Paddeln
in Schonen
Schnuppertour
auf dem Rönneån
Wie
schon lange versprochen, so ist es endlich an der Zeit, die Kanutour
nachzuholen. Kanufahren ist in Schweden beliebt und wird auch von
den Urlaubern gern angenommen. So eine Tour dauert von ein paar
Stunden bis über mehrere Wochen. Ruhige Flüsse oder Seen
gehören zu den bevorzugten Gebieten. Es sollten mindestens
zwei Personen zu so einer Fahrt aufbrechen, dann wird es kurzweiliger
und auch die Passagen, wo Stromschnellen zu umrunden sind, können
zu zweit leichter bewältigt werden.
von
Eduard Nöstl
Wir sind
zu dritt, ein kleiner Firmenausflug steht auf dem Programm, und drei
Personen ist so ziemlich das meiste, was ein normales Kanu vertragen
kann. Das macht das Kanufahren auch zu einer idealen Familienbeschäftigung.
Wird dann auch noch ein ruhiges Gewässer ausgesucht, wie eben
beispielsweise der Rönneå, so kann eigentlich nichts mehr
schief gehen. Sven
Andersson, der Betreiber der Kanuvermietung, erklärt sich freundlicherweise
bereit, uns mitsamt Kanu zum Einstieg zu chauffieren, was ja sonst
oft ein kleines Problem ist, wenn das Auto entweder am Anfang oder
am geplanten Ende der Tour geparkt wird, aber garantiert nie dort
ist, wo es gebraucht wird.
Die
Tour dauert ungefähr vier Stunden, was für den Anfang
gerade richtig ist, und kostet 225.- Kronen. Im Preis inbegriffen
sind Schwimmwesten, Routenbeschreibung, Kanu und Paddel. Sind Aufenthalte
vorgesehen, so gibt es oft fertige Grillplätze und Übernachtungsverschläge.
Zelt kostet extra.
Der Rönneå ist ein träges Flüsschen, das vom
Ringsee kommt und bei Ängelholm ins Meer mündet. Wir reisen
von Mühle zu Mühle, also von Stockamöllan
bis zur Djupadalsmühle, wo wir auch die Kanus mieten
(Sven Andersson 0435-770041).
Sven
ist ein jovialer Mann um die fünfzig, der pfiffig aus blauen
Äuglein blinzelt und so beiläufig erzählt, dass er
das Geschäft seit zwei Jahren betreibt, und ja, davon leben
kann, und viele Dänen kommen. Die Saison dauert von Mai bis
September, "nur die Dänen kommen auch schon im März,
die sind richtig fanatisch".
Zwischen Stockamöllan und Djupadalsmöllan seien es 13
Kilometer, von Djupadalsmöllan zum Herrevadskloster 15 Kilometer,
von dort nach Forsmöllan 7 Kilometer und das letzte Stück
zum Meer 30 Kilometer. "Aber dort ist es langweilig, denn da
ist alles flach und bebaut und einfach nichts gibt es zu sehen",
sagt einer, der dort wohnt, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
Auf
unserer Route gibt es eine Tragestrecke, an der Ruine der Billinge
Mühle vorbei.
Als
wir das Kanu hinunterschleifen zum Wasser, merke ich erst, wie leicht
diese Dinger sind, und als wir einsteigen, wie wacklig. Doch man
gewöhnt sich schnell daran. Ausser uns sind noch zwei Kanus
unterwegs, die wir aber bald hinter uns lassen.
Das
Flüsschen ist träge, aber es fliesst. Schmutzig braun
ist das Wasser, es hat kaum geregnet in der letzten Zeit und daher
ist der Wasserstand weit unter dem Normalpegel, was wir später
merken, wenn bei Stromschnellen, oder was wir dafür halten,
ein Rumpeln einsetzt und einmal bleiben wir gleich auch festgefahren.
Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorgreifen.
Noch
ist alles ruhig und wir geben uns dem Gefühl des Gleitens hin,
wobei ich den Vorteil habe, auch etwas von der Gegend zu sehen,
da ich vorne Platz genommen habe. Vielleicht nicht optimal von der
Wasserverdrängung her gesehen, doch wir sind ja drei, die paddeln,
dadurch macht diese Missachtung der Grundregeln der Strömungslehre
nicht viel aus.
Schilf rechts und links des Ufers und Kühe, das ist der vorherrschende
Eindruck der Gegend. Kein Wunder, dass von der Rückbank lauthals
die Forderung nach etwas mehr Aktivität kommt. Okay, dann wollen
wir uns halt einmal in die Riemen legen, und siehe da, es bewegt
sich doch - es geht sogar ordentlich was weiter, nur wird man verflixt
schnell müde beim Betätigen des Paddels.
Daher
kehrt nach einigen hektischen Minuten wieder Ruhe ein. Aktivität
wechselt mit Perioden des Nichtstuns ab und so gleiten wir zum ersten
Rastplatz der Billinge Mühle oder was davon noch über
ist. Viel ist es nicht, ein paar Grundfesten mit grossen Löchern
zwischen den Betonplatten, wo das Wasser des Flüsschens heraufgluckst.
Kleine Kinder müssen hier gehörig an die Kandare genommen
werden, fährt es mir durch den Kopf, und wir stärken uns
erst einmal am mitgebrachten Vorratskorb. Es gibt keine Quelle,
also ist es wirklich wichtig, eine ordentliche Wasserflasche bei
der Hand zu haben.
Frisch
gestärkt schleifen wir das Kanu an den Mühlenresten vorbei
und ab jetzt wird die Fahrt etwas kurzweiliger, vor allem weil durch
den niedrigen Wasserstand und die tiefe Wasserlinie unseres Kanus
bedingt, Steine, die sonst wahrscheinlich völlig unbemerkt
unter dem Wasser bleiben, sich durch ein unbehagliches Rumpeln bemerkbar
machen. Daher wird der erste Mann zum Ausguck erkoren, der die Mannschaft
durch lautes Rufen auf die lauernden Gefahren aufmerksam machen
soll.
Nur,
wie die Mannschaft reagiert, wenn sie reagiert, darauf hat der Ausguck
keinen Einfluss und daher ist es kein Wunder, wenn bei der ersten
richtigen Stromschnelle jeder wie wild das Paddel betätigt,
und der Effekt der ist, dass wir geradewegs auf den grössten
Stein losfahren und das Kanu elegant zwischen zwei Steinen aufs
Trockene setzen.
Was
tun? Um dem aufkeimenden Unmut der Besatzung zuvorzukommen, sehe
ich mich gezwungen, Taten sprechen zu lassen, steige also ins Wasser
und schiebe an, was das Zeug hält. Wäre gar nicht notwendig
gewesen, denn sogleich, als sich das Gefährt des Gewichts entledigt
weiss, schiesst es auch schon davon. Ich stehe bis zu den Knien
im Wasser und schaue hinterher.
Immerhin,
die Mannschaft hat Erbarmen mit ihrem gestrandeten Kapitän
und steuert aufs Ufer zu. Mit einer gekonnten Drehung nehmen sie
dann Kurs auf meine Insel und ich kann mich mit einer eleganten
Rolle ins Boot fallen lassen.
Das
wird mir eine Lehre sein - nicht aus dem fahrenden Kanu zu springen.
Egal, wie immer ist es im Nachhinein lustig, über das Malheur
zu berichten, aber ich verstehe jetzt ein bisschen besser, warum
in Värmland oder bei Flüssen, die ein bisschen mehr Fahrt
aufbringen als dieses zähe Rinnsal, ein Grundkurs im Kanupaddeln,
wobei man die drei verschiedenen Paddelweisen zumindest vorgeführt
kriegt, warum also ein solcher Grundkurs recht nützlich sein
kann.
Wir
machen learning by doing, wie es sich richtigen Managern
geziemt und auch das funktioniert.
An
Tieren sind ein paar Stockenten, zwei Reiher, ein Fischadler und
mehrere andere Raubvögel, sowie unzählige Kühe zu
vermelden, die uns neugierig nachschauen, und denen wir wahrscheinlich
ebenso viel Kurzweil bieten wie sie uns.
Nach vier Stunden kommen wir ziemlich geschafft bei unserem Ziel
in Djupadalsmöllan an. Zusammenfassend ist festzustellen: Ja,
eine Kanufahrt ist richtig lustig und kann zum richtigen Abenteuer
ausarten, wenn man nicht aufpasst. Aber Hauptsache, es hat Spass
gemacht!
Sven
hat ungefähr dreissig Kanus und ein paar Kajaks und vermietet
die Kanus von Djupadalsmölla (www.schwedenoutback.com/söderåsen.htm) aus. Der Preis
pro Tag beträgt SEK 250.- (das sind ungefähr € 30.-)
und für den Transport, falls nötig, ungefähr SEK
100.- je nach Abstand. Ach ja, Svens Telefonnummer: +46 (0)435 770041
oder Anrufbeantworter und Handy: 0046 0705430041. Sven hat sich
für Gruppen Militärzelte angeschafft und brät auf
Bestellung auch schon mal ein Spanferkel.
Last
Updated: Donnerstag, 4. September 2008
Copyright 1999-2008 Dr. Eduard Nöstl
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