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Julita Gård/Sörmland

Vom Zisterzienserkloster
bis zur Genbank

"Wie soll ich dem Herrn vergelten". Diese Inschrift ziert das Haupthaus in einer der merkwürdigsten Besitztümer Schwedens, dem Gutshof Julita Gård in Södermanland südlich von Stockhohn gleich in der Nähe von Katrineholm am See Öljaren.

Von Eduard Nöstl


Julita ist ein Herrenhof und ein Schlößchen ebenso wie ein Mustergut und eine Genbank für Obst, Gemüse und alte schwedische Rinder-, Schweine, und Gänsearten. Ein intaktes Gut mit allen 350 Gebäuden steht hier zu besichtigen. Freiherren haben hier gewohnt und auch wohlhabende Bürger, die Julita dem schwedischen Staat vermacht haben, um das Gut vor der Teilung zu bewahren.

Bereits im Mittelalter ist Julita als Zisterzienserkloster erwähnt. Im Verdikt von Västeräs, 1527, enteignet Gustav Vasa die katholische Kirche und Julita wird königlicher Hof. 1630 hat der österreichische Meister Melchior Wurmbrandt Julita zu einer Kanonenschmiede gemacht, in der leichte Feldartillerie, sogenannte Lederkanonen, hergestellt wird.

1636 verschwindet Wurmbrandt von der Bildfläche und ein anderer Österreicher, der Kärntner Graf Khevenhüller flieht im Zuge der Vertreibung der Protestanten aus dem tiefkatholischen Österreich hierher nach Schweden. Julita war ihm als Pfand für einen bedeutenden Kredit an das schwedische Königshaus unter Gustav II. Adolf gegeben worden.

Anna Regina, die Tochter Graf Khevenhüllers heiratete den polnischen Grafen Palbitzky 1670. Danach war Julita dreihundert Jahre im Besitz der Familie Palbitzky. Die Inschrift über dem Portal geht auf einen verheerenden Brand zurück, dem Freiherr Palbitzky nur mit Müh und Not entrinnen konnte. Nach diesem Brand ließ Axel Gottlieb Palbitzki Julita wieder aufbauen.

1822 übernahm mit Mathias Palbitzki, der letzte Freiherr, Julita. Seine Frau Beata überlebte ihn um zwanzig Jahre, in denen hier die Zeit stillstand. Der Stil in jenen Tagen war außerordentlich patriarchalisch, was einer Aufzeichnung des Olof Eneroth zu entnehmen ist. Er findet daran auch positive Seiten, wenn er meint, "die Gutsherrin lebte mit ihren Untertanen wie eine große Familie und das Vertrauen zueinander war uneingeschränkt".

Die letzte Freiherrin starb 84-jährig. 1877 wurde Julita an den wohlhabenden Tabakhändler Johann Bäckström verkauft. Die Familie Bäckström investierte fleißig in Julita und jetzt hielten die Ideen einer neuen Zeit Einzug. Der Sohn des Besitzers, Arthur Bäckström, war um die Jahrhundertwende stark von den nationalromantischen Ideen beeinflußt. Die Mutter, Lilly Bäckström, machte den jungen Arthur mit den Ideen des Arthur Hazelius vertraut, dem Gründer des Freilichtmuseums Skansen in Stockholm.

Arthur Bäckströrn unterstützte Hazelius finanziell und so wurde wohl auch der Samen für das Julita, wie wir es heute besichtigen können, gelegt. Vor allem die Unteilbarkeit und die Intaktheit des gesamten Besitzes lag Arthur Bäckström am Herzen. Daher verfügte er in seinem Testament, daß Julita zur Gänze dem Nordischen Museum zufallen sollte. Seine Schenkung Julitas war die größte, die je dem Nordischen Museum gemacht worden war. Kein Museum, weder in Schweden noch im Ausland, ist Eigentümer eines so großen Besitzes.

Eine Führung durch den gesamten Besitz umfasst nicht nur das Herrenhaus mit den Originalwohnräumen des letzten Besitzers, Arthur Bäckström, und die herrschaftlichen Räumen der Freiherren Palbitzki mit der umfangreichen Bibliothek, den Rosengarten und den Kräutergarten, sondern auch die landwirtschaftlichen Anlagen mit dem ultramodernen Vorführstall, sowie das "Grüne Archiv", eine Genbank für Pionen, Apfelbäume, Rhabarber und Hopfen. Ein Molkerei- und ein Feuerwehrmuseurn, eine Ziegelbrennerei, und, nicht zu vergessen, die Kirche vervollständigen das Bild eines intakten Gutshofes. Für Besucher, die die entspannte Atmosphäre von Julita länger genießen wollen, stehen schöne, elegante Gästezimmer mit Himmelbetten im Herrenhaus zur Verfügung.


Julita Gård
640 25 Julita
Tel: +46 150 912 90
Fax: + 46 150 913 09
Öffnungszeiten 11-17 Uhr
Mai und September sa und so
Juni - August täglich


Last Updated: Freitag, 14. Oktober 2011
Copyright 1999-2011 Dr. Eduard Nöstl

ISDN 1101-9840

 






 

 

 

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