Paddeln
in Schonen
EINE
KANUFAHRT DIE IST LUSTIG
Wir
hatten Glück: gerade für den Tag haben wir eine kleine
Kanutour geplant. Nichts aufregendes, nur wieder einmal hinauskommen
und frische Luft schnappen. Die Tour ist übrigens für
einen Tag ziemlich lang, aber sehr, sehr schön, und das gleich
vor den Toren Lunds, auf dem Flüsschen Rönneå von
Djupadalsmöllan bis Herrevads Kloster.
von Eduard Nöstl
Immerhin,
ohne längere Pause brauchen wir fast sieben Stunden. Naja,
wir haben uns auch geschont. Das Paddel war mehr oder weniger nur
zur Zierde mit und zum steuern. Dieses Flüsschen ist wirklich
ideal für Anfänger und/oder Familien sowie Faulenzer.
Behäbig
und ruhig wie die schonische Landschaft fliesst der Fluss, es gibt
kaum Tragestrecken, das heisst auf der Strecke gar keine, ausser
ein Baum liegt quer über den Fluss. Das war diesmal der Fall
und eigentlich war ich recht froh über diese Pause. Da kann
man nämlich die Beine ein wenig strecken und der Körper
ist richtig dankbar, wenn er aus der kauernden Stellung erlöst
wird.
Zwanzig
Meter lässt sich das Kanu auch problemlos tragen, die Jause
war sowieso schon fast aufgegessen und Gepäck hatten wir keins
dabei. Dafür bot sich uns ein strahlender Tag und das Tiefgrün
der Wiesen, auch die Blätter der überwiegenden Laubbäume
strahlten so richtig in den vielfältigsten Schattierungen von
hell- bis dunkelgrün. Richtig sattes Grün, wie man es
halt nur am Übergang von Frühling zum Sommer sieht.
Es
gibt absolut nichts Aufregendes zu berichten, ich kann nur jedem
stressgeplagten Vater einer Tochter empfehlen, so eine derartige
Fahrt zu unternehmen. Da kann man auch kitzlige Themen wie Schule/Studium
oder den neuesten Freund zur Sprache bringen ohne sofort der Kriegserklärung
bezichtigt zu werden.
Die
Natur hat eine durchaus heilende Wirkung auf das Nervenkostüm
des Menschen. Auch hitzige Menschen werden von der lethargischen
Stimmung auf einem trägen Fluss angesteckt und nehmen sich
Zeit, eine Frage anzuhören und die Antwort zu überdenken.
Ausserdem kann man hier, durch nichts abgelenkt, endlich einmal
auch einen Gedanken nicht nur an- sondern sogar zu Ende denken,
was durchaus den überraschenden Effekt hat, dass sich Probleme
oft in Nichts auflösen.
Ansonsten
ist natürlich hier in Schonen Weidegebiet an den und um die
Flüsse, daher gibt es Schafe, Pferde und Kühe zu sehen.
Jede Menge Enten mit ihren Jungen, wobei die Mutterrolle von den
Enten wirklich ernst genommen wird.
Interessant
zu beobachten sind die Abwehrmanöver der Entenmutter, das Repertoire
reicht von aufgeregtem Täuschen wenn sie dem Schein nach flügellahm
vor dem Kanu umherhopst und so den vermeintlichen Angreifer unter
Einsatz ihres eigenen Lebens von ihrer Brut ablenkt, bis zum Tarnen,
wenn sie durch aufgeregtes Zischen ihre Jungen zum Schweigen bringt
und sich alle ins Schilf ducken und mit der Umgebung verschmelzen.
Fischadler,
Reiher, Bachstelzen, Nachtigallen in den Büschen, Rehe äugen
scheu vom Waldrand her, all das nur eine Stunde von der Grosstadt
weg. Das ist Lebensqualität!
Alle
drei, vier Stunden gleiten wir an Übernachtungsplätzen
vorbei, das sind Windschutz, Plumpsklo, Feuerstelle, allerdings
kein Wasser, das sollte man mitbringen. Dieses Übernachten
kostet hier nichts, weiter oben, am Helgafluss z.B. muss man sogenannte
Übernachtungsschecks für zehn Kronen pro Nacht (knapp
einen Euro) lösen, womit die Grundbesitzer entschädigt
werden und die Kanuvermieter das Holz, das da jeden Abend aufgeht,
besorgen können. Oder so ähnlich.
Es
ist aber immer noch eine relativ billige und geruhsame Art der Fortbewegung.
Allerdings merke ich am nächsten Tag, dass ich nicht am Schreibtisch
gesessen bin. Alles tut mir weh und ich brauche drei Tage, bis ich
wieder in Form bin. Kanutouren sind also durchaus eine sportliche
Betätigung! Ob man jetzt fleissig drauflospaddelt oder nicht.
Sven,
der Vermieter der Kanus erzählt auf der Anfahrt, als wir unser
Auto an den Zielpunkt unserer Tour bringen von seinen dreissig Öchslein,
die er im Wald und im Stall stehen hat, und dass von den letzten
sechs Milchbauern jetzt über den Winter die letzten fünf
das Handtuch geworfen haben. "Was soll nur mit der Landschaft
geschehen, wenn keine Kühe mehr grasen und kein Futter benötigen?"
meint er und deutet mit der Hand auf die Bilderbuchlandschaft vor
dem Autofenster. Kein Mensch scheint da genaueres zu wissen.
Sven
hat ungefähr dreissig Kanus und ein paar Kajaks und vermietet
die Kanus von Djupadalsmölla
(www.schwedenoutback.com/söderåsen.htm) aus. Der Preis
pro Tag beträgt SEK 250.- (das sind ungefähr € 30.-)
und für den Transport, falls nötig, ungefähr SEK
100.- je nach Abstand. Ach ja, Svens Telefonnummer: +46 (0)435 770041
oder Anrufbeantworter und Handy: 0046 0705430041. Sven hat sich
für Gruppen Militärzelte angeschafft und brät auf
Bestellung auch schon mal ein Spanferkel.
Last
Updated: Donnerstag, 4. September 2008
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