Vindelntal
in Västerbotten
Mit
dem Kanu unterwegs im
Åmanseensystem
Der
Vindelfluss ist einer der wenigen naturbelassenen schwedischen Flüsse
und verläuft vom Vindelnaturereservat in den Fjälls an
der norwegischen Grenze bis nach Vännäs wo er in den nicht
minder mächtigen Umefluss mündet. Wir befinden uns in
der Provinz Västerbotten mit Umeå als Residenzstadt.
Der
Åmankanupfad hat den Vorteil, nicht bloss naturschön
und abgelegen zu sein, sondern er ist auch ziemlich leicht und gefahrlos
zu befahren, dabei aber trotzdem durch seine Führung durch
Seen und auf stillen Flüssen abwechslungsreich und spannend.
Der Tip für diesen Pfad kam von Annika Andreen im Tourismusbüro
Vindeln, die sich auch grosszügigerweise bereit erklärte,
mich auf dieser Tour zu begleiten.
von
Eduard Nöstl
Die Wälder
haben sich bereits das Herbstkleid übergezogen und die Birken
spiegeln sich in ihren vielfältigen Farben im See als gälte
es einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Nach etwa einer Stunde
sind wir am See Ajaur angekommen. Wir finden unser Kanu an der Stelle,
die uns vom Kanuverleiher angegeben worden war.
Es
ist ein Trapperkanu und trägt den spannenden Namen Nelly. Wir
schlüpfen in die Schwimmwesten, denn mit den Seen ist auch bei
Niedrigwasser nicht zu spassen. Es ist meine Sache nicht, ein paar
Kilometer im kalten Wasser ans Ufer zu schwimmen. Daher scheint mir
die Vorsichtsmassnahme recht einsichtig und ich schnalle mir die Weste
gern um.
Es
hat nach dem niederschlagsarmen Sommer schon ewig nicht mehr geregnet,
daher hat der See auch nur wenig Wasser und wir schleifen das Kanu
vielleicht zehn Meter über sandigen Boden bis hin zum offenen
Wasser.
Hier
zeigt sich der Vorteil von Stiefeln, denn damit kann man auch zur
Not das Kanu im Wasser noch ein wenig hinausschieben, während
ich mit meinen Turnschuhen lieber gleich im Kanu Platz nehme. Das
Paddel ist noch etwas ungewohnt, doch schon nach ein paar Schlägen
fühle ich mich eins mit Nelly und wir gleiten durch völlig
ruhiges Wasser Richtung Süden.
Der
See ist vielleicht zwei mal fünf Kilometer gross und hier heroben,
wo eine Brücke über seine engste Stelle führt, stehen
auch ein paar Bootshäuser direkt am Ufer. Allerdings bei dem
niedrigen Wasserstand ist nicht viel Staat damit zu machen und die
Boote liegen alle auf dem Trockenen.
Aber
das macht nicht sehr viel aus, denn die Häuser, die vor zwanzig
Jahren alle noch bewohnt waren, dienen heute nur mehr als Sommerhäuser,
sind also wenn es hoch her geht, zwei Wochen pro Jahr bewohnt, kein
Wunder daher, wenn viele davon für einen wahren Spottpreis
zu haben sind. Preise um zwanzigtausend Euro für ein Haus mit
Grundstück am See werden glaubhaft kolportiert.
Menschenleere
Landzungen
Keine Menschenseele weit und breit, bis auf Annika und mich. Schon
nach kurzer Zeit haben wir den richtigen Rhythmus für unsere
Paddel gefunden und wir haben ungefähr den halben See zurückgelegt,
als Annika ruft: "He, schau mal da vorn auf der Landzunge,
die in den See hinausläuft, was ist denn das?"
Angestrengt
schaue ich und - ja, da ist irgendetwas, und kein Zweifel, es bewegt
sich auch, nur was das ist, fällt mir schwer herauszufinden.
Für einen Elch ist es zu klein, Rentiere sind hier herunten
kaum zu sehen, Rehe gibt es auch nicht, also was?
Wir
halten auf die Landzunge zu und strengen uns ein wenig extra an.
Das Ding rührt sich nicht. Erst als wir den halben Weg zurückgelegt
haben, löst sich das Rätsel auf: Eine Tonne, die halb
aus dem Sand herausragt und wohl durch die Luftspiegelung so ausgesehen
hat, als würde sie sich bewegen. Diese Täuschungen sollten
noch öfter passieren. Aber wir gehen an Land und ziehen unser
Kanu zur Hälfte aus dem Wasser. Annika setzt sich zur Meditation
unter einen Baum und ich erkunde die Insel.
Preiselbeeren
zuhauf
Der Sandstrand ist breit, vielleicht fünf Meter und dort, wo
die Wellen des Sees die Böschung abgegraben haben, leuchten
mir in einer Höhe von etwa eineinhalb Metern leuchtend rote
Preiselbeeren entgegen. Ja, richtig, es ist Beerenzeit. Ich vergesse
gleich auf meine Entdeckungspläne und stopfe Beeren in mich,
so viele wie möglich. Auf diesem Streifzug komme ich an einigen
Feuerstellen vorbei, es liegt überhaupt einiges an Gerümpel
herum, das aber alles entweder als Windschutz oder als Bedarfsofen
Verwendung gefunden hat. Alte Kisten, Ziegel etc.
Annika
sitzt unter ihrem Baum und schaut übers Wasser. Erstaunlich,
wie leicht Schweden eins mit der Natur werden. Aber auch nicht alle.
Annika ist durch ihre Mutter, die Heimatdichterin Linnea Fjällstedt,
bekanntgeworden mit ihrem Roman "Die Hungerpest", in dem
sie das Schicksal ihrer Grossmutter beschreibt, die in den Achtzigerjahren
des vorigen Jahrhunderts im Inneren des Nordlands als Kleinkeuschler
würden wir sagen, gelebt hat.
Kein
Brot aber viele Kinder
Jene Kleinbauern, die oft nur mit einer Kuh und ein paar Ziegen
eine grosse Kinderschar ernähren mussten, hatten wahrhaftig
kein leichtes Los. Die absolute Härte war, wenn der Mann, aus
welchen Gründen immer, sei es, er kam bei der Jagd ums Leben
oder wurde sonstwie arbeitsunfähig oder machte sich einfach
aus dem Staub, wenn der Mann also die Familie im Stiche liess.
Dann
wurden die Frau und die Kinder von der Gemeinde an den Wenigstbietenden
verkauft! Ja, ja, es soll keinen wundern, dass ausgerchnet in Schweden
der Gedanke des Volksheims aufgekommen ist, denn es muss den Menschen
immer erst richtig schlecht gehen, ehe sie auf wirklich gute Gedanken
zum Wohle aller verfallen. An den Wenigstbietenden deshalb, weil
die Gemeinde eben dem "Käufer" ein Handgeld geben
musste, damit dieser überhaupt die Kinder und die Mutter bei
sich aufnahm.
Die
Bücher der Linnea Fjällstedt geben ein erschütterndes
Zeugnis ab über die Härten des Lebens in diesem europäischen
Musterstaat noch vor knapp hundert Jahren. Und auf Schritt und Tritt
stossen wir auch hier auf Zeugnisse wie sehr sich die Siedler, die
aus dem südlichen Schweden hierherkamen, abmühen mussten,
um dem kargen Boden und dem unwirtlichen Klima mit primitiven Hilfsmitteln
das zum Überleben notwendige zu entreissen.
Die
Umgebung in der wir uns bewegen hat also sehr viel mehr zu bieten
als "nur" ein Naturerlebnis der Sonderklasse. Hier kann
der aufmerksame Beobachter auch den Wahn des Menschen verfolgen,
der glaubt, die Natur erobern zu müssen. Und er kann verfolgen,
wie besagter Mensch eines besseren belehrt wird, nämlich, dass
er nur in Zusammenspiel mit der Natur eine dauerhafte Überlebenschance
hat. Darum also Annikas Zorn über die Zahnstocherbäume,
denn sie versteht, wie gravierend wir mit unseren Maschinen den
Wald verletzen.
Noch
ehe ich den kleinen Föhrenwald ganz von seinem Preiselbeerteppich
befreien kann, mahnt Annika, die wieder aus ihrer Trance erwacht
ist, zum Aufbruch.
Nelly
ist bereit und die nächste Stunde vergeht wie im Traum: paddeln,
schauen, geniessen, paddeln. Wir haben den ersten See der Länge
nach durchfahren. Dort, wo der See seinen Ausfluss hat, ist ein
kleiner Staudamm und hier gehen wir an Land.
Kaffeepause
an der Manjaurhütte
Passenderweise
steht auch die Manjaurhütte da, eine von vielen hervorragend
und bequem ausgestatteten Hütten, die im ganzen Åmansystem
zu finden sind. In der Hütte ist alles für die Übernachtung
bereit, es stehen Pritschen zur Verfügung, ein kleiner Kanonenofen
mit ausreichend Holzvorrat, ein Tisch mit Holzbänken - ja,
hier lässt es sich sicher aushalten.
Wir
machen es uns vor der Hütte an der Feuerstelle bequem, bald
flackert ein lustiges Feuerchen und der unvermeidliche Kaffeetopf
wird aufgesetzt. Das Kaffeekochen über dem offenen Feuer ist
eine Kunst, das Nordschweden schon von klein auf beherrschen. Darum
schleppt auch jeder Kanufahrer oder Wanderer, der etwas auf sich
hält, einen kleinen Kaffeetopf mit sich herum und in einem
Lederbeutel wird Kochkaffee aufbewahrt.
Kocht
das Wasser im Töpfchen, wird eine Handvoll Kaffe dazugegeben,
dann noch einmal aufgekocht, gewartet, bis sich der Sud gesetzt
hat und schon ist der Kaffe trinkfertig. Keine Milch wird notwendig,
ja, ist nicht einmal zu empfehlen, denn durch die Milch verfälscht
sich der Kaffeegeschmack ganz ausserordentlich.
Übrigens
ist der See recht fischreich, ein Schild erzählt, dass hier
Forellen, Hecht, Maränen, Barsch und Plötzen umherschwimmen.
Der Bach Manjaureån ist für den Kanufahrer nur im Frühjahr
bei Hochwasser zu befahren, die restliche Zeit sind spitze Steine
und allgemein zu niedriges Wasser ein unüberwindliches Hindernis.
Daher stellen wir unsere Nelly auf den mitgeführten kleinen
Wagen und schieben auf der Strasse vielleicht zwei Kilometer bis
zu einer Brücke, wo wir wieder wassern können.
Sandbänke
und Nistkästen
Der Fluss ist ca. 20 m breit, aber sehr seicht, vielleicht zwanzig
Zentimeter Wasser, nicht mehr, was zu erstaunlichen Beobachtungen
des Seegrases führt, das in der Wasserströmung sachte
zu schweben scheint. Am Flussufer ist vor allem Schilf zu sehen,
dahinter die unvermeidlichen Birken und dann Kiefern.
An
einzelnen Kiefern sind uralte Vogelkästen angebracht, die noch
aus dem letzten Jahrhundert zu stammen scheinen, oder zumindest
vor der allgemeinen Landflucht angebracht wurden. Verfallene Heuhütten
geben ein weiteres Zeugnis ab von einer verschwundenen Zeit, als
die mit "Starrgräs" (Segge) bewachsenen Wiesen ein
wichtiges Zubrot als Winterfutter für die Kühe der Bauern
darstellten, das bei der Herbstmahd, "slåtter" genannt,
geerntet wurde.
Wasserflöhe
sind so leicht, dass sie wirklich auf dem Wasser hopsen können,
wenn sie nicht von den zahlreich springenden Fischen sehr rasch
einem nutzbringenden Ende zugeführt werden.
Der
See Manjaure ist etwas kleiner als der Ajaursee. Manjaure kommt
aus dem samischen und bedeutet Mondsee. Den Manjauresee durchpaddeln
wir ziemlich rasch in eineinhalb Stunden. Er ist ca. zwei Kilometer
breit und ungefähr fünf Kilometer lang.
Vom
Dorf Manjaure sehen wir nur ein paar Dächer und einen Hund,
der zu uns herüber bellt. Früher einmal war das eine Lappensiedlung
und als die ersten schwedischen Siedler herkamen, war natürlich
keine Festtagsstimmung aufgekommen. Wie zu erwarten blühte
der Hader und erreichte seinen Höhepunkt, als sich die Tochter
eines reichen Lappen in den Sohn eines Siedlers verliebte. Vater
Lappe wurde so wütend, dass er seinen Schatz nahm und hier
irgendwo vergrub - bis heute hat man ihn nicht gefunden.
Pyttipanna
und Nyponsoppa
Unter solchen kleinen Geschichten verging die Zeit wie im Flug und
es wurde Zeit, sich um einen guten Landungsplatz umzusehen, denn
vom vielen Paddeln, was jeder weiss, der einmal einen ganzen Tag
im Kanu unterwegs war, kriegt man einen ganz schönen Appetit.
Wir wurden denn auch bald fündig - ein Windverschlag am Strand
mit dazugehörendenr Grillplatz passte unseren Vorstellungen
genau und so kochte Annika auf - zünftig mit Bratpfanne auf
dem offenen Feuer, weniger stilgerecht das "Pyttipanna"
(Eintopf) aus der Tiefkühltruhe, aber geschmeckt hat's und
als Draufgabe kommt die beliebte "Nyponsuppe" also Hagebuttensuppe,
die ob ihres Reichtums an C-Vitaminen bei den aktiven Menschen mit
der Blaubeerensuppe gleichauf gestellt ist.
Am
nächsten Tag sind wir schon früh unterwegs, nachdem wir
alle Tiere des Hofs versorgt hatten, stechen wir in See. Zuerst
geht es zum Lockerwerden auf dem Flüsschen eher im Gleittempo
dahin, was mir Zeit lässt, die Kiefernwälder, die sich
links und rechts des Forsbackaflüsschens im Wasser spiegeln,
zu bewundern. Der Fluss liegt wie ein Spiegel und obwohl der Himmel
mit einer grauen Schicht überzogen ist, haben wir Glück
mit dem Wetter. Es ist windstill und mit ca. 15 Grad herrscht eine
angenehme Paddeltemperatur.
Nach
zwanzig Minuten erreichen wir zwei kleine Seen - Inre und Yttre
Småträsk. Vorher passieren wir noch den Brännforssund
und ein Dorf gleichen Namens, dessen Einwohner gegen Ende des neunzehnten
Jahrhunderts mit Mann und Maus nach Amerika ausgewandert sind.
Härteste
Überlebensbedingungen
Der
Fluss dürft schon an sich recht seicht sein, aber heute bei
einem historisch tiefen Wasserstand müssen wir die ganze Zeit
aufpassen, dass wir nirgends auflaufen. Das Schilf bildet richtige
Schilfgürtel und immer wieder überraschen wir einen Hecht
bei der Jagd auf kleine Fische.
Nach
einer halben Stunde kommen auf den ersten See, ein leichte Brise
kräuselt die Oberfläche und auch die Sonne will durch
die Wolken blinzeln. Viel Nadelwald gibt es, durchzogen von vereinzelten
Birken, die jetzt im Herbst Farbflecken bilden. Wir halten uns linkerhand
und steuern auf zwei kleine Inseln zu.
Wir
gleiten durch einen schmalen Sund, das Wasser ist fast schwarz und
die Sonne glüht darin auf wie ein farbloser leuchtender Meteor.
Knapp zwei Meter vor dem Boot fliegt eine Stockente auf. Bei der
zweiten Insel gehen wir an Land und queren über einen kleinen
Höhenrücken, der über und über mit delikaten
Schwarzbeeren bewachsen ist.
Unser
Ziel ist ein schmaler Sandstrand. Annika verweist auf ein Schild
mit der kurzen, ergreifenden Inschrift. "Holmvik 1859. Der
Mann ertrank und Frau und Kinder wurden auf einer Auktion an den
wenigstbietenden versteigert."
Die
Leute hier heroben werden schon wissen, warum sie etwas zurückhaltend
und schweigsam sind - die Geschichte allein wird es ja wohl nicht
sein, die ihnen Schweigsamkeit gebietet. Auch heute noch dürfte
das Leben in dieser harten Natur nicht ganz einfach sein, auch wenn
der Höhepunkt des Jahres die zwei Septemberwochen der Elchjagd
sind.
Inzwischen
haben wir wieder in unserem Kanu Platz genommen und schon ziehen
wir über den See Yttre Småträsket. Hatte vorher
die Sonne Anstalten gemacht durchzukommen so hat sie sich in der
Zwischenzeit hinter den Wolken versteckt. Wir paddeln in Seemitte
und zu meinem Erstaunen stösst das Padel hier heraussen, etwa
zwei Kilometer vom Ufer entfernt auf Grund! Doch nur an dieser einen
Stelle - die restlichen 500 Meter zur Mündung des Flusses Holmträskån
die wir erst spät entdecken, da uns ein breiter Schilfgürtel
die Sicht nimmt, gleiten wir durch blauschwarze tiefe Wasser.
Der
Bach ist zuerst recht schmal, gerade um die fünf Meter und
wird dann wieder zur gewohnten Breite von ca. zwanzig Meter. Es
ist völlig windstill, trotzdem auf dem See vorher die Brise
uns bereits ziemlich kühl um die Ohren geweht hat.
Auch
hier fallen mir wieder die vielen Nistkästen auf, die an zum
Teil bereits abgestorbenen Bäumen angebracht sind. Der Fluss
hier ist abwechslungsreich, denn immer wieder müssen wir um
Steine herummanövrieren oder breiten Sandbänken ausweichen.
Kurz
vor einer Betonbrücke liegt linkerhand ein rotes simples Haus,
wo aber heute anscheinend Hochbetrieb herrscht. "Eine Elchverarbeitungsanlage",
meint Annika lakonisch. Anscheinend war den Jägern das Jagdglück
hold, aber wir sind schon wieder vorbei noch ehe ich etwas ausmachen
kann.
Im
Eilzugstempo über den Holmträsksee
Der Fluss mündet nach etwa einer Stunde in den bisher grössten
See auf unserer Route durch das Åmansystem, den Holmträsksee.
Er misst ungefähr fünf mal zehn Kilometer. Da es schon
ziemlich spät geworden ist, nehmen wir die gerade Linie und
halten auf eine grosse Insel zu, die wie eine von Riesenhand geschleuderte
Kanonenkugel in der Mitte des Sees aufragt.
Ich
bin froh, dass ich mein Regengewand angezogen und die Mütze
über die Ohren gezogen habe. Der Wind ist frisch und zum ersten
mal wirft das Wasser auf unserer Fahrt kleine Wellen. Doch inzwischen
habe ich schon so viel Training mit dem Paddel, dass wir in sehr
schönem Rhythmus vorankommen und uns in erstaunlich kurzer
Zeit der Insel nähern.
Auf
der Insel wachsen die Bäume nicht in den Himmel, sie sind aber
doch so beschaffen, wie man sich einen nordschwedischen Wald vorstellt.
Kerzengerade streben die mannsdicken Stämme der Kiefern den
Wolken zu. Schade, dass wir Gegenwind haben, denn ich wäre
gern an Land gegangen, es gibt eine kleine Bucht auf der Insel und
einen Pfad, der zum "Båtsundsklödden" führt,
wo eine kleine Schlucht und Höhlen den Besucher so manchen
überraschenden Anblick bieten.
Der
Gegenwind motiviert, die Kräfte werden angespannt und das Kanu
fliegt wie ein Pfeil über das Wasser. Es macht echt Spass,
den Wind im Gesicht zu spüren und eins mit den Elementen zu
werden. Kein Wunder, dass wir schon bald wieder Land vor uns sehen.
Angenehme
Nacht in der Lillåshütte
Allerdings umrunden wir die breite Landzunge ("holm"),
daher hat der See seinen Namen, und wir gehen erst dahinter im Windschatten
an Land. Hier steht denn auch schon die nächste Hütte,
wo wir die Nacht verbringen wollen.
Die
Lillåsstugan ist recht gross, sauber und hat eine riesige,
offene Feuerstelle in der Mitte. Vier Holzpritschen und ein Tisch
vervollständigen die Einrichtung. Wasser wird wie immer aus
dem See geholt, Holz gibt es gleich daneben in der Holzhütte.
Es ist einfach toll, überall ist vorgesorgt, Holzscheite sind
bereits geschnitten und handlich zurechtgemacht, man braucht sich
wirklich nur bedienen! Das ist Dienst am Kunden!
Ein
Feuer ist schnell entfacht und bald ist es heimelig warm in der
Hütte. Die Schlafsäcke sind ausgerollt und nach dem ganzen
Tag unterwegs merke ich erst wie müde ich bin. Das ist ja das
Schöne am Paddeln, dass der ganze Körper gefordert wird.
Es dauert daher nicht lang und ich bin sanft eingeschlummert.
Mit
dem Erfolg, dass ich am nächsten Morgen beim ersten Sonnenstrahl
schon munter bin. Leise schleiche ich mich hinaus um ein wenig die
Lage zu erkunden. Nebel liegen über dem See, es ist ziemlich
frisch, vielleicht um die fünf Grad und im Wald herrscht wie
immer moosiger Boden, junge schmale Kiefern und viele Schwarzbeeren
vor. Ich pflücke gleich ein Säckchen voll, das passt gut
als Bereicherung zum Frühstücksmüsli. In der Hütte
entzünde ich das Feuer und versuche mich als Kaffeekoch. "Nicht
schlecht, "meint Annika, "nur ein bisschen schwach".
Dabei hatte ich zwei Handvoll ins Wasser geworfen. Naja, mir hat's
geschmeckt.
Spannende
Kanupfade in jede Richtung
Eine halbe Stunde später sind wir bereits wieder unterwegs
auf dem Flüsschen Lillån, was soviel bedeutet wie kleiner
Bach. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir den See Bastuträsk,
der allerdings aus vor allem sehr viel Schilf zu bestehen scheint.
Vom
Bastruträsk gehen zwei Kanupfade aus. Einer geht direkt zum
Hjukensee, der andere ist um einiges länger und führt
vom Kalvträsk über den Fluss Krokån zum Gådaträsket
mit schönen Sandstränden und weiter über den See
Åmträsket zum Djupsundssee, dem tiefsten See der Gegend
mit 85 m.
Wir
halten uns hinter dem Bastuträsksee rechts und kommen so direkt
in den Hjukensee, an dessen Einfahrt ein unglaublich schöner
Bauernhof auf einer kleinen Insel liegt, die mittels einer uralten
Steinbrücke mit dem Festland verbunden ist. Zwei Eschen(?)
links und rechts der Brücke scheinen als Wachposten aufgestellt
zu sein. Des Ferienhausbesitzers Traum! Und natürlich unbewohnt.
Über
den Hjukensee lassen wir uns Zeit und geniessen die letzten Paddelschläge,
ehe wir in Noret an Land gehen. Von Noret ist es nicht weit zu den
Mårdsele Stromschnellen am Vindelfluss, die wir auf dem Nachhauseweg
noch schnell mitnehmen. (Natürlich haben wir ein Auto hier
am Ziel unserer Paddeltour geparkt.) Ansonsten kommt Lasse, der
Kanuvermieter, holt die Gäste ab und bringt sie zu ihrem Auto
zurück.
Das
Åmanseensystem ist - noch - eine Art Geheimtip. Wir sind während
der ganzen Zeit keinem Menschenseele begegnet, weder zu Fuss, zu
Pferd noch im Kanu!
Was
gibt es sonst noch zu tun in der Gegend?
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Aressen:
Touristenbüro Vindeln: +46 933 610 14, Box 65, S-922 81 Vindeln
Kanuvermietung Åmsele: +46 933 602 04
Last
Updated: Freitag, 14. Oktober 2011
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1101-9840
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