Söderåsen/Schonen
Wandern, Radfahren, Paddeln und mehr
Schonen ist so vielfältig, dass wir immer wieder aufs Neue
von den Möglichkeiten und den immer neuen Gegenden und abwechslungsreichen
Rad- und Wanderrouten überrascht sind. Ausserdem wollen wir
diesmal einem unserer Leser einen langgehegtenWunsch erfüllen
und eine Kanutour in die News aufnehmen. Eine ganz ruhige Fahrt
auf dem Flüsschen Rönneå, ideal für Einsteiger
und Leute, die dem nassen Element etwas skeptisch gegenüberstehen
(wie der Schreiber dieser Zeilen). Für alle, die schon die
Schwedenkarte studieren, wir halten uns diesmal in der Gegend um
Röstånga auf. Röstånga liegt im Zentrum eines
Kreises, der Klippan, Åstorp, Svalöv und Eslöv berührt.
von
Eduard Nöstl
Alle unsere Touren und Ausflüge sind wie immer für die ganze
Familie vorgesehen und sollten für jeden halbwegs trainierten
Menschen problemlos zu bewältigen sein. Dennoch möchten
wir Sie bitten, die Entfernungsangaben bei der Planung ihres Ausflugs
zu berücksichtigen und wenn notwendig, die Ausflüge über
kürzere Routen zu führen.
Wir bemühen uns, Ihnen unser Land in seiner ganzen Schönheit
und Vielfalt zu präsentieren, da kann es schon passieren, dass
im Überschwang der Eindrücke die eine oder andere Tour länger
wird als der Kondition zuträglich ist.
RADAUSFLUG AUF DEM SCHONENRADWEG "SKÅNESPÅRET"
Streckenführung:
Ormanäs - Munkarp - Djupadalsmölla - Röstånga
- Ask - Trolleholm - Stehags Kyrkby - Ormanäs.
Länge: ca. 60 km (reine Fahrzeit: 6 Stunden)
Beurteilung: anstrengende Ganztagstour. Alternative Streckenführung
(kürzer, ca. 30 km): ab Röstånga - Billinge - Stockamöllan
- Munkarp
Höhepunkte: Teilstrecke zwischen Hallaröd (Kirche mit
St.Olofsquelle) und Anderstorp mit Blick auf Rönnefluss, Gegend
um Trolleholm, sowie Teilstrecke Stehag Kyrkby - Ormanäs.
Raststätten: Gästgivargården in Röstånga
auf halber Strecke (ausreichend Flüssigkeit mitnehmen!)
Sehenswürdigkeiten: Kirche Hallaröd, Schloss Trolleholm
(nur Park für Besichtigung zugänglich), Billinge Kirche,
Stehags Kyrkby
Wir
beginnen unsere Fahrt um 10'30 in Ormanäs an der Bahnübersetzung.
Die Strasse windet sich an den kleinen Häusern vorbei und nach
zehn Minuten in Hagarp sind wir draussen auf dem Land. Linkerhand
wurde ein kleines Fichtenwäldchen angepflanzt. Hier steht auch
ein Schild mit der Aufschrift "Tofflor".
Tofflor sind die bis in die Siebzigerjahre sehr beliebten Holzpantoffel,
die zur Verzweiflung der Konzerndirektoren Ingenieure oft trugen,
wenn sie auf Firmenbesuche in die weite Welt fuhren. Schwedische
Firmenvertreter hatten damals den Ruf, etwas "eigenwillig"
zusein. Mit der Zunahme des Wettbewerbs hat hier eine Anpassung
an internationale Gepflogenheiten stattgefunden, sodass heute die
schwedischen Ingenieure nicht mehr von den deutschen oder französischen
zu unterschieden sind - zumindest was das Äussere betrifft.
Wer sich in Nostalgie üben möchte, der kriegt hier die
"Tofflor" um neunundsechzig Kronen für Erwachsene,
Kinderschuhe kosten neunundfünfzig.
Um 10'45 sind wir in Munkarp, wo wir Richtung N.Rörum abzweigen,
also nicht nach Röstånga radeln. Diese Strasse ist auch
mit dem blauen kleinen Schild "Skånespåret"
gekennzeichnet. "Skånespåret" ist ein Radweg,
der ganz Schonen von Nord nach Süd durchquert. Gut für
alle jene, die sich wochenlang auf den Weg machen können, nicht
ideal für Leute wie uns, die nur eine Runde machen wollen.
Aber als Teilstrecke durchaus passabel.
Ungefähr zwei Kilometer radeln wir durch einen Buchenwald,
linkerhand taucht ein Bauernhof mit grossen Steinen im Gemäuer
auf. Vor uns liegt bereits der Hügelzug der Söderåsen,
einer jener Hügelzüge, die für Schonen so bezeichnend
sind.
Beim
Radfahren bleibt einem angenehm viel Zeit, nicht nur die Gegend
in ihrer Ganzheit aufzunehmen und einwirken zu lassen, sondern auch,
beim Studium von Land und Leuten ins Detail zu gehen. So sind wir
immer wieder von den Briefkästen fasziniert, die von Laienkünstler
mit ihren Träumen einer heilen Welt geschmückt sind. Kühe
weiden da, oder ein Segelboot sticht in See oder ein ganz talentierter
Hobbymaler lässt auch schon einmal einen Traber mit dazugehörigem
Kutscher die Rennbahn entlangsausen. Und all das auf dem doch beschränkten
Platzangebot eines ganz normalen Briefkastens.
Hallaröd
hat nicht nur schöne Briefkästen, sondern auch eine der
ältesten Kirchen in Schonen. In Hallaröd war nämlich
der St. Olofskult weit verbreitet. St Olof war in jenen Zeiten neben
Maria der wichtigste skandinavische Heilige. Olof ist im Nidaros
Dom zu Trondheim beigesetzt und durch Jahrhunderte pilgerten alljährlich
zahllose Gläubige den weiten Weg nach Trondheim um am Grab
ihres Idols Erlösung oder doch Linderung ihrer Schmerzen zu
erflehen.
St. Olof wurde übrigens nie vom Heiligen Stuhl in Rom kanonisiert,
doch dieses kleine Manko tat seiner Beliebtheit beim einfachen Volk
keinen Abbruch.
Man darf vermuten, dass Olof auch als Ersatzgottheit diente, da
er mit einer Silberaxt ausgerüstet war, die Wunder zu wirken
vermochte. Auch der heidnische Gott Thor der alten Wikinger hatte
eine Axt, die die männliche Kraft symbolisierte und so dürfte
sich einiges vom altergermanischen Götterglauben auf Olof verlagert
haben. Wie auch immer so pilgerten die Gläubigen vor tausend
Jahren bereits hierher und tauchten im nahen Olofsquell ihre bresthaften
Glieder ins Wasser, um geheilt zu werden.
Diese
Quelle ist heute noch zu sehen und zwar folgen wir dem kleinen Pfad
der an der Kirche vorbeiführt ("Kulturminne"), durchqueren
ein kleines Wäldchen und ehe wir wieder auf das offene Feld
kommen und sich der Pfad hangaufwärts bewegt, ist rechterhand
eine kleine Steinmauer mit einer Holzbank und ein kleines etwa vierzig
mal vierzig Zentimeter grosses Wasserloch - das ist die Olofsquelle.
Wir tauchen die Hand ein und sind seither vom Zipperlein verschont
geblieben.
Im
Ort Hallaröd verweist ein Schild zu einem Naturreservat, dabei
handelt es sich um einen den Kegel eines alten Vulkans, der hier
vor 200 - 80 Millionen Jahren aktiv war. Das Naturreservat umfasst
67 ha und ist mit der typischen schonischen Vegetation wie Ulmen,
Linden, Ebereschen und Ahorn bewachsen.
Weiter
geht es Richtung Billinge, doch schon nach drei Kilometern abzweigen
Richtung Forestad. Jetzt sind wir wieder sehr hoch oben und total
einsam. Nur Wald und kleine Felder, ab und zu ein Bauernhof und
das graue Band der Strasse.
Rechts der Strasse Weidenröschen und Rainfarn, links eine Schafherde
und unten im Tal mäandert sich der Rönneå dahin.
"Å" bedeutet kleiner Fluss. Auf diesem erspähen
wir plötzlich zwei, drei Kanus, die gemächlich den Fluss
entlanggleiten. Nach ein paar Biegungen kommen wir auch richtig
zum Kanuzentrum Djupadalsmölla (Tel: 0435-770041), wo die Kanus
vermietet werden.
Inzwischen
ist es dreizehn Uhr und wir fahren weiter über Anderstorp,
drei Häuser, aber immerhin "Zimmer frei", und Forestad
nach Röstånga. Röstånga ist der Zentralort
für touristische Belange, es gibt ein gut ausgestattetes Touristenbüro
mit guten und informativen Broschüren, wie hier überhaupt
in den letzten Jahren ein richtiger Qualitätssprung eingeleitet
wurde. Röstånga hat auch ein Abenteuerland für die
Kleinen mit Streichelzoo, Gokart, Ponnyreiten, Ruderbooten, Elektroautos
etc. , Schwimmbad und einige sehr schöne Blockhütten auf
dem Odengård mit zwei Schlafzimmern und Dusche. (Tel: 0435-91305.
Das Gasthaus von Röstånga hat eine alte Tradition und
liegt, wie sich das so gehört, mitten im Ort. Eine Einkehr
ist durchaus zu empfehlen.
Wer
sich jetzt schon müde und abgespannt fühlt, wird von Röstånga
nach Billinge und Stockamöllan weiterradeln, während Leute
mit guter Kondition sich auch noch Trolleholm ansehen werden.
Dazu
radeln wir die Steigung hinter Röstånga hinauf bis Ask
und zweigen dort links ab Richtung Billinge. Nach vier Kilometern
sehen wir ein Schild, Trolleholm rechts 5 km. Hier befinden wir
uns im Erbsenland. Erbsen wohin das Auge blickt. Nach drei Kilometern
sehen wir bereits die Zinnen und Türme des Schlosses und an
der nächsten Kreuzung links radeln wir direkt darauf zu.
Trolleholm
sieht wirklich aus wie eine Ritterburg, doch der Schein trügt,
denn dem Schloss wurde erst 1888-98, also vor knapp hundert Jahren,
dieses Aussehen verliehen. Ursprünglich hiess das Schloss Eriksholm
und wurde 1538 errichtet. Leider ist nur ein kurzer Rundgang im
Park erlaubt. Dennoch - es zahlt sich aus, das Auge erfreut sich
an der gut geplanten Anlage und an geometrisch exakten Abmessungen
und einem dem goldenen Schnitt entsprechend angelegten Teich vor
dem Schloss.
Die
lange Allee, die direkt zum Eingang des Schlosses führt, ist
eine Schotterstrasse, auf der ein Traber in voller Fahrt herangesaust
kommt. Erst als er unser ansichtig wird, bremst er sein Pferdchen
ein und wir kommen ungestört aneinander vorbei. Eine nette
Geste, die die Enttäuschung über das verschlossene Schloss
wieder etwas wettmacht.
In Öslöv rechts und dann sind wir wieder auf dem altbekannten
Sverigeleden, dem wir jetzt für den Rest der Strecke folgen.
Inzwischen ist es bereits 15'15 geworden, schnell wird die Kirche
von Bosarp verewigt, die ihren spitzen Turm weit in die Lüfte
reckt, als gelte es, einen Wettstreit zu gewinnen, wer wohl Gott
am nächsten kommt.
In
Stehag wartet eine langgezogene Bergabfahrt auf uns, die kurz vor
der Bahnunterführung ein Ende in einer Schnellbremsung findet,
da wir links Richtung Stehags Kyrkby abzweigen müssen.
Der
kleine Laden hier ist auch am Wochenende geöffnet. Um 16'00
rasten wir ein letztes Mal direkt vor der malerischen Kirche von
Stehags Kyrkby ehe wir die letzten Kilometer nach Ormanäs in
Angriff nehmen, wo wir um 16'10 ziemlich ausgepumpt eintreffen.
Dieser Ausflug gehört zu den kräfteraubenden, die Anstregung
zahlt sich aber aus, da viel zu sehen und zu erleben war.
EIN SPAZIERGANG DURCH RÖSTÅNGA
Nach
den Strapazen des Radausflugs ist uns heute ein Ruhetag gegönnt,
den wir dazu benützen, Röstånga zu erkunden. Röstånga
war vor einem Jahr in aller Munde, als der Händler des Ortes,
Harry Franzén mit Namen, das Sakrileg beging und es wagte,
Wein in seinem Laden zu verkaufen. Wie jeder Schwedenreisende weiss,
ist so etwas strengstens verboten. Das Alkoholmonopol ist ausschliesslich
den staatlichen Verkaufsläden, dem Systembolaget, vorbehalten.
Nun, es kam, wie es kommen musste, auch vor dem EU-Gericht, das
Harry Franzén angerufen hatte, wurde dem Staat recht gegeben
und Harry Franzén musste seine Weine wieder aus den Regalen
entfernen. Immerhin, ganz Schweden wusste plötzlich, wo Röstånga
zu finden ist. Ein guter Reklamegag.
Dabei hat es Röstånga eigentlich gar nicht nötig,
auf diese Art auf sich aufmerksam zu machen, denn die Natur hat
es gut gemeint mit dem Ort. Der Odensee liegt mitten im Nationalpark
Söderåsen und auch Skäralid und das Nackarpstal
sind für den Naturliebhaber ein gelungener Ausflug.
Wir
beginnen beim Touristenbüro, das hinter dem Gasthaus Röstånga
in einer schönen alten Villa, die zugleich als Jugendherberge
dient, ein paar Räume disponiert. Dort erfahren wir, wie wir
zum Odensee kommen. Gleich hinter der Tankstelle links führt
ein schöner Weg ins Tal hinein. Von diesem nehmen wir den zweiten
Weg links, der steil hinaufführt wodurch wir den Vorteil haben,
dass wir nach etwa zwanzig Minuten auf dem gelb-weiss markierten
Weg den Odensee unter uns liegen sehen.
Ein steiler Pfad führt den Hang hinunter. Wer nicht gut bei
Fuss ist, bleibt auf dem Hauptweg und erreicht den Odensee über
den breiten Spazierweg.
Der Odensee ist nicht sehr gross, eigentlich ein Teich, aber recht
tief, an die 20 Meter. Der Überlieferung nach hat er eine unterirdische
Verbindung zum Dom in Lund.
Steil ragen die vielleicht dreissig Meter hohen Hänge rund
um den See auf, an der Nordseite ist eine Geröllhalde, sonst
ist Laubwald, vor allem Buchen, vorherrschend. Der See lässt
sich auf einem kleinen Pfad einfach in etwa zehn Minuten umrunden.
Wer will, kann auf dem Höhenzug weitermarschieren bis zum "Kopparhatten",
in 7 Kilometer Entfernung, der höchsten Erhebung des Skäralid
Hügelzugs. Laubwald bedeckt die Hänge und das tiefe Tal
von Nackarp ist eines der insektenreichsten Gebiete von Schonen.
Im Skäralidtal rinnt der Bach Skärån.
RADAUSFLUG ÜBER DIE SÖDERÅSEN HÜGELKETTE
Streckenführung:
Stenestad - Vrams Gunnarstorp - Kärreberga - Maglaby - Körslätts
Gård - Klöva Mölla - Stenestad
Länge: ca. 46 km
Dauer: ca. 5 Stunden (reine Fahrzeit)
Beurteilung: unschwierige, abwechslungsreiche Ganztagstour
Höhepunkte: Stenestad Heimatmuseum, Schloss Vrams Gunnarstorp,
Klöva Mühle
Verpflegung: selber mitnehmen, auch Flüssigkeit (!)
Stenestad
hat nicht nur die höchstgelegene Kirche Schonens (auf 188 m
Seehöhe). Gleich in der Nähe befindet sich auch der höchste
Punkt Schonens (211 m Seehöhe). Daran werden wir im Laufe des
Tages vorbeiradeln. Darüberhinaus kann Stenestad auch auf sein
gut bestücktes Heimatmuseum stolz sein, das mit so manchen
interessanten Einzelheiten aus der Geschichte der Gegend aufwarten
kann. Stenestad selber wird bereits 1503 erwähnt, die Gegend
ist aber seit altersher bewohnt, was die Dreiecksgräber beweisen,
an denen wir später noch vorüberkommen werden.
Es ist immer wieder interessant, wie wichtig der Enthusiasmus und
die Begeisterung einzelner für das Gelingen einer Idee ist.
Das Heimatmuseum von Stenestad wäre sicher nicht ein so grosser
Erfolg, wenn nicht die ganze Ortsbevölkerung Anteil nehmen
würde daran und unzählige Stunden ideeller Arbeit dafür
aufbringen würde.
So auch an unserem Besuchstag: die freundliche Dame am Eingang -
der Besuch ist übrigen kostenlos, klärt uns auf über
die diversen Räumlichkeiten und steht gern Rede und Antwort.
Wenn sie einmal nicht mehr weiterkann, dann ruft sie ihren gleichfalls
ehrenamtlich tätigen Kollegen zu Hilfe, der auch gleich mit
der Landkarte in der Hand Fragen zur weiteren Routenführung
beantworten hilft.
Ein
völlig intaktes Schulzimmer ist ausgestellt, ein paar Zimmer
wie die Menschen hier früher gewohnt haben, Kutschen, Arbeitsgerät
und eine Uhr, die früher auf der Schule angebracht war. Das
Pendel allein wiegt 7 Kilo, das linke Gewicht 25 kg, das rechte
33 kg. Der Durchmesser der Uhr ist ganze 105 cm. Weiters kann man
sehen, wie Dächer gedeckt wurden - mit Stroh oder mit hauchdünnen
Schindeln.
Das Heimatmuseum ist in einem alten Hof untergebracht, wobei im
früheren Wohnhaus eine gute Stube und im ersten Stock erwähntes
Schulzimmer eingerichtet sind. Bis 1964 diente das Anwesen als Armenhaus
des Ortes. Beachten Sie beispielsweise den vorsintflutlich anmutenden
Rollstuhl oder die vielen farbenprächtigenn gehäkelten
Decken in Patchworkstil.
Von
der Kirche in Stenestad gibt es zwei Möglichkeiten zur Routenführung:
entweder auf der asphaltierten Strasse weiterzufahren oder links
abzuzweigen auf einen Feldweg. Wir wählen diese Variante, was
sich aber nicht sehr zielführend erweisen sollte, denn es ist
zwar landschaftlich recht schön und abseits aller Wege, aber
was sich anfangs als recht muntere Bergabfahrt erweist, muss später
wieder erklommen werden, was in eine schweisstreibende Angelegenheit
ausartet. Daher lieber auf der asphaltiereten Strassse bleiben und
nach Vrams Gunnarstorp durchtreten.
Gleich
hinter dem Ort N. Vram mit Kirche direkt am Weg und schönem
Friedhof, wo viele der Adeligen, die es hier anscheinend zuhauf
gibt, eine letzte Ruhestatt gefunden haben, ist in der Ferne der
Kegel des alten Kohlenbergbaus von Åstorp zu sehen.
Das
Schloss Vrams Gunnarstorp ist allemal einen Besuch wert, denn obwohl
auch dieses Schloss Privatbesitz ist und bewohnt wird, so ist der
Park eine Augenweide. Er bietet sich dem Besucher in derselben Verfassung
dar, wie weiland Carl von Linné, als dieser im 18. Jahrhundert
vorbeikam.
Vier
dreistöckige Gebäude sind um einen Burghof aufgebaut,
den ein Springbrunnen ziert. Im Spätmittelalter gehörte
das Gut zu den Besitzungen des Erzbischofs von Lund, ging dann in
den Besitz der Familie Skovgaard über, um 1621 dem dänischen
Reichsadmiral Jörgen Wind verliehen zu werden.
1800 erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen, das im Stil der
holländischen Renaissance gehalten ist. Seit 1839 gehört
es der Familie Tornerhjelm, die auch heute noch hier wohnt und das
Gut als moderne Landwirtschaft betreibt.
Carl
von Linné beschreibt den Park, der noch von Kapitän
Berch, einem der ersten Besitzer angelegt wurde: "Ich bin ja
schon weit herumgekommen, ....., aber so prächtig habe ich
noch nie eine Buchsbaumhecke gesehen und auch der Buchenhain kann
durchaus zu den selteneren Sehenswürdigkeiten Schwedens gezählt
werden". Ausserdem findet das Wildgehege, das nördlich
des Schlosses im Wald liegt, bei Linné Erwähnung. Linné
hat es sich als Naturwissenschaftler natürlich nicht nehmen
lassen, genau Buch zu führen über die Hirsche, die sich
darin tummelten und darauf warteten, vom Grafen abgeschossen zu
werden: er zählte siebenundzwanzig.
Vrams
Gunnarstorp ist für den landschaftsarchitektonisch interessierten
Besucher ein Ort, wo er länger verweilen wird, da die Anlagen
abwechslungsreich sind und durch die vielen Gewässer eine kurzweilige
Gestaltung möglich wurde.
Kleine weisse, kaum wahrnehmbare Pfeile weisen dem Besucher den
Weg.
Zwei kleine Springbrunnen fallen uns gleich bei Betreten des Areals
im Park neben zwei uralten Ahornbäumen auf. Die Symmetrie besticht,
wie es oft eine Freude ist, wenn der Mensch, wenn auch behutsam,
aber doch ordnend und mit einem ästhetisch ansprechenden Ziel
vor Augen, in die Natur eingreift.
Links
vom Eingangstor des Schlossgebäudes beachten Sie bitte den
Walnussbaum, der auf das milde Klima verweist, das hier in Schonen
herrscht. Eine riesige Linde verströmt freigebig ihren Duft,
während wir uns dem Buchenhain nähern und an der Buchsbaumallee
vorüberkommen.
Wir
umrunden praktisch das Schloss und kommen wieder auf die Strasse,
der wir bergauf folgen. Nach ungefähr hundert Metern befindet
sich rechterhand das Wildgehege, dessen Mauern in harter Arbeit
von Kriegsgefangenen errichtet wurde. Diese endlos anmutende Mauer
erinnern an den Roman von Paul Auster "The Music of Chance",
wo die beiden Protagonisten eine Pokerpartie verlieren, und um diese
ihre Schuld abzuarbeiten, eine für sie völlig irreal anmutende,
nie fertig werdende Steinmauer errichten sollen. So ähnlich
dürften sich die armen Leute gefühlt haben, die diese
Mauer aufstellen mussten. Wir können die Mauer noch sicher
geschlagene zehn Minuten von der Strasse neben uns verlaufen sehen.
Nach
ungefähr zwei Kilometern verweist linkerhand ein Schild zur
"Trollbuche", der Zauberbuche, und kurzentschlossen folgen
wir dem Pfad ungefähr 500 Meter quer durch den Wald. Die Buche
steht total verdreht und in sich gewunden wie Laokoon in einem schütteren
Fichtenwäldchen.Gleich in der Nähe steht auch eine ehemalige
Schmiede, deren Bewohner dafür, dass er auf der Schmiede wohnen
durfte, 52 Tage auf dem Gut arbeiten musste. Pro Jahr. Die Schmiede
war ein "Frälsehof", das heisst, sie gehörte
dem Gut und nicht der Krone.
Wieder
zurück auf der asphaltierten Strasse geht es nach fünfhundert
Metern rechts Richtung Kärreberga Stugby. Wir fahren durch
einen hohen Laubwald und hier begegnen uns auch einige Radfahrer.
In Maglaby kommen wir zu einer Weggabelung - hier ist es wichtig,
rechts abzuzweigen, da wir sonst nach Kvidinge kommen, was an sich
kein Malheur ist, aber doch ungefähr zehn Extrakilometer bedeutet.
Als Kartenbehelf empfiehlt sich übrigens die im Touristenbüro
von Röstånga erhältliche "Finden Sie Ihr eigenes
Söderåsen" mit vielen wertvollen und nützlichen
Hinweisen zur Gegend.
Ungefähr
einen Kilometer hinter Körslätts Gård führt
die Strasse rechterhand den Hang hoch - links ist eine Sandgrube,
man kann also den Weg gar nicht verfehlen. Die Steigung zieht sich
und wir steigen ab. Auf der Anhöhe empfängt uns das Ortsschild
Svalöv, mit dem Sämann als Wappen und etwa 100 m danach
ein Schild mit der Aufschrift "Utsikten", also Aussicht.
Ein blau markierter Pfad führt uns zu diesem Aussichtspunkt,
der wirklich zwischen zwei Hügelausläufern durch eine
Klamm hindurch einen weiten Fernblick gestattet. Wäre eine
Quelle hier, würde es sich um einen idealen Zeltlagerplatz
inmitten eines gut gepflegten Buchenwaldes handeln.
Wieder
auf der asphaltierten Strassse rollen wir an einer enormen Steinmauer
entlang, die sicher an die 2 Meter dick und eineinhalb Meter hoch
ist. Nach einer halben Stunde kommen wir zum Abzweig nach Magleröd
und Klöva. Diesen kleinen Extratour sollte sich jeder vergönnen,
denn es gibt auf den sechs Kilometern viel naturkundlich und kulturell
Interessantes zu sehen.
Schon
nach einem Kilometer auf der Runde, dem Uhrzeigersinn nachgefahren,
kommen wir zur Klöva Mühle. Inger und Sven Davidsson wohnen
hier und zeigen gern ihre romnatische kleine Mühle am Klövabach
her.
Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um eine von einem
Mühlenrad getriebene Mühle, sondern die Mühlsteine
bewegt eine Turbine! Das Wasser wird aufgestaut und fällt dann
7 Meter und treibt besagte Turbine an, die wiederum mit interessant
wirkenden Treibriemen den Mühlstein bewegt. Dass das Ding überhaupt
funktionieren kann, ist mir ein Rätsel, doch Bertil Hierner,
der die Führung übernommen hat, lässt es sich nicht
nehmen und dreht das Wasserrad auf, sodass wie von Zauberhand bewegt,
eine plötzliche und völlig gräuschlose Aktivität
ausbricht. Alle Räder drehen sich und siehe da, es funktioniert,
die Francisturbine dreht sich. Bis 1937 war ein Wasserrad tätig,
in jenem Jahr wurde die Turbine eingebaut.
Für den Fall der Fälle, wenn einmal zu wenig Wasser im
Bach sein sein sollte oder alles einfriert, steht in einem Holzverschlag
ein Zündkopfmotor aus dem Jahre Schnee (1930) bereit, der dann
in die Bresche springt.
Die Mühle war bis 1966 in Betrieb, jetzt werden nur noch kleinere
Aufträge sozusagen als Nachbarschaftshilfe übernommen.
Interessant ist die Flora im Klövatal - Jede Menge Farnkräuter
gibt es, Ackelei, verschiedene Seggenarten, Läusekraut und
anderes mehr. Im Bach tummeln sich Forelle und Saibling und auch
der Aal kommt vor. Die Klövaschlucht führt über die
Klövahallen bis hinuter zum Rönneåflüsschen.
Von
der Mühle sind es ca. 3 Kilometer zum Vikingergrab, also jenem
vorhin bereits erwähnten Dreiecksgrab. "Treuddar",
wie sie wegen ihrer dreieckigen Form genannt werden, sind für
jene Zeit typische Grabformen, die allerdings hier in Schonen eher
selten vorkommen, bzw. gefunden wurden. Sie stammen aus der Eisenzeit
(0 - 1000 n. Chr.). Die Toten wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt,
danach wurden die Knochen aufgesammelt und in einem Tonkrug bestattet.
Ab dem Schild am Wegrand sind es 300 m auf einem Forstweg, dann
links durch den Wald und auf einen Buchenhain. Es ist nicht viel
zu sehen, eben ein dreieckiger Steingraben, vielleicht sieben mal
sieben mal sieben. Dennoch überfällt uns eine gewisse
Ehrfurcht vor dem Ort. Nach den Motorradspuren zu schliessen, wird
der Ort von den modernen Nachfahren der Vikinger gern aufgesucht.
Bei
den Richtfunkantennen ist Schonens höchster Punkt erreicht,
211 m über dem Meer, an einem kleineren Sportfischerzentrum
vorbei fahren wir wieder auf die Strasse nach Stenestad.
Diese Runde ist allen zu empfehlen, die neben dem landschaftlichen
Erleben auch gern etwas über Land und Leute wissen wollen.
EINE KANUFAHRT DIE IST LUSTIG
Wie
schon lange versprochen, so ist es endlich an der Zeit, die Kanutour
nachzuholen. Kanufahren ist in Schweden beliebt und wird auch von
den Urlaubern gern angenommen. So eine Tour dauert von ein paar
Stunden bis über mehrere Wochen. Ruhige Flüsse oder Seen
gehören zu den bevorzugten Gebieten. Es sollten mindestens
zwei Personen zu so einer Fahrt aufbrechen, dann wird es kurzweiliger
und auch die Passagen, wo Stromschnellen zu umrunden sind, können
zu zweit leichter bewältigt werden.
Wir
sind zu dritt, ein kleiner Firmenausflug steht auf dem Programm,
und drei Personen ist so ziemlich das meiste, was ein normales Kanu
vertragen kann. Das macht das Kanufahren auch zu einer idealen Familienbeschäftigung.
Wird dann auch noch ein ruhiges Gewässer ausgesucht, wie eben
beispielsweise der Rönneå, so kann eigentlich nichts
mehr schief gehen.Sven
Andersson, der Betreiber der Kanuvermietung erklärt sich freundlicherweise
bereit, uns mitsamt Kanu zum Einstieg zu chauffieren, was ja sonst
oft ein kleines Problem ist, wenn das Auto entweder am Anfang oder
am geplanten Ende der Tour geparkt wird, aber garantiert nie dort
ist, wo es gebraucht wird.
Die
Tour dauert ungefähr vier Stunden, was für den Anfang
gerade richtig ist, und kostet 225.- Kronen. Im Preis inbegriffen
sind Schwimmwesten, Routenbeschreibung, Kanu und Paddel. Sind Aufenthalte
vorgesehen, so gibt es oft fertige Grillplätze und Übernachtungsverschläge.
Zelt kostet extra.
Der Rönneå ist ein träges Flüsschen, das vom
Ringsee kommt und bei Ängelholm ins Meer mündet. Wir reisen
von Mühle zu Mühle, also von Stockamöllan bis zur
Djupadalsmühle, wo wir auch die Kanus mieten (Sven Andersson
0435-770041).
Sven
ist ein jovialer Mann um die fünfzig, der pfiffig aus blauen
Äuglein blinzelt und so beiläufig erzählt, dass er
das Geschäft seit zwei Jahren betreibt, und ja, davon leben
kann, und viele Dänen kommen. Die Saison dauert von Mai bis
September, "nur die Dänen kommen auch schon im März,
die sind richtig fanatisch".
Zwischen Stockamöllan und Djupadalsmöllan seien es 13
Kilometer, von Djupadalsmöllan zum Herrevadskloster 15 Kilometer,
von dort nach Forsmöllan 7 Kilometer und das letzte Stück
zum Meer 30 Kilometer. "Aber dort ist es langweilig, denn da
ist alles flach und bebaut und einfach nichts gibt es zu sehen",
sagt einer, der dort wohnt, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
Auf
unserer Route gibt es eine Tragestrecke, an der Ruine der Billinge
Mühle vorbei.
Als
wir das Kanu hinunterschleifen zum Wasser, merke ich erst, wie leicht
diese Dinger sind, und als wir einsteigen, wie wacklig. Doch man
gewöhnt sich schnell daran. Ausser uns sind noch zwei Kanus
unterwegs, die wir aber bald hinter uns lassen.
Das
Flüsschen ist träge, aber es fliesst. Schmutzig braun
ist das Wasser, es hat kaum geregnet in der letzten Zeit und daher
ist der Wasserstand weit unter dem Normalpegel, was wir später
merken, wenn bei Stromschnellen, oder was wir dafür halten,
ein Rumpeln einsetzt und einmal bleiben wir gleich auch festgefahren.
Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen.
Noch
ist alles ruhig und wir geben uns dem Gefühl des Gleitens hin,
wobei ich den Vorteil habe, auch etwas von der Gegend zu sehen,
da ich vorne Platz genommen habe. Vielleicht nicht optimal von der
Wasserverdrängung her gesehen, doch wir sind ja drei, die paddeln,
dadurch macht diese Missachtung der Grundregeln der Strömungslehre
nicht viel aus.
Schilf rechts und links des Ufers und Kühe, das ist der vorherrschende
Eindruck der Gegend. Kein Wunder, dass von der Rückbank lauthals
die Forderung nach etwas mehr Aktivität kommt. Okay, dann wollen
wir uns halt einmal in die Riemen legen, und siehe da, es bewegt
sich doch - es geht sogar ordentlich was weiter, nur wird man verflixt
schnell müde beim Betätigen des Paddels.
Daher
kehrt nach einigen hektischen Minuten wieder Ruhe ein. Aktivität
wechselt mit Perioden des Nichtstuns ab und so gleiten wir zum ersten
Rastplatz der Billinge Mühle oder was davon noch über
ist. Viel ist es nicht, ein paar Grundfesten mit grossen Löchern
zwischen den Betonplatten, wo das Wasser des Flüsschens heraufgluckst.
Kleine Kinder müssen hier gehörig an die Kandare genommen
werden, fährt es mir durch den Kopf, und wir stärken uns
erst einmal am mitgebrachten Vorratskorb. Es gibt keine Quelle,
also ist es wirklich wichtig, eine ordentliche Wasserflasche bei
der Hand zu haben.
Frisch
gestärkt schleifen wir das Kanu an den Mühlenresten vorbei
und ab jetzt wird die Fahrt etwas kurzweiliger, vor allem weil durch
den niedrigen Wasserstand und die tiefe Wasserlinie unseres Kanus
bedingt, Steine, die sonst wahrscheinlich völlig unbemerkt
unter dem Wasser bleiben, sich durch ein unbehagliches Rumpeln bemerkbar
machen. Daher wird der erste Mann zum Ausguck erkoren, der die Mannschaft
durch lautes Rufen auf die lauernden Gefahren aufmerksam machen
soll.
Nur,
wie die Mannschaft reagiert, wenn sie reagiert, darüber hat
der Ausguck keinen Einfluss und daher ist es ken Wunder, wenn bei
der ersten richtigen Stromschnelle jeder wie wild das Paddel betätigt,
und der Effekt der ist, dass wir geradewegs auf den grössten
Stein losfahren und das Kanu elegant zwischen zwei Steinen aufs
Trockene setzen.
Was
tun? Um dem aufkeimenden Unmut der Besatzung zuvorzukommen, sehe
ich mich gezwungen, Taten sprechen zu lassen, steige also ins Wasser
und schiebe an, was das Zeug hält. Wäre gar nicht notwendig
gewesen, denn sogleich, als sich das Gefährt des Gewichts entledigt
weiss, schiesst es auch schon davon. Ich stehe bis zu den Knien
im Wasser und schaue hinterher.
Immerhin,
die Mannschaft hat Erbarmen mit ihrem gestrandeten Kapitän
und steuert aufs Ufer zu. Mit einer gekonnten Drehung nehmen sie
dann Kurs auf meine Insel und ich kann mich mit einer eleganten
Rolle ins Boot fallen lassen.
Das
wird mir eine Lehre sein - nicht aus dem fahrenden Kanu zu springen.
Egal, wie immer ist es im Nachhinein lustig, über das Malheur
zu berichten, aber ich verstehe jetzt ein bisschen besser, warum
in Värmland oder bei Flüssen, die ein bisschen mehr Fahrt
aufbringen als dieses zähe Rinnsal, ein Grundkurs im Kanupaddeln,
wobei man die drei verschiedenen Paddelweisen zumindest vorgeführt
kriegt, warum also ein solcher Grundkurs recht nützlich sein
kann.
Wir
machen learning by doing, wie es sich richtigen Managern
geziemt und auch das funktioniert.
An
Tieren sind ein paar Stockenten, zwei Reiher, ein Fischadler und
mehrere andere Raubvögel, sowie unzählige Kühe zu
vermelden, die uns neugierig nachschauen, und denen wir wahrscheinlich
ebenso viel Kurzweil bieten wie sie uns.
Nach vier Stunden kommen wir ziemlich geschafft bei unserem Ziel
in Djupadalsmöllan an. Zusammenfassend ist festzustellen: Ja,
eine Kanufahrt ist richtig lustig und kann zum richtigen Abenteuer
ausarten, wenn man nicht aufpasst. Aber Hauptsache, es hat Spass
gemacht!
Last
Updated: Donnerstag, 16. November 2006
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