BLEKINGE
350 Jahre Friede von Brömsebro
Das
Friedenstraktat, das den schwedisch-dänischen Krieg (1643-1645)
beendete, wurde am 13. August 1645 auf einem kleinen Hügel im Grenzbach
Brömsån zwischen Schonen und Blekinge unterzeichnet.
Heute
noch wird diese Insel Friedenshügel genannt und ist vom Rastplatz;
Brömsebro an der E22 von Malmö nach Stockholm mit ein paar Schritten
zu erreichen. Hier steht auch der berühmte Friedensstein von Bröms
gut sichtbar neben einer renovierten Mühle.
Von
Eduard Nöstl
Beide
Kriegsparteien hatten eigentlich das Kriegführen gründlich satt.
Die Lage der Dänen war allerdings deutlich unstabiler als die der
Schweden unter Königin Christina. Richtig, das ist jene schwedische
Königin, Tochter Gustav II Adolfs, die wie ein Junge erzogen wurde
und nach kurzer Regierungszeit die Königinnenwürde niederlegte,
zum Katholizismus übertrat und in Rom am päpstlichen Hof den Rest
ihres Lebens verbrachte.
Auf
ihre Einladung war der französische Philosoph René Descartes (Cogito
ergo sum) an den königlichen Hof von Stockholm gekommen. Der Philosoph
war allerdings von zarterer körperlicher Konstitution als die robuste
Königin, die ihn bereits um fünf Uhr morgens zu Konsultationen holen
liess. Descartes verkühlte sich, zog sich eine Lungenentzündung
zu und starb nach kurzer Zeit.
Das
geschah aber erst später - zum Zeitpunkt des Geschehens ist Christina
erst sechs Jahre alt und das Schwedenreich steht unter der Verwaltung
eines Reichsverwesers, Axel Oxenstierna. Oxenstierna hat, einem
schwedischen Bismarck gleich, die schwedische Verfassung geschrieben
und als mächtigster Mann seiner Zeit das starke Beamtentum, das
auch heute noch den schwedischen Staat durchsäuert, eingeführt.
(Mehr über Axel Oxenstiema s. Schloss Tidö)
1643
erklärt also Dänemark Schweden den Krieg, mit dem erklärten Ziel,
Göteborg, eine bis dato uneinnehmbare schwedische Festung an der
ansonsten dänischen Westküste zu erobern. König Christian IV hält
die Schweden, die unter Gustav II Adolf in den dreissigjährigen
Krieg verwickelt sind, für zu beschäftigt, um gross Widerstand leisten
zu können. Er sollte sich täuschen, denn England und Holland, die
damaligen Grossmächte in Europa und stets aufs politische Gleichgewicht
bedacht, sind die Dänen zu mächtig und sie schlagen sich daher auf
die Seite Schwedens.
Ausserdem
sind den Handelsnationen Holland und England die hohen Abgaben,
die von Schiffen, die durch den dänischen Öresund fahren, ein
Dorn im Auge, denn Polen und Russland sind wichtige Handelspartner
der beiden Seefahrtsnationen. England und Holland stellen daher
eine Flotte zur Entsetzung Göteborgs zur Verfügung.
Gleichzeitig
ziehen schwedische Truppen unter der Führung von Feldmarschall Lennart
Torstensson in Eilmärschen aus Deutschland gegen Norden, um ihren
schwedischen Brüdern beizustehen. Sie fallen Dänemark in den Rücken
und nach zwei Jahren hartem Kampf gehen die Schweden siegreich aus
der Schlacht hervor.
Die
Friedensverhandlungen von Brömsebro wurden auf schwedischer Seite
vom Reichskanzler Axel Oxenstierna geführt. Die Verhandlungen dauerten
an und der Reichskanzler liess eigens sein Himmelbett zum Schutz
gegen Wanzen und anderes Getier, das von den Wänden seiner Herberge
rieselte, nach Blekinge bringen. Der dänische Gesandte Corfitz Ulfeldt
hatte seine Zelte in Kristianopel aufgeschlagen.
Nach
sechs Monaten erbitterter Verhandlungen wurde unter französischer
Hilfe durch Gaspard Coignet de la Thuillerie der Friedensvertrag
erarbeitet. Dänemark musste dem Friedenstraktat zufolge Jämtland,
Härjedalen, Gotland und das heute estnische Osel an Schweden abtreten.
Ausserdem erhielt Schweden Halland auf dreissig Jahre, und die Dänen
durften keine hohen Zölle und Abgaben mehr eintreiben.
Axel
Oxenstiema kehrte als Held nach Stockholm zurück, während Corfitz
Ulfeldt der Überlieferung nach den Traktat von König Christian
IV um die Ohren geschlagen bekam, so wütend wurde der Dänenkönig,
als er des für die Dänen miserablen Resultats von sechs Monaten
zähen Verhandlungen ansichtig wurde.
1645
ist somit das Jahr, in dem die skandinavische Geschichte ein neues
Kapitel aufschlägt: Schweden ist die neue nordische Grossmacht.
Dreizehn Jahre später werden nach einem neuerlichen schwedisch -
dänischen Krieg auch Schonen, Blekinge, das norwegische Trondheim,
sowie die Ostseeinsel Bornholm schwedisch.
Last Updated: Freitag, 14.Oktober 2011
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