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Kanutour in Värmland

Rottnan 3

Lazy days on the River Rottnan


Eine Tour, wie sie schöner nicht sein kann - abgeschieden, allein, kein Mensch weit und breit, nur du und dein Kanu. Treiben lassen, dann wieder ein paar Paddelschläge, Angel ins Wasser halten, wohl auch nur, um etwas zu tun. Dann wieder kurzfristige Hektik , wer ist schneller: du beim Zeltaufstellen oder der Wind, der die dunklen Regenwolken herantreibt? Dann wieder zufriedenes Seufzen im Abendglühen vor dem Zelt am Lagerfeuer.

von Eduard Nöstl


Vater Dietmar und Sohn Chris (12 Jahre) sind voller Erwartung und wohl auch mit etwas gemischten Gefühlen am Ausgangspunkt unserer Tour in Torsby im schwedischen sagenumwobenen Frykental (Selma Lagerlöfs Gösta Berlings Saga spielt hier) eingetroffen. Beide sind zum ersten Mal auf Kanutour und zumindest für Dietmar ist das ganze ein echtes Abenteuer. Als Chef in einer großen deutschen Mediakette ist er wohl eher den Rechenstift gewohnt als ein Paddel. Doch er hat vor ein paar Wochen seine erste Marathondistanz bewältigt, daher soll unser Unternehmen an der Kondition sicher nicht scheitern.

Chris ist wie alle Jungen vor allem an den praktischen Dingen interessiert. Zielsicher steuert er daher den einzigen Angelshop im Ort an und unterhält sich mit dem Verkäufer, den er gleich durch seine Fachkenntnis für sich einnimmt. Wir erstehen einen Wobbler und ein paar Bleigewichte und einen Schwimmer. Dann gehen wir zur Entspannung in die Wiener Konditorei von Torsby und entspannen uns bei einer original Ischler Schnitte und einem guten Kaffee.

Um dreizehn Uhr wird es ernst. Da fassen wir unser Kanu aus, nebst Essenskiste und wasserdichter Tonne für die Schlafsäcke sowie anderen Utensilien, die wir unbedingt trocken halten wollen. Dietmar hat für sich und Sohn Chris einen wasserdichten Seesack dabei, während ich mich für meinen Rucksack mit einem doppelten Plastiksack begnüge. Außerdem leisten uns die beiden fünf Meter langen Reepschnüre, die Dietmar mitbringt, gute Dienste beim Verschnüren der Ladung und beim Vertäuen des Kanus.

Zeitgleich mit uns ist eine Familie aus Norddeutschland da, die auch die gleiche Tour machen werden. Vater Mutter und Tochter sind den Rottnan bereits vor drei Jahren gepaddelt und waren so begeistert, dass sie es nun noch einmal machen wollen. Am minimalen Gepäck erkennt man die Profis.

Wir sind da besser ausgerüstet. Das heißt, ob wir besser ausgerüstet sind, weiß ich gar nicht, aber ich schleppe in meinem Rucksack auf alle Fälle Ersatzkleidung für eine ganze Fußballmannschaft mit, denn schließlich und endlich hat man als Tourguide eine gewisse Verantwortung für das Wohlergehen der Gäste - und das wichtigste ist immer noch, dass keiner friert und alle ausreichend und gut verpflegt werden. Von der Ersatzregenhose übers Regencape bis zu den Mützen und Handschuhen ist alles mit dabei. Eigentlich lächerlich nach diesem unglaublich heißen und trockenen Sommer, aber man weiß ja nie.

Die Schlafsäcke sind in der Tonne verstaut, der Rucksack erhält einen Plastiksack übergestülpt, so werden wir wohl den ersten Regenguss unbeschadet überstehen. Dietmar stolziert mit seiner neuen Regenjacke, die er in besagtem Angelshop zu einem guten Preis erstanden hat und auch auf mein wiederholtes Nachfragen betreffend der Regenkleidung für Chris erhalte ich beruhigende Antworten.

Mit einem klapprigen VW Bus fahren wir an den Ausgangspunkt unserer Tour, etwa fünfzig Kilometer nordwärts und zehn Kilometer nach Norwegen hinein. Es geht durch die Kiefernwälder, es wird immer einsamer und auf dem Rücksitz wird es immer ruhiger - anscheinend wird meinen Gästen erst jetzt so richtig klar, worauf sie sich da eingelassen haben.

Ich bin guten Mutes. Ich habe fleißig trainiert und habe, ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten, wenn ich einfach wahllos Nahrungsmittel, die mir gerade unter die Hände kommen, in den Rucksack werfe, einen richtigen Speiseplan gemacht mit Frühstück, Mittag - und Abendessen, habe auch ausreichend T-Röd, den schwedischen Brennspiritus für meine Trangia Kocher eingepackt, auch Sturmstreichhölzer im Angelshop erstanden - es kann also nichts mehr schiefgehen.

Anders von Vildmark in Värmland, unser Outfitter, gibt eine Einführung in die Paddeltechnik, dann wird noch schnell ein Gruppenfoto gemacht und schon geht es los. Kiste, Tonne, den Rucksack obenauf, alles fein säuberlich mit der Persenning abgepackt. Chris in die Mitte auf dem Notsitz, Dietmar als Motor vorne und ich als Steuermann auf dem Rücksitz. Hurra, wir stechen in See!

Rottnan 7Die Bedingungen sind optimal, es ist nicht heiß und nicht kalt, der Himmel ist leicht bewölkt mit sonnigen Abschnitten und das Wasser auf dem See ist ruhig, nur manchmal kräuselt ein leichter Windhauch die Oberfläche des Ingvaldsees. Dietmar entpuppt sich als fleißiger Matrose und paddelt, was das Zeug hält. Chris hat auch die Balance gefunden und sieht sich mit großen Augen um. Immer wieder springen Fische bei der Jagd aus dem Wasser und landen mit einem lauten Platschen.

Nach etwa einer halben Stunde haben wir das gegenüberliegende Ufer erreicht und da es schon recht spät am Tag ist, beschließen wir, hier an einem vorbereiteten Lagerplatz das erste Nachtlager aufzuschlagen. Diese vorbereiteten Lagerplätze sind echt gut. Ein Windverschlag aus kräftigen Holzbohlen schafft Schutz vor Wetter und Wind, die Feuerstelle davor ist optimal fürs Lagerfeuer und hier kann sogar bei Feuerverbot ein Feuerchen gemacht werden. Heute dauert die Entladung unseres Kanus noch, nach ein paar Tagen Übung wird das Routine werden.

Das Zelt stellen wir an einem geschützten Plätzchen etwa zwanzig Meter vom Verschlag auf . Ein paar Meter weiter hat der Regen eine richtige Rinne in den Sand gegraben, die wohl das Wasser direkt in den See ableitet. Das leere Kanu ziehen wir an Land, es wird umgedreht und an einer Wurzel festgemacht. Das ist eine alte Trappersitte, denn es ist etwas peinlich, am Morgen munter zu werden und das Kanu irgendwo auf der anderen Seite des Sees, wenn überhaupt, friedlich schaukeln zu sehen. Schwimmwesten und Paddel werden unter den Sitzen trocken und windgeschützt verstaut.

Bei diesen Touren ist es wichtig, dass alle Teilnehmer immer beschäftigt sind. So schlagen wir gemeinsam das Zelt auf, dann werden alle, die sonst nichts zu tun haben, ausgeschickt, um Holz fürs Lagerfeuer zu sammeln. Hier ist genug Feuerholz vorhanden, denn die Tour auf dem Rottnan ist relativ selten befahren. Sie ist wohl für einen ganzen Urlaub zu kurz - vier Tage, aber so als "Einführungstour" scheint sie mir optimal. Außerdem hat sie den Vorteil, dass keine Landtransporte notwendig sind und das ist für eine Flusstour relativ selten, denn in Schweden sind außer einigen großen Norrlandflüssen alle Flüsse immer wieder durch Kraftwerke aufgestaut, was ein relativ anstrengendes Umtragen dieser Dämme notwendig macht.

Rottnan 11Vom Holz sammeln ist die Mannschaft bereits hungrig geworden und daher macht sich der "Smutje" ans Zubereiten der Abendmahlzeit. Die Vorbereitung war vor allem von der Frage geprägt, sollen wir uns wirklich ans Kochen wagen oder uns auf die Errungenschaften der modernen Nahrungsmittelherstellung verlassen. Die Arbeitszeit gab den Ausschlag: Wir werden uns vor allem von Suppen und Fertiggerichten in Form von gefriergetrockneten Mahlzeiten aus dem Säckchen ernähren. Um den Vitaminhaushalt auf gleich zu halten haben wir gut ein Kilo Kiwis und auch einige Bananen mit. Die Kiwis bewähren sich sehr gut - sie halten bis zuletzt, während die Bananen bereits am zweiten Tag leichte Verfallserscheinungen zeigen.

Für drei Personen berechne ich zwei Packungen und damit fahren wir ganz gut. Heute gibt es Wildniseintopf mit Fleisch und Reis (schmeckt sosolala) und dann noch Hühnchen mit Pasta und Gemüse, das ein positives Echo bei den Gästen hervorruft. Dietmar holt aus seinem Tagesrucksack eine Fläschchen Chianti Classico, Villa Antinori, Jahrgang 1997 hervor. Jetzt ist eine schnelle Reaktion von mit erforderlich. Was tun? Eigentlich bin ich ja strikt gegen Alkohol bei den Touren - andererseits kann man guten Wein durchaus zu den Nahrungsmitteln rechnen. Mein Gewissen macht einen Kompromiss. Aus Gesundheitsgründen wird ein Gläschen genehmigt. Denn es könnte ja zu schlimmen Folgen führen, wenn eine liebe Gewohnheit allzu plötzlich abgesetzt wird.

Nach dem Essen gehe ich hinunter zum See spülen, hier bewährt sich der Sandstrand. Sand ist ein hervorragendes Spülmittel und sicher umweltfreundlicher als das beste Spülmittel aus dem Supermarkt. Da viele Kanuten ihr Wasser bei den Touren aus den Flüssen und Seen schöpfen, scheint es mir der Gesundheit nicht sehr zuträglich, im See Spülmittel zu verwenden.

Da noch ein wenig Zeit bleibt sehe ich mir den Übergang des Sees in den Fluss an und folge dem Verlauf des Flusses ein Stück auf einem kleinen Pfad. Hier sehe ich meine Befürchtungen bestätigt: Der heiße Sommer hat dazu geführt, dass der Rottnan extrem wenig Wasser führt, das heißt, wir werden morgen mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ein wenig Mühe haben, uns über die Holzbohlen, die den Auslauf des Sees im Übergang zum Fluss bilden, drüberzuschwindeln. Aber das soll nicht heute meine Sorge sein, daher spaziere ich wieder zurück zum heimeligen Lagerfeuer.

Wir unterhalten uns ein wenig, gehen den heutigen Tag durch und schon nach kurzer Zeit wird es Zeit, an die Nachtruhe zu denken. Die Isomatten werden ausgelegt, die Schlafsäcke ausgerollt, das Feuer verlischt und wir gehe zur Ruhe. Um elf fängt es an zu regnen. Zuerst vereinzelt leichte Tröpfchen, die ich optimistisch als Kiefernnadeln interpretiere, bis mich das stete sanfte Rauschen davon überzeugt, dass es sich dabei um einen ausgewachsenen Landregen handelt. Inzwischen ist es auch dunkel geworden - bis zehn war es taghell, jetzt, um zwei, ist es dunkel.

Rottnan 2Der Wind treibt die Wellen an den Strand. Ich klettere aus dem Schlafsack, öffne die Zeltplane und sehe hinaus in die stockdunkle Nacht. Es hilft nichts, ich muss einfach alles checken. Zum Glück liegt meine Regenjacke zuoberst in der Tonne. Das Zelt steht optimal, in keiner Senke, sondern so, dass alles Wasser gut ablaufen kann. Wie ich schon gedacht hatte, ist die Rinne, die mir bereits bei der Ankunft aufgefallen war, dazu da, um das Wasser abzuleiten. Ein kleines Bächlein springt fröhlich genau zu unserem Kanu. Naja, wenn es weiter nichts ist, ich rücke das Boot ein wenig zur Seite, der See steigt nicht und daher kann ich beruhigt wieder in den Schlafsack kriechen. Um fünf Uhr lässt der Regen nach um sechs Uhr hört er ganz auf. Um acht Uhr dreissig ist Tagwache.

Dietmar geht schwimmen. Neun Uhr dreissig Frühstück. Aus Erfahrung klug haben wir diesmal ausreichend Brot mit. Es gibt da in den schwedischen Supermärkten eine dänische Brotsorte (Schulstad) aus dunklem Getreide mit Sonnenblumenkernen, das sich ganz hervorragend für solche Touren eignet, da es sehr kräftig ist und gut hält. Streichkäse und Marmelade gibt es als Geschmacksverstärker. Danach ein kräftiges Müsli. Zum Trinken Kakao aus dem Portionssäckchen. Da der Transport der Frischmilch aus Haltbarkeitsgründen mehr als problematisch ist, hat sich der Säckchenkakao gut bewährt. Außerdem ist er recht süß und da auf Kanutouren auch eingefleischte Zuckergegner wegen des hohen Kalorienverbrauchs eine süßen Zahn kriegen, passt er optimal.

Um zwölf brechen wir auf. Dieser Rhythmus wird uns plus minus eine Stunde auch den Rest der Tour erhalten bleiben. Alles läuft mehr oder weniger im Zwei Stunden Rhythmus ab. Zwei Stunden für Frühstück mit Packen, zwei Stunden Paddeln, zwei Stunden Mittagspause, zwei Stunden Paddeln und dann ein schönes Plätzchen suchen.

Die Einfahrt in den Fluß erweist sich als nicht ganz einfach und ich bin froh, dass ich mich gestern Abend noch ein wenig umgeguckt habe. Daher nehmen wir die Führe ganz links und kommen auch - bis zum halben Kanu. Dann liegen wir fest. Wir sind extrem schwer beladen und dann noch zwei Erwachsene , da kommt doch ein ganz schönes Gewicht zusammen. Es hilft nichts, wir müssen raus. Zum Glück fährt Dietmar bloßfüßig und ich selber habe halb hohe Stiefel an, daher macht uns der Kontakt mit dem Wasser nichts aus. Hauruck, hauruck, und schon geht es weiter bis zur nächsten Biegung. Da versperren uns große Steine den weg. Ajajaj, wo geht es durch?

Da vorne ist ein V. "Siehst du das V, Dietmar?" rufe ich. "Da müssen wir durch." Dietmar schaut kurz nach vor und nickt. Dann kurzes zögern. "Welches V?" Inzwischen sind wir gefährlich nahe an die Steine heran getrieben. "Egal welches, paddeln, paddeln, paddeln". Zu spät. Ich steuere zum rechten V während Dietmar sich offenbar fürs andere entschieden hat, mit dem Paddel die Seite wechselt und frenetisch zu paddeln anfängt. Auch das beste Kanu muss den Gesetzen der Schwerkraft folgen und unseres entscheidet sich, sich quer zu legen. Herrlich, wie genau es sich um den ersten großen Stein in der Mitte der beiden V windet.

Ich beschließe, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, speziell, da der Fluss so träge ist, dass keine gefährliche Situation eintritt. "Volle Kraft zurück" und schon sind wir wieder im offenen Fahrwasser und diesmal nehmen wir beide das linke V.

Entlang des ganzen Flusses sind Biber am Werk gewesen und haben eine Vielzahl von Birken gefällt. Immer wieder sehen wir die mächtigen Bauten dieser kunstfertigen Wasseringenieure.

So geht es Kurve um Kurve. Nach einer Stunde sind wir schweißgebadet, dann hat der Fluß ein Erbarmen mit uns und erweitert sich zu einem schönen See, dem Långtjärn. Die ungewohnte Anstrengung hat in uns einen ordentlichen Hunger entfacht und wir halten nach einem schönen Plätzchen Ausschau. Am Westufer sehen wir vor uns eine passende Landzunge, auf die halten wir zu und um 13 Uhr 45 legen wir an.

Ein Bächlein sprudelt, Kinder haben bereits eine Sandburg gebaut und eine Feuerstelle gibt es ebenfalls. Super.

Rottnan 5Der See breitet sich ohne die geringste Andeutung einer Welle vor uns aus. Blaue Fenster zeigen sich am Himmel und spiegeln sich eitel im See. Ein Süpplein köchelt bald, und schon ist der ärgste Hunger gestillt. Wir durchqueren den See und haben im Fluss wieder die gleichen Mühen wie vorher. Da wir nur langsam vorankommen bleibt uns viel Zeit, die Landschaft zu beachten, die sich hier wirklich von ihrer wildesten Seite zeigt. Kein Haus ist weit und breit zu sehen, kein Mensch, nur wir kämpfen um jeden Meter. Der Wald kommt bis an den Fluß heran, Birken, Kiefern, so weit das Auge reicht.

Noch eine weitere Kurve dann führt eine Eisenröhre zum Vittjärnsee. Die Röhre ist so groß, dass wir bequem durchpaddeln können. Der Vittjärnsee ist nicht sehr groß, eher ein Teich, hat aber sehr schöne Rastplätze. Doch für uns ist es noch zu früh am Tag, daher beschließen wir, weiterzufahren. Doch bei genügend Wasser im Fluss ist es sicher eine gute Idee, sich diesen See als Rastplatz zu merken.

Für die Weiterfahrt sollte noch gute Zeit zur Verfügung stehen, da sich die Ufer mehr oder weniger ungeeignet erweisen um das Zelt aufzuschlagen. Zu steil und abschüssig und feucht. Erst beim Hötjärnsee gleich links nach der Einfahrt dürfte es ein Plätzchen geben, doch das haben bereits Kollegen für sich entdeckt. Daher paddeln wir weiter zum nächsten See, dem Näverbodsee und sehen vor uns eine Sandbank. Darauf halten wir zu und werden nicht enttäuscht. Ein paar Schritte über dem See finden wir genau Platz für unser Zelt.

Am Strand entfachen wir das obligate Lagerfeuer und kriegen einen bezaubernden Sonnenuntergang serviert. Dietmar erzählt von spannenden Abenteuern in Afrika, als plötzlich zwei Geparden im Jeep saßen und sich ein Stück mitnehmen ließen. Trotzdem wir hier quasi mitten im Ort sind, hören wir nichts außer einem unermüdlichen Holzfäller, der seine Motorsäge bis zehn Uhr am Abend betätigt.

Das Abendessen besteht aus Hühnchenfrikassee mit Blaubeerensuppe als Nachtisch. Diese Suppen, es gibt sie in den verschiedensten Geschmacksrichtungen, wie Blaubeeren, Hagebutte, Himbeere, Erdbeere, bewähren sich sehr gut. Warm und viel Energie und wohl auch Vitamine. Zufrieden kriechen wir in unsere Schlafsäcke. In der Nacht regnet es leicht , doch das stört uns nicht.

Am nächsten Tag gehe ich zur Kirche und hole Wasser für den Frühstückskakao. Obwohl wir bereits um neun frühstücken, dauert es wieder bis zwölf mit Spatengang und allem bis wir aufbrechen. Um vierzehn Uhr sehen wir eine wunderschöne Landzunge im Fluß, mit Superzeltplatz, doch leider zu früh. Trotzdem legen wir an und genießen Hörnchen mit Käsesauce. Als Nachtisch pflücken wir riesige Blaubeeren. Ein Regenguss verscheucht uns unter die Kiefern, vor uns dräuen dunkle Wolken. Um fünfzehn Uhr brechen wir auf.

Rottnan 6Wir kommen unter der Brücke von Majoalamo durch und befinden uns in einer kanalartigen, wunderschönen Gegend. Schilf rechts und links, dahinter Kiefern und bewaldete Hügel. Chris hält spielerisch die Angel ins Wasser, es dauert keine fünf Minuten, schon zuckt es daran. "Ein Fisch, ein Fisch, ich hab einen Fisch gefangen", tönt Chris. Wirklich, ein gar nicht so kleiner Fisch zappelt am Haken. "Eine Rotfeder" erklärt Chris fachmännisch nach kurzem Hinschauen. Für uns stellt sich die Frage, was tun mit dem Fischlein? Dietmar stellt sich als Tierfreund heraus und befreit den Fisch vom Haken und lässt ihn schwimmen. Weg ist das Abendessen. Wir finden eine schöne Bucht im Rittjärn. Eigentlich ist es sehr schön hier mit dem Teich und dem Wald dahinter und den Weidenbüschen die den Teich säumen. Wir paddeln dennoch ein Stück weiter bis Kittmon, doch finden wir kein Plätzchen, das dem Rittjärn das Wasser reichen könnte und wenden.

Der Fluss erweitert sich hier etwa dreissig oder vierzig Meter und ist ziemlich flach. Die ganze Fläche ist übersät von Baumstrünken, die wie Pilze aus dem Wasser schauen. Hier gefällt es Dietmar ganz besonders gut und immer wieder hält er im Paddeln inne um die Gegend in sich aufzunehmen. Es ist auch wunderschön: die Weite des Himmels, die kleinen Haufenwölkchen, der unbegrenzte Horizont. Ein Szenario, das wir sonst nur von den Prospekten aus Montana oder Colorado kennen.

Am Rittjärn stellen wir das Zelt auf und während ich mich ans Zubereiten des Abendessens mache, beschließen Dietmar und Chris eine kleine Kanutour auf eigene Faust zu machen. Chris hat Feuer gefangen und will unbedingt noch einen Fisch erwischen. Die beiden verschwinden um die nächste Kurve. Nach zehn Minuten fängt es plötzlich ohne Vorwarnung zu schütten an. Haben die beiden ihre Regenkleider mit? Natürlich nicht. Patschnass kommen sie zurück. Chris springt gleich in trockene Klamotten und danach in den Schlafsack. Dietmar und ich errichten mit Hilfe der Persenning eine kunstvolle Konstruktion, sodass wir vor dem Zelt kochen und sitzen können. Im Zelt zu kochen ist bei einem Kuppelzelt sicher keine gute Idee, dazu ist das Brandrisiko einfach zu groß, da bietet ein Absidenzelt sicher große Vorteile.

Am nächsten Morgen erleben wir eine unangenehme Überraschung. Da muss wohl Wasser in die Futterkiste eingedrungen sein, denn die Brotscheiben sind eingeweicht. Schmeckt nicht unbedingt optimal. Doch das Wetter entschädigt uns. Es ist strahlend blau .

Um zehn Uhr dreissig brechen wir zur letzten Etappe auf. Um elf Uhr dreissig beißt der nächste Fisch. Um dreizehn Uhr kommen wir zum Skallbergsee. Nach ein paar missglückten Versuchen, auf den winzigen Inseln anzulegen, paddeln wir hinüber zum Ostufer. Hier fahren wir gemütlich am Ufer entlang bis zu einem sandigen Einschnitt. Womit wir wegen der Steilheit des Ufers nicht gerechnet hatten, wird plötzlich wahr: Das steil abfallende Ufer öffnet sich und ein kleiner Naturhafen liegt gut geschützt dahinter.

Rottnan 10Perfekt für unsere letzte Mahlzeit auf dieser Tour. Etwa fünf Meter weiter oben unter Kiefern wäre auch ein schöner Zeltplatz. Unsere Mahlzeit besteht aus Ravioli mit Bananen. Das letzte Lagerfeuer dieser Tour wird entfacht und dann heißt es langsam Abschied nehmen vom Rottnanfluss und Värmland. Um sechzehn Uhr sind wir am ausgemachten Treffpunkt und werden pünktlich von Susanne abgeholt.

Dietmar und Chris sind begeistert und freuen sich auf die nächste Tour. Denn dass das nicht die letzte Tour bleibt, ist klar. "Die Weite, das Erleben, die Nähe zur Natur, die Einsamkeit und die Möglichkeit zur Selbstbesinnung und das Erfühlen des Wesentlichen, das kriegst du wohl sonst nur beim Wandern mit. Und beim Paddeln brauchst du dich fast nicht anzustrengen," meint Dietmar. "Und kriegst außerdem noch Fische an den Haken", fügt Meisterangler Chris selbstbewusst hinzu.

Kanu Rottnan

Kanuoutfitter: www.vildmark.se



Last Updated: Donnerstag, 4. September 2008
Copyright 1999-2008 Dr. Eduard Nöstl

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