Zauberhaftes
Lappland
Schnuppertour auf dem Kungsleden
Über
den Nordgipfel des Syterbergs zur Syterhütte
Gleich
neben dem Fjällpark Hemavan, der schon von weitem mit
seiner goldenen Kuppel grüsst, steht das Tor zum Königspfad
weit offen. Die Schnuppertour auf dem Königspfad (Kungsleden)
geht von Hemavan in Lappland Richtung Ammarnäs durch
das Vindelfjäll.
Von
Eduard Nöstl
Route:
Hemavan - Viterskalhütte - Måskotjåkke -
Norra Sytertoppen - Muortetjokke - Syterhütte - Kungsleden
durch das Sytertal - Viterskalhütte - Hemavan
(2
Tage)
Hemavan
verschwindet schon nach einer guten halben Stunde unter uns.
Bis hierher begleitet uns auch der Sessellift. Nach weiteren
zehn Minuten auf dem immer enger werdenden Pfad sind wir allein.
Fast eben verläuft der Weg Richtung Viterskalhütte,
die wir nach 10 Kilometer oder ungefähr drei Stunden
friedlichen Dahinwanderns erreichen.
Von
hier führt der Kungsleden weiter durch das U-Tal der
Syterskalet, während sich linkerhand das Trogtal der
Viterskalet (Skal = Trog) auftut, begrenzt im Norden von den
weissen Gipfeln des Dulkotjåkke und weiter rechts dem
Skråpetjåkke. Ganz rechts neben dem Syterbach
erhebt sich der Måskotjokke, der zur ersten Bergprüfung
auf der Diagonale über den Nordgipfel des Syterbergs
wird.
Diese
Routenführung empfiehlt sich dann, wenn Sie in Hemavan
Quartier bezogen haben und eigentlich nur Tagesausflüge
unternehmen wollen.
Von
der Viterskalhütte marschieren wir ungefähr drei
Kilometer auf dem Kungsleden Richtung Syterhütte, dann
folgen wir einer Markierung links zum Syterbach, den wir bei
einer seichten Furt überqueren. Jetzt gilt es, sich mental
auf die eigentliche Kraftarbeit dieser Tour, die Überwindung
des Aufstiegs auf den Måskotjokke, einzustellen.
Die
Viterskalhütte, die wir gerade hinter uns gelassen haben,
liegt auf 800 Meter, der Måskotjokke ist 1690 m hoch
und da müssen wir hinauf. Jetzt ist Kondition und Ausdauer
gefragt. Immerhin, ein Trost ist, dass nach der Überwindung
dieses Steilstücks der Rest der Wanderung gemütlich
und angenehm sein wird.
Der
Pfad ist gut markiert, rote Punkte und Steinmänner, was
ganz gut ist, da es bei Neuschnee nicht so einfach ist, die
roten Punkte auszumachen. Eng an den Berg geschmiegt schraubt
sich der Pfad höher und höher. Auch für nicht
schwindelfreie Wanderer ist dieser Weg problemlos zu gehen.
Für Kinder unter vierzehn allerdings nicht unbedingt
zu empfehlen. Zu steil und zu lang ist dieser Aufstieg.
Vom
Måskotjokke sehen wir bereits den Gipfel des angestrebten
Sytertoppen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sytertals
erhebt sich der südliche Sytertoppen, nur ein paar Meter
niedriger als der Nordgipfel, dem wir zustreben. Vom Måskotjokke
sind es noch ungefähr zwei Stunden bis zum Gipfel. Ungefähr
auf halbem Weg befindet sich eine Biwakschachtel mit Pritschen
und Schaufeln.
Der
Gipfel des Sytertoppen auf 1767 m wird durch einen Steinmann
und eine zerrissene Fahne gekennzeichnet. Ein herrlicher Blick
auf die Gletscher im Norden, des Måskonåive und
den Sytergletscher, die auf zwölf - bis fünfzehnhundert
Meter herunterreichen, belohnt uns.
Allzu
lang wollen wir uns hier nicht aufhalten, denn wir haben noch
ein schönes Stück des Weges vor uns. Wir gehen ca.
hundert Meter auf dem Aufstieg zurück, um dann rechts
abzuzweigen und den Steinmännern zu folgen. Bei Nebel
kann dieser Abzweig ein bisschen schwer zu finden sein. Also
Vorsicht! Zuerst geht es ein Stück abwärts, um dann
wieder auf den Muortetjåkke hochzusteigen.
Die
Umgebung ist faszinierend. Wanderer, die vor allem in den
Alpen gewandert sind, können sich kaum an den Gletschern
sattsehen, deren Eis-und Schneefelder auf gleicher Höhe
mit uns herübergrüssen.
Vom
Gipfel des Muortetjåkke bis zu den Bächen des Mielkojukke
ist der Abstieg kein Problem, nur bei viel Schmelzwasser wird
man sich möglicherweise nasse Füsse holen.
Zur
Syterhütte sind es vom Nordgipfel des Syterberges 8 km,
wir müssen also mit drei bis vier Stunden Wanderzeit
rechnen. Ungefähr fünfhundert Meter vor dem Ziel,
mit der Hütte schon die längste Zeit vor Augen,
gilt es, noch einmal aufzupassen, um sich nicht im letzten
Moment beim Queren der Sumpfwiesen nasse Füsse zu holen.
Über
den Svärfarsbach führt eine schöne Hängebrücke
und schon stehen wir vor der Hütte. In der Saison von
Juni bis August ist sie bewirtschaftet, sonst ist sie einfach
für Selbstversorger offen.
Bald
schon flackert ein gemütliches Feuer im Ofen, der Wasserkübel
ist im Bach gefüllt, die nassen Sachen sind zum Trocknen
aufgehängt und wir strecken uns auf den Pritschen aus.
Nach einer zünftigen Jause machen wir noch schnell etwas
Holz, dann fallen wir ins Bett. In der Nacht scheint der Mond
durchs Fenster und die Bergzacken sind in ein zauberhaftes
Licht getaucht.
Am
nächsten Tag stehen wir schon früh auf, denn die
Sonne scheint bereits, nur im Tal liegen noch die Nebel. Heute
wollen wir durch das Sytertal mit seinen malerischen Rentierherden
zurückwandern. Der Kungsleden ist hier ein Trampelpfad
und so können wir uns ganz auf die Umgebung konzentrieren.
Diese Wanderung durch das breite Tal mit den Bergen links
und rechts von uns ist beeindruckend. Mehrmals können
wir Rentierherden beobachten. Die scheuen Tiere ergreifen
aber sofort die Flucht, wenn wir uns nähern.
Nach
sieben Stunden haben wir die 24 Kilometer zurückgelegt
und wir gönnen uns noch einmal eine kurze Rast am Syterbach.
Zufrieden verfolgen wir noch einmal unsere Route vom gestrigen
Tag am gegenüberliegenden Hang, dann schultern wir ein
letztes Mal unsere Rucksäcke und laufen zufrieden bis
zur Kante, wo wir einen herrlichen Blick auf die weissen Gipfel
der Oxtindarna und den Umeälv haben.
Mit
leiser Wehmut im Herzen steigen wir ab ins Tal. Uns tröstet
nur der Gedanke an unser kleines, gemütliches Häuschen
und das Bier, das im Kühlschrank auf uns wartet. Alle,
die diese Wanderung ohne grössere Probleme überstehen,
können sich guten Gewissens auch über die anderen
Etappen des Kungsleden trauen.