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Fragen und Antworten:

Zunächst dürfen wir alle neuhinzugekommenen Abonnenten herzlich begrüssen. Ich hoffe, Ihr werdet Euch mit unserer Hilfe auf einen schönen Urlaub in Schweden einstimmen können. Bei Fragen wendet Euch bitte an uns. Wir werden uns bemühen, diese Fragen nach besten Wissen und Gewissen zu beantworten. Achtung: Falls Eure Fragen nicht innerhalb von zwei Wochen beantwortet sind, oder Ihr sonstwie von uns gehört habt, bitte diese noch einmal an uns schicken. Es ist schon passiert, dass die Adresse verlorengegangen ist, bzw. die Recherche sehr lang dauert.


Diesmal geht es um die Beantwortung von ganz elementaren Fragen, nämlich was ziehe ich für einen Wanderurlaub an, was muss ich an Essbarem mitschleppen und wie kalt ist es eigentlich im schwedischen Fjäll. Dann hat uns die Anfrage zweier enttäuschter Schiurlauber erreicht, die verzweifelt nach Schnee gesucht haben - nur an der falschen Stelle und zuletzt machen wir uns auf die Reise von Göteborg nach Stockholm. Ich will daher nicht lange reden, sondern gleich an die Beantwortung der Fragen gehen. Wohl bekomm's!

1. Verpflegung für einwöchige Wanderung
2. Langlaufen in Schweden
3. Mit dem Auto durch Südschweden (Göteborg - Stockholm - Trelleborg)
4. Das letzte Wort hat wie immer der Dalai Lama


1. Verpflegung für einwöchige Wanderung

Hallo Edi, vielen Dank für die prompte Antwort auf unsere Routen-Anfrage. Bestimmt wissen wir bald, welche Region wir bereisen werden, aber vorab haben wir noch ein paar Fragen anderer Art. Wir wissen zwar nicht, ob du auch davon Ahnung hast, würden uns aber freuen, wenn Du auch zu diesen etwas sagen könntest:

- wieviel Essen muß man für eine 1-wöchige Tour mitnehmen, und was ist leicht und nahrhaft?

Hallo, ich hatte gerade eure Antwort fertig, da ist mir der Computer abgestürzt. Daher kommen jetzt die Antworten in Stenogrammform.
Alles, was nicht unbedingt notwendig ist, zu Hause lassen! Also die Sachen von denen Ihr denkt: "Können wir vielleicht brauchen". Das braucht Ihr hundertprozentig nicht!!

Alles, was hier vorgeschlagen wird, ist nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, beruht auf eigener Erfahrung, ich kann aber keinerlei Verantwortung dafür übernehmen, dass es auch für andere Menschen zutrifft.

Das folgende gilt für beide (also 2 Personen) eine Woche Wanderung mit Zelt:
1 kg Speck (gut geräuchert) und 1 kg (Hart-)Käse
2 Laib Brot (Bauernbrot, dunkel, kräftig)
14 Suppen (Knorr, Maggi, Geschmack: Gulasch, Serb. Bohnensuppe, dicke Gemüsesuppe)
mit Wasser anzurührende Obstcremes bzw. Blaubeerensuppe oder Nyponsuppe (gibt es in jedem schwedischen Laden und an Tankstellen) Ekströms sind meiner Meinung nach die besten. Blåbärsoppa bzw. Nyponsoppa. (in Verpackungen zu je fünf Päckchen) SEK 34.- (€4.-) Täglich zwei berechnen.
Jedes Päckchen wird mit einem Liter Wasser aufgekocht, reicht also für zwei. Hervorragend im Geschmack, schenkt wirklich Kraft und schmeckt echt gut! Da kann man auch Haferflocken reintun oder Müsli.
1 kg Haferflocken
1 kg Makkaroni, Bouillonwürfel dazu gibt Geschmack
1 kg Müsli (mit Rosinen, Dörrobst etc.)
1/2 kg Marmelade (im Plastikbecher, Glas=schwer)
2 Teesackerln pro Tag (mit Zitronengeschmack)
3 Fischkonserven als eiserne Reserve pro Person.
1/2 kg Butter (in Butterdose)
1 scharfes Messer
1 Streichmesser
2 Löffeln
2 bauchige Trinkgefässe (können dann auch als Teller verwendet werden)
Wasserflasche aus Aluminium, immer gefüllt in Aussentasche des Rucksacks oder umgehängt mittragen.
1 Flasche T-röd (Brennspiritus) für den Trangiakocher
Zünder (jeder eine Schachtel im Plastiksackerl)
Teelichter
Verbandszeug (Pflaster für Blasen. Bereits vor Abmarsch problembehaftete Stellen zukleben) Aspirin od. andere schmerzstillende Pülverchen
Nur gut eingelaufenes Schuhwerk verwenden!!!!!!!!!!!!!!!
Keine Baumwollsocken anziehen, sondern moderne synthetische Wandersocken (ganz ganz wichtig!!!)

PS: Es gibt auch gefriergetrocknete Mahlzeiten mit verschiedenen Geschmacksrichtungen (Hühnchen, Paprika etc.). Blå Band etc. Preis: ca. SEK 50.- Diese habe ich nicht probiert, da sie mir zu teuer sind. Nach der Devise: Wenn Reinhold Messner mit einem Stück Südtirolerspeck auf den Mt. Everest gehen kann, dann werde ich auf meinen Wanderungen nichts anderes brauchen J
Gute Tips auch bei diversen links auf unserer Linkseite, besonders: http://www.wildnis-des-nordens.de/

- beim Schlafsackkauf: auf welchen Temperaturbereich achten?

Falls ihr euch Schlafsäcke zulegt, könnt ihr genau so gut gleich ordentliche kaufen. Die sind nicht viel teurer und bis minus zehn Grad solltet ihr schon gewappnet sein. Falls Ihr aus Preisgründen davon absehen müsst, gibt es die Möglichkeit, einen Billigschlafsack zu wählen und diesen mit einem Biwacksack zu einem vollwertigen Gerät zu verstärken.

Das heisst, der Schlafsack wird einfach in den Biwacksack hineingesteckt und schon ist es bacherlwarm.
Allerdings gibt es Puristen, die davon abraten mit dem Hinweis auf das Kondenswasser, das sich an der Innenwand des Biwacksacks sammelt und den Schlafsack feucht mache. Das hat etwas für sich, nur trocknet das recht schnell bzw. bei mir ist es nie so feucht geworden, dass mich das gestört hätte. (Ich mache das schon seit vielen Jahren so).

Wenn es wirklich kalt wird, schlafe ich mit Flanellhemd, Pullover (Fleece), langer Unterhose, Trainingshose, Socken und dünner, angenehmer Mütze. 70% der Körperwärme verschwinden über die Extremitäten bzw. den Kopf.

Schuhe unbedingt mit ins Zelt nehmen!

Regenschutz für den Rucksack nicht vergessen. Falls nicht vorhanden, tut es ein grosser Abfallsack auch oder ein Regenumhang. Mückenschutz (MyggA) nicht vergessen. Immer das Zelt von Anfang an ordentlich zumachen (das Mückennetz). Lieber vor dem Einschlafen auf Mückenjagd gehen als am nächsten Morgen zerstochen aufwachen. Wasserflasche vor dem Schlafengehen anfüllen. Es ist nicht sehr lustig, im Regen erst das Wasser fürs Frühstück holen zu müssen. Ausserdem werde ich oft in der Nacht durstig, weil der Körper beim Wandern viel Flüssigkeit verliert.

- müssen wir uns bei Jämtland eher auf kühle Celsiusgrade einstellen (bes. nachts), oder ist T-shirt tragen angesagt?

Ich habe nirgends ein Datum für eure Wanderung gefunden. Im Juni können Minusgrade durchaus noch angesagt sein, speziell im Fjäll, im August schon wieder. Das Wetter wechselt überhaupt enorm schnell.

T-shirt würde ich zum Wandern überhaupt nicht empfehlen, da Baumwolle schlecht bzw. gar nicht trocknet. Es gibt heute schon Materialien (bei Salewa, Arco, Transtex back to nature), die den Schweiss ebenso wie Fleece nach aussen transportieren. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Baumwolle, Flanell etc. sind nur am Abend im Zelt zu empfehlen.

Fürs Wandern also ein Hemd oder T-shirt aus diesen neuen Materialien, darüber ein Fleece Pullover und aussen eine Goretex Jacke und Überhose. Als Beinkleider die dünnen Sachen von Fjällräven (halten am besten, auch Patagonia oder Haglöfs, diese sind meiner Meinung nach recht teuer und sind nicht so bequem im Schnitt wie Fjällräven). Fjällräven Sachen sind in Schweden billiger als in Deutschland habe ich gehört.

Wenn Goretex zu teuer ist, dann irgendeinen dünnen Regenschutz verwenden, am besten einen Regenumhang. Für die Beine eventuell Regenhosen. Die haben den doppelten Vorteil, dass sie den Regen abhalten ausserdem wird die Hose nicht schmutzig. Ich ziehe immer noch aussen drüber Gamaschen, sieht zwar ein bisschen komisch aus im Sommer, aber die lassen kein Wasser durch und schützen Hose und Schuhe vor Schmutz (wenn Du wieder einmal in ein Sumpfloch hineintappst).

2. Langlaufen in Schweden

Liz und Dietmar schreiben: Hej,hej Gibt es in Värmland auch schneesichere Regionen zum Skilanglauf, oder muß man weiter nördlich sein Glück versuchen? Welche Monate sind am geeignetsten? Wir waren im Februar in Glava am Glafsfjorden und hatten viel zu wenig Schnee. Skilauf war nicht möglich.

Das tut mir leid, dass Ihr im Februar nicht zum Schilaufen gekommen seid.

Värmland würde ich ganz spontan nicht unbedingt zu den schneesichersten Gebieten Schwedens zählen. Obwohl ich auch schon in Värmland zum Schilaufen war. Aber das war in der Hochsaison also Januar, Februar und da auf Kunstschnee (zumindest sind die Schneekanonen die ganze Nacht im Einsatz gewesen).

Ab Åsarna (zwischen Mora und Östersund, Gemeindegebiet Berg) halte ich Schweden für schneesicher. Speziell zum Schilanglauf ist diese Gegend absolut zu empfehlen (Thomas Wassberg, mehrfacher Weltmeister und Olympiasieger ist da für die Loipen zuständig).

Da sind auch die bekannten Schigebiete Vemdalen, Klövsjö, Katrina gleich in der Nähe, übernachten (sehr preiswert) in der Jugendherberge Åsarna. Ja, und von dort gegen Norden ist WINTER.

Betreffend der Monate: Von Februar bis April. Je später im Jahr, desto heller sind die Tage. Empfehlenswert zum Langlaufen sind für mich: Åsarna, Ljungdalen, Lofsdalen, Pajala. Kvikkjokk/Årrenjarka ist ein Tip, wenn Ihr alleinsein wollt bzw. echtes Abenteuer sucht. Es kommt ein bisschen auf Eure Erfahrung an.

Ganz toll wird es natürlich in der Gegend von Jokkmokk - Gällivare - Piilijärvi oder Pajala. Wenn das nicht zu präpotent klingt in euren Ohren, würde ich dort oben eine Woche empfehlen mit Führer. Zumindest ein paar Tage. Warum? Die Gegend ist recht einsam - schon im Sommer. Im Winter ist da nichts, das kann schon recht belängend wirken. Eine Schitour in ein völlig neues Gelände wird auch sicherer und vor allem angenehmer mit einem Schiführer.

Ausserdem kennt ein Führer die Gegend wie seine Westentasche, weiss, wie man ein Lagerfeuer macht, weiss, wie man sich gegen einen plötzlich einsetzenden Schneesturm schützt, stellt das Zelt auf und umsorgt Euch ein bisschen. Man kriegt irgendwie einen ganz anderen Einblick in den Norden.

Viele dieser Leute haben mit Rentieren zu tun und da kriegt Ihr gleich eine kleine Einführung in die Rentierhaltung (und ein Superessen, weil die Burschen haben immer einen Rentierschinken mit dabei).

Ich hoffe, das ist eine Antwort auf Eure Fragen. Wie wollt Ihr wohnen? In Åsarna sehr günstig (ca.SEK 220.- /€ 30.- bei Mitgliedschaft (Ausweis mitbringen) im Jugendherbergsverein, sonst ca. SEK 40.- teurer, fürs 2-Bettzimmer mit Stockbett und Selbstversorgerküche, Restaurant ist auch da). In Piilijärvi gibt es kleine Blockhäuser (ab ca. SEK 2.500.- pro Wo.), dasselbe gilt für Årrenjarka oder Gällivare.

Überall gilt: Ski in - ski out, also Schi anschnallen und direkt von der Unterkunft geht es ab in den Wald oder über einen zugefrorenen See.Weitere Infos bei: www.piilijarvi.se, www.gellivare.se, www.jokkmokk.se, www.pajala.se


Ansonsten ist der Winter die Hauptsaison in den schwedischen Fjälls und es wird deutlich teurer als im Sommer (speziell im Februar, also Sportferien, und zu Ostern). Zumindest dort, wo auch Schilifte stehen (Åre, Tärnaby Hemavan etc.) Wir sind Euch gern behilflich, wenn Ihr wisst, wo Ihr hinwollt. Fragt uns gern weiterhin.

3. Mit dem Auto durch Südschweden (Göteborg - Stockholm - Trelleborg)

Hier kommen zwei Anfragen, die beinahe identisch lauten: Routenplanung Helsingborg - Göteborg - Stockholm - Gustavsberg - Trelleborg.

Das sieht zwar auf den ersten Blick gar nicht schwer aus, ist aber echt eine Herausforderung. Denn worauf ist das Augenmerk zu legen? Was wollt Ihr sehen? Geht es um Kultur oder Natur oder gut essen und gut trinken? Wie immer muss man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen. Gut essen und gut trinken wird wohl zu einem Grossteil von der Brieftasche abhängen. Natur gibt es überall, nur ein paar Kilometer weg von der Autostrasse. Bleibt die Kultur. Kultur lässt nach meinem Verständnis vor allem unter Kirchen, Schlösser und geschichtliche Ereignisse festmachen. Wenn das noch handlich verpackt ist, kann bei so einer Reise gar nichts schief gehen.

Wir haben die Aufgabe so zu lösen versucht, dass wir die URLs der Orte herausgesucht haben, die ihre homepage auch auf deutsch haben. Als Ergänzung dazu haben wir in den Archiven gekramt und solche Aufzeichnungen zur Ergänzung zusammengefasst und auf unseren Seiten präsentiert. Ich weiss nicht, ob das die ideale Lösung ist, bitte daher um feedback.

"Die Strasse der menschlichen Eitelkeiten" (http://www.schwedenoutback.com/eitel.htm) rückt vielleicht alles menschliche Streben, das auf blosser Machtgier und Ausübung und Beweis von Stärke beruht, ins rechte Licht. In diesem Artikel wird der Werdegang der Festungen die Westküste entlang von Varberg über Göteborg und Bohuslän bis hinauf nach Oslo kritisch beleuchtet.

Von Göteborg wollen wir allerdings den Vorgaben entsprechend auf die E20 Richtung Stockholm. Wenn Ihr in Göteborg (www.goteborg.se) eine Nacht bleiben wollt, empfiehlt sich ein Blockhaus auf dem Campingplatz Kärralund (Tel. 031 840 200). Sehenswert: Festung Älfsborg, der botanische Garten, der Hafen mit Lilla Bommen (architektonisches Wahrzeichen)und der Neuen Oper, die Dreimastbark Viking, die zu einem Hotel umfunktioniert wurde, der Fischmarkt "Feskekörka", Avenyn, die grosse Prachtstrasse bis hinauf zum Stadttheater und modernem Museum am Götaplatz mit dem malerischen Poseidonbrunnen. Gleich in der Nähe auch Liseberg, der grösste Vergnügungspark Schwedens. Nicht zu vergessen das Schloss Gunnebo mit seinem schönen Park. Sind Kinder mit von der Partie, empfiehlt sich vielleicht der Campingplatz von Askim am Meer (ca. 20 Autominuten vom Stadtzentrum).

An Restaurants gibt es einige vor allem in der Linnéstrasse, also einer Nebenstrasse der Avenyn. "Le village" zum Beispiel oder "Manfred", in "Linnés Trädgård" machen es sich die locals gemütlich. Liseberg (www.liseberg.se) hat mit dem "Tyrolen" ein Tanzlokal, das eine merkwürdige Mischung aus Drosselgasse in Rüdesheim und Tirolerabend, mit schwedischen Publikum, ist, also eine Kombination, bei der kein Auge trocken bleibt.

Nach so viel lockerem Leben bleibt nur die Flucht aufs Land. Ein knappes Stündchen, also je nach Verkehr zwischen zehn Minuten und einer halben Stunde von Göteborg entfernt liegt "Göteborgs Inland" dahinter verbirgt sich die Gegend von Lerum und Alingsås. Hier ist bereits ein Hauch von schwedischer Natur zu spüren und Leute mit kleiner Brieftasche können nur ein paar Kilometer von der Fährenanlegestelle aus Kiel bereits einen typisch schwedischen Urlaub verbringen mit Kanutouren, Wanderungen, vielen Seen und Elchen.

Die Elche sind hier im Herbst so zudringlich, dass sie bis in die Ziergärten der Orte vordringen, um sich an den Äpfeln, die auf dem Boden liegen, gütlich zu tun. Ganze 200 Seen, der Campingplatz von Lerum liegt am See Aspen, passenderweise gibt es auch Blockhäuser und eine Kanuvermietung.

Am See Mjörn liegt der Countryclub Öjared mit drei 18 Lochgolfplätzen und dem Abschlag vom Dach (!) des Klubhauses aus. Vom See Mjörn bis zum Wald Härskog zieht sich ein herrliches Kanugebiet (natürlich mit eigener Karte, Preis ca. SEK 125.- pro Tag). Am Ziel angekommen, locken viele gut gekennzeichnete Wanderwege.

Überhaupt ist es so, dass so ein Urlaub hier im Süden durchaus auch seine Vorteile hat: Die Wege sind gut ausgetreten, markiert und die Chance auf Menschen zu stossen, ist hier im dichtbesiedelten Süden immer grösser als im Norden. Also zum Kennenlernen des Landes ist diese Route absolut empfehlenswert.

Ein paar Kilometer nördlich von Lerum, in Floda, liegt der See Sävelången. An seinem Ufer das Schloss Nääs. Selma Lagerlöf hat hier viele Jahre gewohnt. Schloss Nääs ist aus mehreren Gründen interessant: teils weil hier der Werkunterricht, der noch heute in schwedischen Schulen eine ganz besondere Rolle spielt, ins Leben gerufen wurde, und zwar von Otto Salomon, dessen Onkel, August Abrahamsson, ein reicher Menschenfreund, unter anderem auch Schloss Nääs sein eigen nannte.

Des weiteren weil hier in der Küche und in anderen Räumen ein guter Einblick in Leben du Treiben der vermögenderen Schichten möglich wird (vor allem die Küche ist einen Besuch wert)und weil im Park des Schlosses die Sommersonnenwende, also Mittsommer ganz besonders stilecht von Tausenden Menschen gefeiert wird. In den Flügeln des Schlosses lässt es sich preiswert übernachten. (Tel. 0302-355 18).

Neben dem Schloss befindet sich für die Pferdefreunde die Reitschule Västanvinden mit sehr schönen Pferden (Halb- und Vollblut), die stunden- bzw. tageweise vermietet werden.

Von Lerum sind es nur wenige Kilometer nach Alingsås. Alingsås hat einen interessanten Ortskern aus Holzhäusern, Schloss Nolhaga mit einem sehr schönen Park und die Schmalspurbahn mit Dampflokomtive von Anten nach Gräfsnäs am See Mjörn entlang. Alingsås ist eigentlich ein Denkmal, das sich Jonas Alströmer, daher auch die ersten zwei Buchstaben im Namen des Orts, der hier im neunzehnten Jahrundert jede Menge Manufakturen betrieben hat, selber gesetzt hat.

Die Eisenbahn ist ein Überbleibsel aus jener Zeit, als in Schweden die Eisenbahnlinien völlig privat waren und somit alle paar Kilometer die Bahnlinien von einem anderen Konsortium betrieben wurden. Das hat damals nicht so richtig funktioniert und auch heute ist, nachdem erst im Januar dieses Jahres der schwedische Eisenbahnverkehr an drei unabhängige private Gesellschaften übertragen wurde, die erste davon bereits in Konkurs gegangen (!) und in Stockholm hat die U-Bahn die grössten Schwierigkeiten, Lokomotivführer zu kriegen, da diese sich weigern, vom öffentlichen Dienst in den privaten überzuwechseln. Aber das nur am Rande. Wo waren wir? Ach ja, die Schmalspurbahn von Anten nach Gräfsnäs ist auf alle Fälle ein lustiges Erlebnis. In Gräfsnäs steht passenderweise eine Schlossruine zur Besichtigung.

Also, wenn wir so weiterzuckeln, dann brauchen wir für die Strecke Göteborg - Stockholm allein schon den ganzen Sommer. Aber so ist es eben, wenn man ins Schwärmen kommt, die Begeisterung nimmt eben kein Ende!

Daher scheint jetzt eine gewisse Straffung im Reisekalender angebracht. Von Alingsås geht es entweder auf der E 20 schnurstracks über Skara nach Mariestad oder und vor allem, wenn es sich um Käseliebhaber handelt, die diese Reise machen, zuerst noch schnell einen Abstecher nach Falköping, die heimliche Käsehauptstadt Schwedens.

Direkt an der Göteborgsstrasse liegt an der Ortseinfahrt von Falköping der Käsetempel Falbygdens Ost der Familie Bengtsson. 1 500 000 Käse sind hier gelagert! Die Käsetheke des angeschlossenen Käseladens ist ganze 15 Meter lang und mit ausgesuchten Käseleckereien gefüllt. Im Käserestaurant können die angebotenen Käsesorten gleich verkostet werden. Für einen Einheitsobolus kann man essen so viel man will und bekommt dazu noch selbstgebackenes Brot, Kaffee und Kekse serviert.

Hier fühlt sich der Besucher als Adam im Käseparadies. Für die Schleckermäuler seien nur ganz kurz erwähnt: streichfertiger Kirsch - und Ananaskäse oder die typisch schwedische Spezialiät ostkaka, also Käsekuchen, der warm serviert wird (eine Nachspeise) mit Schlagsahne und heissen Moltebeeren (Himbeeren tun's auch). Absolut zu empfehlen (Tel. 0515 131 90).

Falls es jetzt so ist, dass Sie einmal ein bisschen früher im Jahr hierherkommen, im Frühjahr machen Tausende Kraniche am Hornborgassee in der Nähe von Falköping Station.

So, aber jetzt haben wir wahrlich genug für unser leibliches Wohl getan. Jetzt will die Seele auch etwas haben. Da passt es genau, dass wir auf der Strasse 184 die 29 Kilometer nach Skara schnell abspulen. In Skara (www.skara.se) wartet bereits der Dom auf uns. Eine gotische Sandsteinkathedrale mit Glasfenstern von Bo Beskow. Wenn möglich, Messe anhören wegen der tollen Akustik. In der Krypta gibt es ein geradezu rührendes Beispiel tiefen, innerlichen Glaubens zu sehen. Den Messkelch des Bischofs Adalvard (der ca. um 1050 hier gewirkt hat): die Inschrift passt zu dem rechten Christen: "Adalvardus peccator" (Adalvardus, ein Sünder").

Ein weiterer interessanter Mann der Gegend war Bischof Brynolf Algotsson (1248 - 1317) er erhielt seine Ausbildung in Paris und wurde im jugendlichen Alter von 30 Jahren Bischof. Brynolf liess die Kirche von Skara als romanischen Dom erbauen und wählte auch den Platz, wo heute Schloss Läckö steht, zu dem wir gleich kommen werden, für ein Sommerhäuschen aus.

Übrigens hatte Bischof Algotsson ein nicht unerhebliches Geschenk an die Gemeinde in seinem Reisegepäck: eine Dorne aus Christi Dornenkrone! Überreicht wurde ihm diese Reliquie vom norwegischen König als Dank für die Hilfe, die ihm der Bischof beim Bau der Kathedrale von Stavanger hatte angedeihen lassen.

Von Skara müssen wir unbedingt über Lidköping nach Läckö. Läckö liegt auf einer Landzunge im Vänernsee und ist eines der schönsten Schlösser Schwedens. Magnus de la Gardie war einmal der reichste Fürst in einem an reichen Fürsten nicht gerade armen Land (wir befinden uns zeitlich in der schwedischen Grossmachtzeit). Er liess Läckö zu dem machen, was es heute noch ist.

Läckö muss man gesehen haben. Das weisse Schloss vor dem blauen Himmel und dem vielleicht noch intensiveren Blau des Vänernsee.(Wie gewonnen, so zerronnen: Magnus de la Gardie fiel wegen seiner Prachtentfaltung beim schwedischen König in Ungnade, wurde eingekerkert und das Schloss wurde einfach geleert - all das innerhalb eines einzigen Jahrhunderts. Vom reichsten Mann Schwedens zum ärmsten.)

Über Mariestad mit seiner weithin sichtbaren ca. zehn Meter hohen Picassoskulptur (ein Geschenk des Künstlers an die Stadt) geht es hurtig nach Örebro. In Mariestad befindet sich ein netter kleiner Hafen mit Ausflugsschiffen für den Vänersee. Interessant vielleicht die Idee des Gemeindeschreibers, leerstehende Wohnungen norwegischen Familien als Zweitwohnungen für die Sommermonate käuflich anzubieten - ein voller Erfolg, die Norweger reissen sich um die Gemeindebauten am Stadtrand von Mariestad.

Reisende, die ein wenig mehr Zeit haben, sei ein Abstecher in den Tiveden Nationalpark auf der Strasse 201 bis Hjälstad dann Str. 200 bis Töreboda und dann 202 am Vikensee entlang bis Undenäs empfohlen. In Undenäs zum See Unden abzweigen und dort entlang bis zum Schild Tiveden Nationalpark. Durch diesen entweder mit dem Fahrrad oder eben mit dem Auto. Sehr schön der See Stora Trehörningen.

Weiter nach Granvik zum Vätternsee und an diesem entlang über Aspa Bruk (Bellmann Museum) ins malerische Askersund (sehr nettes Café am Dorfplatz gleich hinter der Brücke) und weiter auf der Str. 50 nur 36 km zur E20 und Örebro. (www.orebro.se)

Örebro war und ist eine der wichtigsten schwedischen Städte. 1347 wurde unter Leitung Magnus Erikssons ein erstes landesweites Gesetzbuch geschaffen, König Engelbrektsson hat hier residiert (1413) Gustaf II Adolf führte 1617 die erste schwedische Reichstagsverordnung auf Schloss Örebro ein und 1810 wurde Jean Baptiste Bernadotte von den Ständen zum schwedischen Thronfolger gewählt.

Nur ein paar Schritte vom Schloss, das auf einer Landzunge im Fluss Svartån liegt, führen zum kleinen Holzstädtchen Wadköping im Stadtpark. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der 56 m hohe Wasserturm, Svampen (Schwammerl) genannt, der Vorbild für weitere Wassertürme in ganz Schweden wurde.

Interessant die Bauweise, die Kuppe wurde zuerst geschaffen, dann wurde diese Meter für Meter in die Höhe gehoben. Sehenswert ist die Gegend um Örebro, das sogenannte Bergslagen, die Wiege des schwedischen Hüttenindustrie. Der Ort Garpyttan war ursprünglich eine deutsche Siedlung, da damals viele ausländische Facharbeiter ins Land geholt wurden. (Deutsche wurden "garpar" genannt).

Von Örebro dringen wir immer weiter ins Herzland Schwedens vor. Wir sehen bereits die Seen Hjälmaren und Mälaren auf der Landkarte. Jetzt wird es interessant. In Arboga teilt sich die Strasse: Die E18 führt nördlich des Mälaren und die E20 südlich davon nach Stockholm.

Bleiben wir kurz auf der E 18 und wir kommen nach Västerås. Der Name leitet sich von einer alten Wikingersiedlung, Aros her, das wurde zu Västra Aros und später zu Västerås. Seit 1120 Sitz des Bischofs. Das Rudbecksgymnasium ist Schwedens ältestes Gymnasium. 270 Kilometer Fahrradwege machen Västerås zur fahrradfreundlichsten Stadt Schwedens. Was dem Besucher sofort auffällt, ist die enorm grosse Anzahl von Zuwanderern aus aller Herren Länder.

Das wird erklärt durch die Industriestruktur der Stadt: Västerås ist Sitz von ABB, die auch das Stadtbild beherrscht. Überall sieht man Fabriken und Bürogebäude mit der Aufschrift Asea. Hier wurde auch der schwedische Hochgeschwindigkeitszug X2000 entwickelt. Übrigens wurde im Schloss Västerås 1527 ein Reichstag abgehalten, der die Reformation in Schweden eingeläutet hat.

Wollten Sie schon immer einmal den Teddybären sehen, den Schwedens König Carl Gustaf als Kind ans Herz gedrückt hat? Oder vielleicht doch lieber sein Tretauto? Dann sollten Sie zum Schloss Tidö (http://www.schwedenoutback.com/Tidö.htm) fahren, nur ein paar Kilometer südlich von Västerås.

Heute im Besitz der Familie von Schinkel ist Tidö eines der für mich interessantesten und schönsten Schlösser Schwedens. Nicht allein wegen des Spielzeugmuseums, sondern eher weil eine Führung durch das Schloss einen tiefen Einblick in jenes Schweden gestattet, das uns aus dem Dreissigjährigen Krieg so schreckenerregend in Erinnerung geblieben ist.

Axel Oxenstierna (1583 - 1654, der Reichskanzler Gustaf II Adolfs) hat nämlich das Schloss erbauen lassen (1625 - 1640). Heute ist Tidö das grösste schwedische Schloss in Privatbesitz. Sollten Sie von einem freundlichen jungen Mann durch das Schloss geführt werden, so ist es sehr leicht möglich, dass es sich dabei um den Besitzer selber handelt.

Ein paar Kilometer nördlich von Västerås liegt Skultuna (beschildert). Skultuna ist aus einem anderen, mehr profanen Grund für uns interessant. Skultuna erzeugt Messinggegenstände. Seit dem 15. Jahrhundert steht Skultuna für Qualität und Schönheit. Das Werk liegt in einem schönen Park, durch den sich der Fluss Svartån windet. Café und Werkbesichtigungen. Schöne Messingkerzenständer oder Töpfe aus Messing etc.

Von Enköping zweigt die Strasse ab zum Schloss Skokloster. (www.schwedenoutback.com/skokloster.htm) Erbaut von Gustaf Wrangel, einer der Heerführer Gustav II. Adolfs, der es im Dreissigjährigen Krieg zu Ruhm und Reichtum gebracht hat. Schloss Skokloster gibt Zeugnis davon. Gustaf Wrangel war lange Zeit Statthalter von Pommern und mit der deutschen Fürstentochter Anna Margareta von Haugwitz verheiratet.

Sieben Schlösser in ganz Nordeuropa nannte er sein eigen, davon ist Skokloster das üppigste. Skokloster ist ein enormes Schloss mit tollen Gobelins, Gemächern, Schränken und Einlegearbeiten. Zwei Originale von Guiseppe Arcimbolo und zwar Vertumnus und "der Bibliothekar" hängen in den Sammlungen (merkwürdigerweise ganz versteckt in der Bibliothek unter dem Dach).

Vertumnus war eine Karikatur des Habsburgerkaiser Rudolf II, da dieser als Gemüsemann (die Nase ist beispielsweise eine riesige Birne) dargestellt wird.

Von Enköping sind es nur mehr 66 Kilometer nach Stockholm (www.stockholm.se) . Über Stockholm bitte die beiden brandneuen Reportagen "Stockholm - ein Mittsommernachtstraum" und "Verzauberte Schlösser und Gärten" zu konsultieren.

Von Arboga auf der Südroute, der E20, kommen wir zuerst nach
Eskilstuna mit der Rademacherschmiede und den weissen Tigern im Zoo (Björn Borg ist der wohl berühmteste Sohn der Stadt).

Dann nach Strängnäs mit einem imposanten Dom aus dem Jahre 1250. Von Strängnäs führt die wunderschöne Strasse 55 direkt nach Enköping, fast könnte man sagen durch den Mälarsee. Allerdings eine für schwedische Verhältnisse etwas schmale Strasse ohne Überholmöglichkeiten.

Von Strängnäs sind es gerade 20 Kilometer nach Mariefred. Das wird Ihnen vielleicht nicht allzuviel sagen, doch in Mariefred liegt Schloss Gripsholm, für deutsche Ohren wohl das bekannteste Schloss Schwedens. Kurt Tucholsky hat hier viele Jahre gewohnt und ist auch auf dem Friedhof von Mariefred begraben. Rechts vom Eingang unter der Eiche.

Gripsholm wurde von Bo Jonsson Grip (Name) erbauen lassen (1380), sein heutiges Aussehen wurde ihm von Gustav Vasa 1530 angedeihen lassen, der dazu Baumaterial von dem auf sein Betreiben hin geschliffenen Kartäuserkloster Pax Mariae (also Mariefred) verwendete. Eine wahrhaft sagenhafte Portraitsammlung mit 4000 Portraits befindet sich auf Gripsholm. Kleine Ausflugsdampfer (Mariefred, letzter kohlegeheizter Dampfer Schwedens) fahren vom Hafen in Stockholm hierher.

Södertälje ist eine der ältesten Städte Schwedens, erhielt ihr Stadtprivilegium 1370 und wird bereits von Adam von Bremen erwähnt, als dieser 1070 nach Birka zog. Scaniamuseum (Lastwagenmuseum). Schloss Tullgarn ein weiteres Schloss, das Magnus de la Gardie 1720 erbauen liess. Ebenfalls nur zwei Jahre später königliches Lustschloss (vgl. Läckö). Von Södertälje sind es 36 Autobahnkilometer nach Stockholm.

Über den Stadtteil Nacka geht es weiter auf die Insel Värmdö und nach Gustavsberg. Gustavsberg steht synonym für Rörstrand, was wiederum nur ein anderer Name für schwedisches Porzellan vom besten ist. 1726 wurde Rörstrand als "Schwedisches Porzellanwerk von Rörstrand" gegründet. Fast genau hundert Jahre später wurde die Manufaktur Gustavsberg in der Bucht Farstavik der Insel Värmdö aus der Taufe gehoben.

Nach wie vor ist Rörstrand für alle, die in gepflegter, ansprechender, stilechter Atmosphäre speisen wollen, ein Begrif: Ostindia, Blå Blom, Gröna Anna sind die beliebtesten Servicesorten. Auch dem Nobelfest der Nobelpreisverleihung wird durch das spezielle Service von Rörstrand ein besonderer Glanz verliehen. Ein Ausflug mit dem Dampfer "Gustavsberg VII" vom Nybrokai geht durch die Schären hinaus nach Gustavsberg.

Richtung Trelleborg geht es über Nyköping nach Norrköping und weiter die Ostküste entlang. Siehe dazu unsere Reportagen "Wo Schweden lächelt" (Östergötland) und "An der Küste die Ostsee entlang" von Norrköping über Oskarshamn, Kalmar, Karlskrona nach Malmö.



Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
Copyright 1999-2008 Dr. Eduard Nöstl

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