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Sicherheit beim Wandern

Teil 6


Die ultimative Ausrüstungsliste

Hallo Freunde, habe gerade die ersten Zeilen des vorigen ezines angeschaut und kann Euch mitteilen, dass die Sonne immer noch scheint. Ein wunderbarer Wanderherbst ist somit ein Faktum. Alle Leser, die sich jetzt irgendwo in den schwedischen Bergen oder Wäldern auf Wanderschaft befinden, haben den Zeitpunkt für Ihre Wanderung wahrlich gut gewählt. Wie Michael, der seit gestern in Jämtlandsfjäll von Vålåstugan Richtung Sylarna und weiter zum Helags (http://www.schwedenoutback.com/helags.htm) unterwegs ist.

Übrigens habe ich genau um diese Zeit voriges Jahr den Padjelanta (http://www.schwedenoutback.com/padje1.htm) durchwandert und ebenfalls Traumwetter gehabt. Der Herbst ist und bleibt somit nicht zuletzt wegen des stabilen Wetters und der wunderschönen Herbstfarben die beste Wanderzeit. Apropos Herbstfarben so erstrahlt zur Zeit ganz Schonen im schönsten Blätterglanz. Der Herbst taucht die Buchen-, Eichen- und Ebereschenwälder in die schönsten Farben: Von Ocker über Kaminrot bis ins helle Orange ergibt das eine Farbenvielfalt wie sie wohl kein Maler schöner erfinden kann. Ein Tag in der Natur entschädigt uns für viele Rückschläge und lässt uns den Stress des Alltags vergessen.

Heute wollen wir die Serie über sicheres Wandern mit einem Resümee beenden. Zuerst ein kurzer Rückblick. Was haben wir uns gemerkt aus den verschiedenen Beiträgen?

EIN KÜHLER KOPF UND GESUNDE VERNUNFT

Zuerst und vor allem wohl: mit einem kühlen Kopf und gesunder Vernunft kommt man weit - nicht nur im Leben, sondern auch in den Bergen. Nerven bewahren und das Risiko überschaubar halten und wenn alles nichts mehr hilft, lieber umdrehen als unnötigerweise ein Risiko eingehen. Wir brauchen uns in der Natur nichts beweisen. Wir sind nicht da, um ein Rennen zu gewinnen, sondern um uns an der Natur zu erfreuen und uns selber vor Augen zu führen, was wir alles während des Alltags im Büro versäumen.

Vielleicht auch um auf bessere Gedanken zu kommen und uns einmal zu überlegen, wohin wir uns denn bewegen mit unserer Technik und Umweltverschmutzung und dem unglaublichen Stress, den wir uns selber aufhalsen. Letztens war ich in einer Autowerkstatt und wollte ein paar Batterien besorgen. Neben mir stand ein Mann, dessen Handy pausenlos klingelte. Klingelte es einmal nicht, so wählte er die Nummer seines Büros, um irgendwelche Termine umzuleiten oder sonst etwas. Da fiel mir ein, wie geruhsam doch die Zeit vor dem Handy war: Der Mensch konnte sich Freiräume schaffen und wenn er unterwegs war, nun, dann war er eben einmal für ein paar Stunden nicht erreichbar. Und das war auch gut so. Ich kann mich an so manche angenehme Stunde erinnern, die ich träumend an einem See gesessen bin, weitab von Büro und Stress. Denn man braucht einfach Ruhe und muss irgendwann einmal abschalten dürfen auch am Tag, auch unter der Arbeitszeit. Denn Batterien, auch die menschlichen, müssen geladen werden. Und das Wochenende allein oder die wenigen Urlaubswochen sind zu wenig, zumindest was eine ordentliche Lebensqualität betrifft.

STIEFEL ODER SCHUHE?

Was haben wir noch gesehen? Nun, wie der Bericht von Verena und Henry gezeigt hat, ist bei einem regenreichen Sommer halt mit Wanderschuhen nicht viel Staat zu machen. Die Schweden werden schon wissen, warum sie mit Gummistiefeln wandern gehen. Moore und Sümpfe und Flussfurtungen sind halt nun einmal mit Stiefeln besser zu überwinden als mit Schuhen. Da ist nichts gegen zu sagen.

Dennoch, unsere Wahl ist klar: Bei Wanderungen auf Berge wie Kebnekaise oder Helags etc. also wo man raufgehen muss: Nur Wanderschuhe und da richtige mit hohem Schaft und guter Sohle. Keine Turnschuhe oder Textilschuhe. Das gilt auch für Wanderungen durch die grossen Naturreservate und Wanderwege wie Kungsleden oder Padjelanta und auch die Weitwanderwege im Süden wie Schonenwanderpfad oder Bergslagsleden.

Weiters haben wir gesehen, dass auch Einheimische vor Fehlern nicht gefeit sind, also im Zweifelsfall lieber der eigenen Vernunft und Erfahrung gehorchen als sich blind auf den Rat Unbekannter verlassen. Natürlich ist bei der Wegwahl die Chance grösser, dass ein Einheimischer den richtigen Pfad kennt, aber trotzdem ist immer Vorsicht geboten. Dies gilt vor allem dann, wenn man sich einfach an eine Gruppe anhängt im Vertrauen darauf, dass diese den richtigen Weg finden wird.

Auch wenn sie das tut, man weiss nie, wie schnell diese Leute unterwegs sind, wie das Wetter wird, und ob die gewillt sind, auf die Nachzügler zu warten. Daher eigene Orientierungsmittel wie Karte, Kompass und GPS selber mitführen. Wobei jeder Teilnehmer einen eigenen Kompass mitführen sollte und Alleingeher zwei.

KARTE KOMPASS GPS

Übrigens ist es sicher ein Vorteil, wenn man sich beim Gebrauch von Karte und Kompass auch ein bisschen auskennt. Also am Abend vorher einige Fixpunkte auswählen und dort mit Bleistift die Marschzahl (Kompasskennung) für den weiteren Weg eintragen, dann erspart man sich das Herumfummeln mit der Karte im Regen oder bei Wind.

Ganz wichtig ist der Biwaksack im Rucksack. Der verleiht dem Wanderer die Gewissheit, dass, egal was passiert, er sicher nicht erfrieren wird bei einer Nacht im Freien. Hat er dann noch Trangiakocher, Sprit und Zündhölzer dabei, dann kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen. Ganz normale Aspirin wirken Wunder, wenn es um Ermüdungserscheinungen geht (und wirken als Blutverdünnungsmittel bei niedrigem Blutdruck).

Ansonsten gehören in die Wanderapotheke ein paar gute Pflaster, ein Verband, ein Stützstrumpf oder eine elastische Binde und eine Wundsalbe. Wer für Hämmorhoiden anfällig ist, sollte eine Salbe mitführen. Klopapier (auch vorbefeuchtetes) und ein kleiner Handspaten für die Beseitigung der Ergebnisse der guten Verdauung gehören ebenfalls zur wohlsortierten Apotheke.

REGENSCHUTZ ODER GORETEX UND ALTE TURNSCHUHE

Regenschutz ist auch noch unbedingt zu erwähnen. Inzwischen gibt es so viele Marken, dass der Überblick fast unmöglich ist. Viele davon sind atmungsfähig, zumindest behauptet der Hersteller das. Gegen einen richtigen Landregen ist trotzdem nur ein Kraut gewachsen: Eine Goretexausrüstung. Sauteuer, aber es hilft. Wem das zu teuer ist für zwei Wochen im Jahr, der wird sich mit ganz normalem Regenzeug behelfen müssen.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass ein alter Gummiregenschutz (Umhang) Modell Fünfzigerjahre genauso gute Dienste leistet wie ein moderner Regenanzug. Bei besserer Ventilation und ausserdem kann man den Rucksack darunter tragen. Ansonsten empfiehlt sich ein Regenschutz für den Rucksack. (Richtige Grösse kaufen!)

In den Schuhen, das haben wir von Rainer gelernt, trägt der Profi ganz normale Wollsocken. Ich selber habe recht gute Erfahrungen mit Wandersocken aus neuen Geweben gemacht, die eigentlich die meiste Zeit einen trockenen Eindruck für den Fuss vermitteln. Allerdings gilt das wahrscheinlich nur für Schuhe, die keine Goretex-Beschichtung haben. Doppelt gemoppelt, also Goretex und Regen und Socken, die den Schweiss der Füsse direkt nach aussen transportieren - dagegen gibt es noch kein Heilmittel. Irgendwo wird es eben feucht.

Für Flussfurtungen empfiehlt sich das Mitführen alter Turnschuhe. Oder gleich die Bergschuhe anbehalten. Für feuchte Gummistiefel gibt es ein Hausmittel: das Mitführen eines Säckchens mit Erbsen. Über Nacht saugen die Erbsen die Feuchtigkeit auf wie ein Schwamm. Können mehrmals verwendet werden. Und dann noch als Notration den ärgsten Hunger stillen.

Beim Wandern im Herbst ist ohne weiteres eine lange Unterhose möglich. Zwickt nicht und wärmt und modernes Gewebe sorgt für ausreichend Ventilation. Kombinierer wie Radwanderer sind auch mit einer Radlerhose unter der Wanderhose gut beraten.

LODENHOSE NEU

Als Wanderhose ist die Hose von Fjällräven optimal. Sie ist d ünn, trocknet sofort und ist extrem leicht zu tragen. Auch bei der ärgsten Sommerhitze angenehm kühl und im Herbst hat sie genug Platz für die lange Unterhose. Im Spätherbst, wenn schon mit ersten Frostnächten zu rechnen ist, geht nichts über die gute alte Lodenhose. Ein Tip: In Jokkmokk gibt es eine Schneiderei, die sich ganz auf die Erzeugung von Lodenkleidung konzentriert hat. Es handelt sich dabei um Atelier Polstjärnan in der Hantverkaregatan 9 in S-962 32 Jokkmokk (Tel. +46 971 126 73).

Das sind Kleidungsstücke fürs Leben, die man dort besorgt. Kleine Lederdetails an Säcken und an besonders gefährdeten Stellen wie Beinabschluss etc. sind strapazierfähig und machen aus einem Kleidungsstück ein ästhetisches Erlebnis. Echt gut, weil warm und luftdurchlässig. Wärmt auch bei Regen, Schnee und anderen Feuchtigkeitsquellen.

Für den Oberkörper ist Schweiss nach aussen tragendes Gewebe eine gute Erfindung. Ich trage beim Wandern nur mehr solche Hemden und fühle mich pudelwohl damit. Denn es gibt nichts Unangenehmeres als Baumwolle, die nach den ersten Kilometern für den Rest des Tages feucht am Rücken klebt. Astri, Salewa sind einige Marken, Löffler auch übrigens.

Oben drüber ein Fleecepullover oder ein selbstgestrickter Wollpullover. Es gibt auch diese wunderschönen norwegischen Schurwollpullover, die an den Achselpartien fast wie Loden verwebt sind (Norlaender, pure new wool). Die sind ein Zeugnis dafür, dass der Mensch sich immer schon zu helfen gewusst hat. Diese uralte Tradition ist ebenso effektiv wie die modernen Gewebe - und leider auch fast genauso teuer. Etwas für die Traditionalisten unter uns, die sich für die Umwelt Gedanken machen.

Als Halstuch empfiehlt sich ein "snusnäsduk", ein farbenprächtiges Tuch, wie es die Samen bevorzugt um den Hals tragen. Wird mit einem Kragenknopf aus Rentierhorn zusammengehalten und lässt sich so verstellen. Sehr angenehm im Sommer, denn dann können die Mücken nicht beim Hals reinfliegen.

MÜCKENSCHUTZ

Mückenschutz ist im Sommer unbedingt notwendig: Dschungelöl, nicht ganz so effektiv wie das alte aber immerhin, oder MyggA gibt es im Norden in allen Tankstellen oder Apotheken. Für Wanderungen empfiehlt sich ausserdem für empfindliche Personen ein ganz normales Mückennetz, das über den Hut gestülpt wird und bis auf die Schultern abfällt.

Für das Zelt und oder vor allem die Schutzhütte gibt es verschiedene Mückenmittel in Tablettenform, die man über eine Kerze hält und dadurch den Mücken durch den Geruch das Dasein verleidet. Sonst kann es passieren, dass du die ganze Nacht kein Auge zutust wegen der ständigen Angriffe der lautstarken Mückengeschwader, siehe: (http://www.schwedenoutback.com/rane.htm).

Lippenschutz (gegen Fieberblasen gibt es übrigens ein hervorragendes Mittel in der schwedischen Apotheke, heisst Munsår und dann noch eine bei Herpes Vectavir 1%. Beide ohne Rezept erhältlich. Sonnenschutz und Sonnenbrillen, Käppi oder Hut (vor allem wegen der Mücken) Mütze im Herbst oder zum Schlafen im Zelt. Brillenträger werden im Herbst bei Schneegestöber mit einer Schneebrille gut beraten sein.

Im Herbst natürlich ein leichter Anorak mit Kapuze (auch hier Goretex ideal). ODER: Lodenjacke von Polstjärnan. Atmungsaktiv ohne bei der Herstellung die Natur zu belasten!

Der Rucksack ist ein Kapitel für sich. Ehrlich gesagt bin ich da nicht sehr wählerisch. Hüftgurt ist wichtig, der auch wirklich auf der Hüfte aufliegt. Wenn möglich recht stabil, also nicht weich und schwammig. Die schweren Sachen möglichst hoch und nahe am Körper packen.

Wasserflasche aussen oder überhaupt am Gürtel mittragen - noch besser eine "kåsa", das ist ein Trinkgefäss aus Holz, wie es die Samen tragen. Am Gürtel in einem Karabiner, kann bei jedem Bächlein losgeklinkt werden und man labt sich schnell und problemlos. Ab Jämtland nordwärts ist das Wasser aus Bächen problemlos zu trinken. (Im Fjäll sowieso).

Ach ja, was wäre wohl eine Wanderung ohne ein Lagerfeuer? Zum Anzünden anstelle des Papiers Birkenrinde verwenden. Oder die Flechten, die von den Nadelbäumen herunterhängen. Oder Moos, das auf den Zweigen der Nadelbäume wächst. (Je weisser desto brennt). Für jene, die der Natur nicht trauen: ein Tampon soll sich auch ausgezeichnet dafür eignen und ist sehr leicht.

Jetzt für alle Ausrüstungsgegenstände für jene, die es auf einen Blick haben wollen, in Tabellenform. (Erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

1. Für die Füsse:
Gummistiefel oder Wanderschuhe.
Unser Tip: Lundhags Wanderstiefel.
Wollsocken oder Strümpfe aus modernem Gewebe.
Alte Turnschuhe für Furten

2. Wanderhose:
Lange Hose.
Unser Tip: Fjällräven (für Sommer)
Lodenhose.
Unser Tip: Massgeschneidert im Atelier Polstjärnan in Jokkmokk (für Herbst und Winter)

3. Unterwäsche:
lange Unterhose (ab September)
Unterhemd
Radlerhose
Modernes Gewebe.
Unser Tip: Löffler

4. Hemden:
modernes Gewebe, lang Arm wegen der Mücken.
Unser Tip: Asti, Salewa.
Flanell für den Abend in der Hütte

5. Pullover:
Fleece
Schurwolle.
Unser Tip: Norlaender pure new wool (norwegisches Modell mit verstärkter Schulterpartie)

6. Regenbekleidung:
Goretex
Regenumhang
Regenschutz
Regensack für Rucksack
Anorak.
Unser Tip:Lodenjacke vom Atelier Polstjärnan

7. Mütze
Käppi
Wintermütze für den Herbst, auch zum Schlafen im Zelt

8. Sonstiges:
Biwacksack
Campingkocher: Unser Tip: Trangia (Sprit nicht vergessen!)
Zündhölzer
Mückenschutz. Unser Tip: MyggA (erhältlich in Apotheken)
Wanderstock
Aspirin
Verbandszeug. Unser Tip: Tigerbalsam (gegen Muskelkater und Verstauchungen). Munsår und Vectavir 1% (gegen Fieberblasen)
Messer
Tampons, Monatsschutz
Klopapier und Spaten (im Fjäll auf Felsen Papier verbrennen)
Kåsa (Trinkgefäss)
Taschenlampe. Unser Tip: Maglite Mini
Kompass
Wanderkarte für das entsprechende Gebiet. Unser Tip: Fjällkartan von Lantmäteriet
GPS. Vorher entsprechend programmieren
Wasser, Tee
Jause. Unser Tip: Tiroler Speck und Emmentaler Käse.
Notration. Unser Tip: Erbsen (eignen sich auch für feucht gewordene Gummistiefel zum Trocknen). Fischdose.
Fahrtenmesser.
Wanderstock. Gut beim Furten.
Achtung: Kein Empfang fürs Handy im Fjäll.
Tip: In den Schutzhütten gibt es ein Nottelefon das direkt zur Bergrettung (Polizei) geht.
Gute Laune, gesunde Vernunft, klarer Kopf, gute Kameraden.

Damit haben wir unsere Serie zur Bergsicherheit abgeschlossen. Sollte Euch etwas fehlen oder habt Ihr Tips, schreibt uns bitte. Bis zum nächsten Mal, See you at the top. Euer Edi Nöstl.

Die übrigen Beiträge zur Bergsicherheit findet Ihr hier:

Teil1
Teil 2
Teil3
Teil4
Teil5
Teil6

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Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
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