Västmanland
Schloss Tidö
Zuhaus
in der Residenz
des Axel Oxenstierna
Schloss
Tidö liegt ungefähr zehn Autominuten
außerhalb von Västeräs am
See Mälaren. Schloß Tidö
wurde vom schwedischen Reichskanzler und
persönlichen Berater Gustaf II. Adolf,
Axel Oxenstierna (1583 - 1654), in den Jahren
1625 - 1640 erbauen lassen.
Von
Eduard Nöstl
Axel
Oxenstierna führte die Verhandlungen
auf schwedischer Seite im westfälischen
Frieden 1648. Nach Regierungsantritt der
Königin Kristina fiel Oxenstierna in
Ungnade, wodurch er viel Zeit hier auf Schloß
Tidö verbringen konnte. Eine Büste
im weitläufigen Schloßpark erinnert
an ihn, ein Gedenkstein ist Carl David von
Schinkel gewidmet, der 1890 Schloß
Tidö erwarb und dessen Familie bis
heute hier residiert. Schloß Tidö
ist somit das größte schwedische
Schloß in Privatbesitz.
Wirklich
macht es einen merkwürdigen Unterschied,
ob man ein Schloß besucht, das sozusagen
als Museum verwaltet wird, oder ein Schloß,
das von seinen Besitzern als Heim angesehen
wird. Den Besucher empfängt eine ganz
andere Atmosphäre, ungezwungen und
leger einerseits, Achtung gebietend und
aktuell spontan andererseits.
Ein
Schloß lebt durch seine Bewohner,
es ist ein Organismus, der nicht stillsteht,
sondern mit der Zeit geht. Auch die Besichtigung
fällt in einem solchen Schloß
leichter. Der praktische Bezug zum Alltag
ist immer wieder gegeben, Querverbindungen
stellen sich ganz von selber ein.
Schloß
Tidö ist vielleicht das herausragendste
Beispiel für das Machtbewußtsein
Schwedens zur Zeit der schwedischen Großmachtzeit
im Dreißigjährigen Krieg, als
ganz Europa vor den grimmigen Soldaten Gustaf
II. Adolf zitterte. Entworfen wurde Tidö
von Simon de la Vallé, ein französischer
Stararchitekt (1590-1642), der in einem
Duell mit einem Mitglied der Familie Oxenstierna
einen frühen Tod finden sollte. Sein
Werk wurde von Nikodemus Tessin d.J. vollendet.
Tidö
repräsentiert wie nur wenige Bauwerke
das 17. Jahrhundert. Nur das Dach wurde
seit jener Zeit geändert. Im Schloß
befindet sich der mit dreihundert Quadratmetern
größte Saal des Västmanlands.
Bei der Führung werden unter anderem
die Gemächer Axel Oxenstiernas besichtigt,
das in einem Seitentrakt untergebrachte
Spielzeugmuseum mit Exponaten der russischen
Zarenfamilie und König Karls XVI. Gustaf
neben Puppen und Spielzeug aus aller Welt
wird auf eigene Faust entdeckt.
Schloß
Tidö ist für seine großartigen
Portale bekannt. Die Sandsteinportale stammen
aus der Werkstatt des deutschen Bildhauers
Heinrich Blume, der 1621 nach Schweden kam
und hier seßhaft wurde. In der Empfangshalle
fallen uns sofort die magnifiken Türen
mit den prachtvollen Einlegearbeiten auf.
Axel Oxenstierna scheint ein grosser Liebhaber
dieser Türen gewesen zu sein, denn
im Schloss gibt es ganze 43 davon. Die Stühle
und Schränke sind Arbeiten aus dem
17. Jahrhundert.
Die
Portraits an den Wänden stellen Kardinal
Corsini dar, in dessen Palast in Rom Königin
Kristina Unterschlupf fand. Daneben ein
Portrait der Anna Christian von Brandenburg,
die mit dem dänischen König Christian
IV, liiert war. Über dem großen
Schrank hängt ein Portrait des französischen
Weltreisenden Jean Baptiste Tavernier von
David Klöckner Ehrenstrahl.
Die
Ritterhalle repräsentiert eindeutig
das 17. Jahrhundert, Barockarbeiten mit
den Originalüberzügen aus flämischen
Textilien, Der Bettenhimmel und die Standuhr
gehörten Otto Wilhelm von Königsmarck,
1639-88, Oberbefehlhaber der schwedischen
Truppen in der Schlacht von Stralsund 1675.
Die Büste darunter stellt Axel Oxenstierna
dar, eine kleinere auf einer Kommode ist
ein Portrait Gustavs II, Adolf. Gleich bei
Betreten der Gemächer fällt die
Reisekiste Axel Oxenstiernas ins Auge. Die
Kiste ist eisenbeschlagen und so schwer,
daß sie von zwei Männern in leerem
Zustand kaum gehoben werden kann.
Die
Räume danach sind ebenso wie die Marmorfiguten
der anschließenden Gallerie zeittypisch
für das achtzehnte Jahrhundert, Im
Billardzimmer hängen eine Menge Portraits,
gleich neben der Tür hängen unter
anderem die Portraits von Carl David von
Schinkel und seiner Gemahlin Catharina von
Schinkel.
Die
Vitrine neben dem gelben Zimmer hat Sintarsienarbeiten
aus Schildpatt und Elfenbein. Die Vitrine
wird von Portraits von Axel Oxenstierna
und seiner Gemahlin flankiert. Das gelbe
Zimmer selbst ist in gustavianischem Stil
gehalten, dem typisch schwedischen Stil
der damaligen Zeit. Gustavianisches Dekor
erkennen sie am leichten Schwung von Eleganz
und Anmut. Sofa, Tisch und Stühle sind
spätgustavianisch, der Tisch stammt
aus der Werkstatt des Schülers von
Gerhard Haupt, G.A. Ditzinger.
Ein
Besuch auf Schloß Tidö ist eine
Reise durch die Jahrhunderte, durch Renaissance,
Rokoko und Empire. In dem im englischen
Gartenstil gehaltenen Park lädt ein
rustikales Gasthaus mit Fischspezialitäten
auf dem Speisezettel ein. Schloß Tidö
ist am leichtesten direkt von der E 18 über
den Hafen von Västerås zu erreichen.
Schloss Tidö
S-72592 Västerås
Tel: +46 21 53 042
Fax: +46 21 531 66