hat bereits König Valdemar II. in seinem
Grundbuch aus dem Jahr 1231 festgehalten, dass "der Lachs aus
der Mörrum wohl geschmacket".
Karlshamn
hiess früher Bodekull, erst nach dem Frieden von Roskilde,
als Blekinge an Schweden gefallen war, wurde es zu Ehren von König
Karl X Gustav in Karlshamn umbenannt. In moderneren Zeiten ist Karlshamn
vor allem für Liebhaber scharfer Getränke ein Begriff,
da hier der "Carlsberg Flaggpunsch" destilliert wird -
wussten Sie übrigens, dass das typische schwedische Donnerstag-Abend-Essen
"Ärtsoppa med punsch" ist? Also Erbenssuppe mit Fleischstückchen
drinnen und Punsch (im Herbst und Winter warm getrunken) und als
Nachspeise Pfannkuchen.
Karlshamn
hat ein modernes Hotel direkt im Hafen, davor einen schönen
Gastgarten. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber dieses
Hotel ist irgendwie merkwürdig, vielleicht durch den Blick
aus dem Fenster auf den Hafen. Die Gleise mit den leeren Waggons
scheinen ins Nichts zu führen. Melancholisch und doch wieder
das Fernweh anregend. Dagegen hilft nur eins: Das Ostseefestival,
das im Juli ausgiebigst gefeiert wird.
Ruhiger geht es in Ronneby zu, zumindest im Sommer, denn da sind
die Studenten, die hier Informatik studieren, irgendwo unterwegs.
Ronneby war früher Kurort, hat sich wohl noch ein wenig vom
Charme des Kurbades herüber gerettet, hat einen Golfplatz und
gleich daneben das Restaurant "Putt Inn" mit Spezialitäten
der Gegend vom Mörrumslachs bis zum "kroppskaka",
eine Art Klösse mit einer wohlschmeckenden Füllung. Als
Vorspeise empfehlen wir ein kleines Canapé mit leicht geräucherter
Truthahnbrust, Mimosensalat und Cumberlandsauce. Darauf folgt als
Hauptgericht filet in Butterteig mit einer Füllung aus Champignons,
Zwiebelchen, Paprika und feinen Gewürzen. Dazu gibt's Bratkartoffeln
und Pfeffersacue. Als Nachtisch Pfefferminzbirne und Vanilleeis.
Ronneby
ist eben wieder im Begriff an seine frühere Bedeutung anzuschliessen.
War doch der Ort früher Blekinges wichtigstes Handelszentrum.
Erst
als Karlskrona gebaut worden war, einfach auf Befehl nämlichen
schwedischen Königs, der bereits Karlshamn seinen Namen verliehen
hatte, also als Karlskrona aus dem Boden gestampft worden war, ging
dem König auf, dass eine Stadt ohne Einwohner nicht ganz seinem
Ruhm entspricht. Also wurde den Bürgern Ronnebys nahegelegt
dem König ihre Reverenz zu erweisen und sich mit Kind und Kegel
in das damals mückenverpestete Garnisonsstädtchen aufzumachen.
Doch erst nach zwei Jahren und nur durch das gute Zureden der königlichen
Soldaten waren die Bürger Ronnebys dazu zu bwegen, ihr schönes
Städtchen mit dem Hügeln Karlskronas zu tauschen.
Von
alledem ist natürlich heute nichts mehr zu spüren. Karlskrona
hat vor zwei Jahren ein ganz tolles Marinemuseum eröffnet das
am Stumholmen liegt und das wirklich imposant anzusehen ist. Innen
drinnen haben mir persönlich die Galeonsfiguren am besten gefallen.
Einfach toll, wenn man diese überlebensgrossen Holzfiguren
sieht, und sich die dazugehörigen Segelschiffe vorstellt.
Der
Stortorget von Karlskrona soll angeblich der grösste Platz
Europas sein, ob das so ist überlasse ich dem Besucher zu beurteilen,
auf alle fälle stehen zwei interessante Kirchen da die Friedrichskirche
und die Dreifaltigkeitskirche. Die Dreifaltigkeitskirche wurde dem
Pantheon in Rom nachempfunden, und die Friedrichskirche wurde von
Nikodemus Tessin dem Jüngeren erbaut, dessen Vater die Pläne
für Schloss Drottningholm (oder war es das Königsschloss
in Stockholm?) entworfen hat. Ausserdem sitzt der Stadtgründer
Karl XI hoch zu Ross mitten auf dem Platz und passt auf, dass in
der Stadt alles so abläuft, wie er sich das vorgestellt hat.
Von
Karlskrona ist es nicht weit nach Kristianopel. Dieser Ort hat einen
interessanten Namen (vom dänischen König) und ist vor
allem für den Wandersmann interessant, denn hier beginnt oder
endet der "Blekingeweitwanderpfad, der sich auf 200 km durch
an Blekinge zieht. Von Boafall im Westen bis Kristianopel an der
Ostsee. Elf Etappen gilt es zu bewältigen, einmal im Landesinneren,
dann wieder an der Küste entlang. Schotterstrassen oder Saumpfade
führen den Wandersmann durch den Wald, vorbei an lauschigen
Buchen, dann wieder durch dichten Nadelwald und über Wacholder
bewachsene Hügel.
Von
Karlskrona wollen wir nicht schon wieder die Küste entlangfahren,
das haben wir bereits mehrmals geschildert (www.schwedenoutback.com/Neuling2)
sondern wir wollen durchs "Glasreich" nach Växjö.
Emmaboda, Hovmanstorp, Lessebo sind Ortsnamen, die bei jedem Glasfreund
tolle Assoziationen hervorrufen. In Lessebo
gibt es überdies noch eine Handpapiermühle. (www.lessebo.se)
In Hovmantorp beginnt ein sehr schöner Radweg um den See Rottnen
herum. Von Emmaboda führt die Strasse 120 nach Tingsryd und
weiter nach Urshult. Urshult liegt am See Åsnen und hat einen
sehr schönen Campingplatz. Von Urshult führt ein sehr
schönes Strässchen den Åsnen entlang also durch
den See durch.
Von
Växjö führt die Strasse 30 nach Jönköping.
Wer einmal im Leben auf einer typischen småländischen
Strasse entlang gleiten will, sollte sich diese ungefähr hundert
Kilometer gönnen. Wer das gesehen hat, kann Südschweden
abhaken :-)
Seen,
Wald, noch ein See, Bauernhöfe von der kleinen Sorte, nicht
so gross und prächtig wie in Schonen, sondern klein und - naja,
sagen wir's, wie es ist: arm. Nicht mehr heute, da die meisten nur
mehr als Sommerhäuser der Familie dienen, sondern zu dem Zeitpunkt,
als sie erbaut wurden. Schweden war nicht immer ein reiches Land.
Noch zur Jahrhundertwende war Schweden eines der ärmsten Länder
Europas.
Doch
immer schon war Schweden reich an dem, was wir heute Lebensqualität
nennen: Platz, Wald, Seen, guter Luft. All das sehen wir auf unserer
Fahrt von Växjö nach Jönköping. Und immer wieder
Zeichen von Erfindungsgeist und zähem Eigensinn, wenn etwa
in Lammhult mehrere Möbelfabriken stehen, wenn wir uns daran
erinnern, dass der Gründer von IKEA, heute der weltumspannende
Möbelkonzern, dass also Ingvar Kamprad hier in Småland
in der Nähe von Älmhult aufgewachsen ist und schon in
der Schule durch seinen nimmermüden Fleiss, sein Besitzstreben
und seinen Erfindungsgeist aufgefallen ist.
Ein
anderer grosser Sohn Schwedens, Carl von Linné,
in Deutschland und überhaupt in Zentraleuropa vielleicht ein
paar Naturwissenschaftlern oder Botanikern bekannt, hier in Schweden
ein Begriff: "Gott hat die Blumen geschaffen und Linné
hat Ordnung darein gebracht", heisst ein gern erzähltes
Bonmot eines Kollegen des grossen Naturwissenschaftlers. Der karge
Boden und die tiefen Wälder lassen den Menschen entweder untergehen
oder sie spornen ihn zu Höchstleistungen.
Jönköping,
Husquarna, Gränna, Von Gränna nach Ödeshög gibt
es ein schönes Küstensträsschen ungefähr in
der Mitte drei neu erbaute Ferienhäuser mit Superblick über
den Vätternsee. Überhaupt erinnert diese Strasse mehr
an den Gardasee in der unbekümmerten Liebreiz der Gegend als
an karges schwedisches Nordland. Auch in Ödeshög halten
wir uns die kleine Strasse 50 und fahren nicht auf die E4. Bei Alvastra
sehen wir Reste der Mauern eines Klosters in einem Eichenhain, vom
Ormberg haben wir eine Schöne Aussicht über den Vätternsee
auf der einen Seite und den viel kleineren Vogelsee Tåkern
auf der anderen. Dann kommen wir nach Vadstena.
Vadstena
ist interessant. Interessant, weil die einzige Heilige Schwedens
von hier herkommt. Birgitta, in Rom heilig gesprochen und begraben.
Vadstena selbst wird das erste Mal 1260 erwähnt, als das Gut
des Elav Jarl. Jarl ist ein altes Königsgeschlecht in Schweden.
In Vadstena regierte die Familie Bjälbo hundert Jahre.
1346
wurde das Gut von König Magnus Eriksson und seiner Gemahlin
Blanka der Birgitta Birgersdotter vermacht, die hier ein katholisches
Kloster zu gründen gedachte. Im Jahr 1362 war es dann so weit.
Die lang ersehnte Genehmigung des Heiligen Stuhls traf endlich ein.
1373
starb Birgitta in Rom. Ihre Gebeine wurden in dem Sarg, der heute
noch zu besichtigen ist, hierher überführt.
1430
wurde die Klosterkirche eingeweiht und das Kloster entwickelte sich
in der Folge und vor allem durch zahlreiche Schenkungen zu einem
wirtschaftlichen Machtfaktor, der sich allerdings nur wenig später
verheerend für das Kloster auswirken sollte.
Gustav
Vasa, dessen grösster Ruhm es war, die Einigung Schwedens durchgezogen
zu haben, stach die Macht der katholischen Kirche und der Klöster
überhaupt ins Auge. 1595 wurde das Kloster geschlossen. Das
Schleifen blieb ihm erspart, weil viele Töchter der vornehmsten
Adelsgeschlechter Schwedens Klosterschwestern waren.
Die
Klosterkirche ist heute noch interessant und wird von der schwedischen
Staatskirche genützt. Sehenswert sind die vielen Holzstatuen
in der Kirche. Bei Besichtigung der Kirche wird dem aufmerksamen
Besucher auffallen, dass viele der schönen Holzfiguren leicht
ramponiert sind: Da fehlt ein Arm, dort eine Nase, hier überhaupt
das halbe Gesicht. Diese pro forma Misshandlungen sind eine Erinnerung
an die Reformation, als sich in Ermangelung lebender Opfer die Wut
des Pöbels an den Holzfiguren entlud.
Täglich
um halb fünf Uhr Abends wird die Stille der Kirche und des
Klostergartens durch den Gesang der Nonnen unterbrochen, die zu
diesem Zeitpunkt ihre Vesper in dem nahegelegenen Kloster anstimmen.
Von
Vadstena ist es nicht weit nach Motala und dem Göta Kanal.
Askersund, ein malerisches Städtchen mit sehr schönem
Blumenstück und imposanter Kirche, sowie einem guten Café
auf dem ersten Platz links nach der Brücke. Örebro-Lindesberg-Kopparberg
- geht es durch Bergslagen, also jenen Teil Schwedens, dem das Land
seinen Reichtum verdankt. Heute sind die ganzen Hammerwerke und
Erzgruben geschlossen. Nur mehr die Ortsnamen, auf - hyttan wie
Guldsmedshyttan (Goldschmiedhütte) Garphyttan, Siggebohyttan,
Grängshyttan, Grythyttan erinnern an die glorreiche Vergangenheit.
In
Gillersklack gibt eine hübsche Feriensiedlung auf einem kleinen
Berg. Sehr schöne und grosse Ferienhäuser. Desgleichen
in Kloten, das zwischen zwei Seen liegt.
Kopparberg - Grängesberg - Ludvika - Borlänge. Jetzt sind
wir schon im tiefsten Dalarna und kommen über Leksand geradeswegs
nach Rättvik am Siljansee. Wer Axel Munthe, den "Arzt
von San Michele" mag, sollte hier in Leksand Ausschau halten
nach Hildasholm.
Hildasholm
liegt nördlich von der Kirche Leksand am Strand es Siljansees.
1910-11 von Axel Munthe, einer der wohl schillerndsten Gestalten
Europas um diese Zeit erbaut. Mehr erdverbundenen Naturen sei ein
Besuch des Volksstücks "Himlaspelen" nahegelegt,
das seit 1941 hier in Leksand täglich vom 14.-23. Juli aufgeführt
wird.
Viel
wurde schon über Dalarna geschrieben und gesungen. Für
viele ist es Schwedens schönste "Gegend". Und es
stimmt: Gar lieblich ist es am Siljansee und die Menschen hier heroben
sind denn auch so etwas wie touristische Experten geworden, wenn
es das im ernsten Schweden überhaupt gibt.
Doch
nirgendwo sonst im Königreich sind die Menschen so heimatverbunden
und stolz auf ihre Tracht, Ihre Musik, ihren Dialekt wie hier in
Dalarna. Speziell Rättvik und die Strasse am Siljansee entlang
nach Mora ist eine Augenweide. Die alten Höfe, die Maibäume,
die grün bewachsenen Inseln im Blauen See, der durch einen
Meteoreinschlag vor 360 Millionen Jahren entstanden ist - alles
trägt zu der Verzauberung bei.
Junge
und junggebliebene Gäste werden gut daran tun, sich an einen
der allabendlich stattfindenden "Logdanser" oder "Scheunentänze"
an die mit Birkenreisig geschmückten Scheunen heranzupirschen,
wo eine Musikkapelle aufspielt und sich die "sommerdamischen"
Schweden ihrem kurzen Vergnügen hingeben. Nicht umsonst hat
der Maler der schwedischen Frauen par excellence, Anders Zorn (1860-1920),
hier in Dalarna sein Hauptquartier aufgeschlagen. Ein Museum gibt
es in Mora, und auf der Strecke nach Älvdalen gibt es einige
Stellen, die an ihn und sein Schaffen erinnern.
In
Mora stellt sich dann die Frage: Orsa und der grösste Bärenpark
Europas oder Natur und Kultur in Älvdalen. Naja, sind Kinder
mit dabei, ist die Wahl klar: Die Bären sind auch zu putzig,
wenn sie in ihren Gehegen umhertollen, ausserdem ist immer Nachwuchs
da. Sie vermehren sich hier in Orsa wie die Karnickel.
Älvdalen
hat ein sehr schönes, eher besinnliches Mittsommerfest auf
der Schanze von Rot mit dazugehörigem Heimatmuseum. Einen kleinen
Ausritt muss ich unbedingt empfehlen, auch für Leute, die einem
Pferderücken sonst nicht viel abgewinnen können, und zwar
aus dem einfachen Grund, weil es erstens nur im Schritt dahingeht,
und weil hier eigentlich nicht das Reiten im Mittelpunkt steht,
sondern wirklich die Umgebung.
Ich
bin schon an vielen Orten geritten, aber nirgends hat die Natur
einen derartig tiefen Eindruck hinterlassen. Es ist schwer zu sagen
warum - jetzt in der Retrospektive steigen die Bilder der beiden
Seen vor dem geistigen Auge auf, ungefragt, in den Ohren klingt
der Lärm der unzähligen Vögel, dann umrunden wir
den See und plötzlich tritt Ruhe ein und ein paradiesischer
Winkel dieser Erde tut sich auf.
Ein
Windverschlag mit Feuerstelle lädt ein, wir sitzen ab und obwohl
wir eine recht ansehnliche Gruppe sind, verstummt jeder und das
grosse Schauen hebt an. Der glasklare spiegelglatte See, ein paar
Schwäne oder sind es Enten, ich kann mich nicht mehr genau
erinnern, das Schilf, da, ein Windhauch fährt über das
Bild hinweg, das Wasser kräuselt sich ganz leicht, die Pferde
stampfen ein wenig , das ist aber auch schon das einzige Geräusch.
Als wir wieder weiter müssen, habe ich, und sicher nicht nur
ich, das Gefühl, aus dem Paradies vertrieben zu werden. Ohne
Biss in den Apfel, also mit der ganzen Unschuld vor dem Sündenfall,
einer Unschuld, die des Schauens und des Freuens fähig ist
- und bleibt.
Von
Älvdalen bei Rots Skans vorbei geht es nach Särna auf
einer kleinen Strasse, zuerst den Fluss entlang und dann über
einen Höhenzug, Låmgö Bruk, Ulvsjön und Olingskog
sind drei Orte wäre zu viel gesagt, ein paar Häuser entlang
des Wegs. Hier unbedingt Augen offenhalten. Auerhahn, Elch und vielleicht
sogar Luchs sind hier zu erspähen.
Lillhärdal
liegt am Orrmosee. Lillhärdal ist ein interessanter kleiner
Ort, der sich seine Eigenart und Unscheinbarkeit erhalten hat, ohne
gross von dem touristischen Trubel der Gegend um den Siljansee partizipieren
zu können. Meiner Meinung macht gerade das den Charme des Ortes
aus. Es ist nichts da, was einen verleiten würde, hier Station
zu machen, und vielleicht gerade deswegen strahlt der Ort eine Ruhe
aus, die wohltuend auf die Seele wirkt.
Eine
Paddeltour auf dem Härjån, dem man kaum anmerkt, dass
er fliesst, ein Ausflug zu den Hütten von Salixbyn, übernachten
kann man entweder im Gasthaus oder eben in einer Blockhütte
im Wald. Die Idylle pur, nur wenn man Pech hat, kommt gerade der
reichste Mann Schwedens, Peter Wallenberg, mit seinem Hubschrauber
und fliegt in sein Jagdhaus, zu dem nicht einmal eine Strasse führt.
Aber wie früher der Adel so wissen eben heute unsere Milliardäre
wo es schön ist.
Von
Lillhärdal geht es weiter nach Sveg mit einem schönen
Springbrunnen und jetzt sind wir im Norden. Sveg ist bereits Norden.
Die Landschaft Härjedalen beginnt und damit die Weite, es wird
merklich kühler, die Natur verändert sich, der Wald wird
eine Spur karger. Das Liebliche Dalarnas, das wir noch ein letztes
Mal auf unserem Ausritt in Älvdalen spüren durften, liegt
endgültig hinter uns.
In
Sveg kommen wir auch auf die Strasse 45, die Inlandsstrasse, die
bis hinauf nach Jokkmokk führt. Wir fahren über Ytterhogdal
(www.schwedenoutback.com/Ytterhogdal.htm) bis Rätansbyn und
dann rechts ab auf der Str. 315 Richtung Ånge. Für diesen
Wegabschnitt möchte ich Sie bitten sich richtig auszuschlafen
und bereits vorab darauf einstellen, dass hier eine Genussfahrt
anhebt. Rätan bis Kölsillre und weiter bis Ånge
das ist eine Landschaft wie sie im Bilderbuch steht. Am Fluss Ljungan
entlang, der sich immer wieder zu einem See erweitert, Wald wechselt
mit fruchtbarem Weideland, es gibt so gut wie keinen Verkehr, weil
die Autos entweder auf der E 14 unterwegs sind oder auf der 45er
bleiben, ja, dieser knapp hundert Kilometer lange Streckenabschnitt
ist eine Augenweide.
In
Ånge kommen wir kurz auf
die E14, fahren auch links ab Richtung Östersund, doch nur
32 Kilometer bis Bräcke, dort verlassen wir diese Querverbindung
vom bottnischen Meer zum Atlantik bereits wieder und kurzen über
Bispgården - Långsele - Sollefteå nach Kramfors
und zum Fluss Ångermanälven, einem der mächtigen
Ströme des Nordens, früher als Wasserstrasse für
das Flössen benutzt, heute Stromlieferant.
Von
Kramfors kommen wir nach Veda und können da auf der neuen Brücke
ein wirklich imposantes Bauwerk, das der Golden Gate Brücke
nicht viel nachsteht, an die Hohe Küste. Hier nimmt auch der
Hohe Küste Weitwanderpfad seinen
Anfang und was einige Tagesetappen zu Fuss bedeutet, erledigen wir
mit dem Auto in einer halben Stunde. Wir sind in Ullånger.
In
Docksta liegt ein nettes Hüttendorf, von Bjästa führt
ein kleines Küstensträsschen nach Örnsköldsvik.
(www.ornskoldsvik.se auch
auf deutsch mit vielen guten Tips zum Sehen und erleben.)
Bis
Nordmaling bleiben wir auf der E4, lassen uns nicht irritieren durch
die vielen überlangen Holztransporter, sondern freuen uns über
diese Wunder der Technik und ihrem ästhetisch-kraftvollen Gepräge.
In Nordmaling geht es auf die kleine Strasse 353 nach Bjurholm zu
Christer Johanssons Elchfarm. Weil wir
noch immer nicht genug haben von den Tieren des Nordens fahren wir
gleich weiter nach Lycksele, wo wir
im Zoo Bären, Moschusochsen, noch mehr Elche, Rentiere, Luchs,
Vielfrass und Bären sehen.
Von
Lycksele geht es quer durchs Land zum Vindelfluss, bei dem wir in
Mårdsele du den gleichnamigen Stromschnellen kommen. Hier
unbedingt stehenbleiben und über die Brücken, die die
rauschenden Stromschnellen überspannen, spazieren. Der Vindelfluss
lässt erahnen, welch enorme Kraft die Natur und das Wasser,
so ungezähmt, eigentlich hat. Immer wieder passiert es nach
der Schneeschmelze, dass sich dieser Fluss ein neues Bett gräbt,
da einen Heustadel mitnimmt, dort einen ganzen Wald dem Erdboden
gleich macht.
Trotzdem
wollen die Menschen, die hier wohnen nichts von einem Ausbau und
einer Zähmung "ihres" Flusses hören, sondern
sobald sich in Stockholm wieder einmal eine Stimme regt, die noch
mehr Kraftwerke, noch bessere Verbindungen, noch mehr Geld für
die Staatskassen spürt, steigen diese Menschen auf die Barrikaden
und ketten sich an die Bäume, die am Fluss wachsen.
Von
Mårdsele ist es nicht weit zu den Åmanseen und einer
schönen dreitägigen Kanutour.
Wir fahren weiter nach Norsjö und der längsten Seilbahn
Europas, wenn nicht sogar der Welt, die Fahrt dauert wenn man will,
einen halben Tag, die meisten Fahrgäste begnügen sich
damit, zwei Stunden über die Wälder zu schweben.
Von
Norsjö über Norsjövallen, Lillholmträsk, Åmliden,
Rökå führt ein Strässchen ins ungefähr
fünfzig Kilometer weit entfernte Kristineberg, einem jener
unzähligen Bergwerke, wo fleissige Hände dem schwedischen
Urgestein Gold, Wolfram Kupfer, Mangan, Quarzit etc. abringen.,
Nicht umsonst wird diese Gegend Schwedens "Goldreich",
Guldriket genannt.
Kristineberg
ist ein kleines Dörfchen in dem Gold, Silber und Kupfer geschürft
wird. 1946 erschien dem Anders Jönsson tief unten im Schacht
Jesus Christus und sofort wurde hier eine Bergmannskirche eingerichtet,
die zu besichtigen ist. Passenderweise hat sich an der Wand des
Kirchleins auch ein Jesusbild eingegraben, das heute fröhlich
als "Wunder von Kristineberg" den staunenden Besuchern
präsentiert wird.
Für
die Ortsbewohner wichtiger ist wahrscheinlich die Prophezeiung "...
so lange wie nur möglich werdet ihr von Mühsal verschont
bleiben, denn Gott selbst hat seinem eingeborenen Sohn in Nordlands
schimmernden Bergen eine Wohnung bereitet".
Von
Kristineberg kann man über Malå auf einer winzigen Strasse
über Lainijaur, Möttjärn, Rönnliden Baktsjaur
und Grundträsk nach Aborrträsk kutschieren, doch sind
dafür starke Nerven angesagt, denn hier heroben ist es einsam
und so eine Fahrt durch die Wälder ohne Haus, ohne eine Seele,
ja nicht einmal ein Auto zu treffen während mehrerer Stunden
Fahrt ist nicht jedermanns Sache (doch ein einmaliges Erlebnis.
Zähigkeit macht sich bezahlt, wie immer!).
Also
lieber über Lillholmträsk nach Bäverhult und über
Mensträsk nach Glommersträsk. Träsk bedeutet Sumpf,
Moor, ist also nicht gerade ermunternd, doch im Sommer geht es.
Im Herbst und vor allem im Winter ist eine Fahrt hier recht nervenaufreibend,
vor allem wenn man ein Auto hat, das immer wieder spuckt und hustet
und sich überlegt, ob es noch einen Kilometer weiter fahren
soll oder nicht doch lieber den Dienst versagt. Bei halbem Tank
auffüllen ist hier eigentlich schon empfehlenswert. Von Glommersträsk
sind es ungefähr fünfzig Kilometer nach Arvidsjaur und
bewohntes Gebiet. Von Arvidsjaur über
Jokkmokk und Gällivare
sind es nach Kiruna nur mehr etwa dreihundert Kilometer.
Gerade
ist ein neuer Schweden-Führer von Lonely Planet erschienen
und darin werden die Gruben von Kiruna als Schwedens beste Fremdenverkehrsattraktion
gepriesen. Also dürfte sich eine Führung in der Erzgrube
von Kiruna schon auszahlen. Ich selber habe im nahegelegenen Svappavaara
und in Malmberget im Hochofen geschuftet, bin also vom Erz weitgehend
geheilt, aber wenn alles andere Sehenswerte in Schweden vor den
Gruben zurückstehen soll, dann will das sicher etwas heissen.
Nur zu!
Zwischen
Gällivare und Kiruna gleich hinter dem Fluss Kalixälven
liegt Piilijärvi und das ist ein richtig nettes Dorf wo man
bei Carina und ihren Eltern in Piilijärvi Camping (Tel. +46
980 320 12) www.piilijarvi.se
einige Hüttchen mieten oder auch am Ufer des Sees sein Zelt
aufstellen und am nächsten Tag mit dem Boot rausfahren und
angeln kann.
Von
Kiruna sind es etwa sechzig Kilometer nach Nikkaluokta und zum Königspfad
oder zum Kebnekaise.
Für
die Rückfahrt empfiehlt sich die Route über Pajala
und den Fluss Torneälven nach Haparanda und weiter nach Luleå
mit seiner schönen Kirchenstadt in der Altstadt. Kirchenstadt
deshalb, weil früher die Bauern der Umgebung rund um die Kirche
kleine Hüten errichteten, wo sie übernachten konnten,
wenn sie zum Gottesdienst kamen. In Luleå gibt es auch ein
sehr schönes Hüttendorf Arcos oder eine Jugendherberge
von STF in Örnvik. Hier beschliessen wir unsere Nordlandreise
für dieses Mal.
6.
Ein Wort des Dalai Lama darf nicht fehlen: "Spend some time
alone every day". Nun, das wird niemandem schwer fallen auf
dieser Reise :-)
Last
Updated: Montag, 1. September 2008
Copyright 1999-2008 Dr. Eduard Nöstl
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1101-9840
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