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Unterwegs mit dem Fahrrad in:

Degeberga/Schonen

 

FAHRRADTOUR 1 (23 km):

IM WIESENDUFT DURCH DIE JAHRHUNDERTE

Im Feriendorf haben wir uns die notwendigen Karten für unsere Rundfahrten besorgt. Auf schwedisch heisst diese Runde "Drakamöllerunde" also Drachenmühlenrunde. So schaurig ist die Fahrt gar nicht, sondern ganz im Gegenteil. Kaum jemals sind wir durch eine derart üppige Natur mit so vielfältig blühenden Wiesen geradelt.

Die Blumenpracht der nahezu alpin anmutenden Wiesen ist einmalig. Glockenblumen, Ackelei, Lupinen, Spitzbart, Spitzwegerich, Pechnelken, wilder Kümmel, gelber und roter Klee, und immer wieder Hahnenfuss. Heckenrosen blühen auf den Weiden der Kühe. Ebereschen, Föhren, Fichten und Buchen sowie ein paar vereinzelte Birken bilden kleine Wäldchen links und rechts der Strasse.

An den Getreidefelder leuchten die blauen Augen der Kornblumen. Hie und da wiegen sich Glockenblumen mit rosa Blüten. Die Luft duftet würzig und auch wenn ab und zu ein Auto vorbeifährt, so duftet die Wiese allemal stärker als die Abgase der Fahrzeuge.

Unsere Rundfahrten beginnen beim Feriendorf Degeberga. Heute fahren wir links in den Ort rein zur Bundesstrasse 19 Richtung Ystad.

Zwei ältere Leutchen rechen ihren ohnehin bereits tadellosen Garten zusammen, und winken fröhlich dem vorbeitretenden Radfahrer zu.

Wir bleiben nur 500 m auf der Strasse 19, dann biegen wir schon rechts ab dem Schild Lillehem nach. Die Strasse schlängelt sich die Linderödsåsen hoch.

Radfahren in dieser Ecke Schonens wird durch ein ordentliches Gangrad erleichtert. Es geht mehr oder weniger ständig auf und ab. Hat man sich erst einmal damit abgefunden, so macht die zauberhafte Natur alle Anstrengungen mehr als wett.

Nach dieser ersten Bergwertung verläuft dafür die Strasse auf der Linderödsåsen eben dahin. Bei Norrlia machen wir einen kleinen Abstecher bis zum ersten Bauernhof, denn von hier haben wir einen tollen Blick über die Hanöbucht und die Ostsee.

Wir radeln durch eine offene Landschaft und kommen an N. Lökaröd vorbei. An der 3-Wegekreuzung in Lillehem halten wir uns links Richtung Maglehem. Die Route führt jetzt durch eine charakteristische Heidelandschaft. Rechterhand hinter den Hügeln liegt das Naturreservat Drakamöllan.

Die Wiesen sind von Blumen übersät, die sich gegenseitig in den herrlichsten Farbkombinationen von tiefviolett über blassrosa bis hellgelb zu überbieten suchen. Eine riesige Schafherde mit sicher mehreren hundert Tieren lagert malerisch an einem Hügel.

Jetzt geht es rasch bergab und schon kommen wir unter dem Viadukt der Bundestrasse 19 durch und befinden uns in Maglehem. Maglehem ist eine Idylle mit Blick über die Hanöbucht, wie geschaffen für eine Künstlerkolonie.
Kein Wunder, dass sich hier viele Maler und andere Künstler angesiedelt haben und sich von der zauberhaften Gegend inspirieren lassen.

In Maglehem folgen wir dem gelben Schild Blåherremölla (Blauherrenmühle) zum Julebodaån Tal (å=Bach). Nach einer aufgelassenen Bahnübersetzung verwandelt sich die asfaltierte Strasse in einen sandigen Weg, auf dem wir bergab rollen.

Vor uns sehen wir bereits einen schilfgedeckten kleinen Bauernhof. Eine Kurve noch und schon befinden wir uns inmitten einer grünen Idylle. Die Blauherrenmühle aus dem 17. Jahrhundert ist in üppiges Grün eingebettet.

Das Mühlengebäude war eine Art Vierkanthof und ist im Original erhalten. Es ist kein Eintritt zu entrichten, sondern alles kann gratis angeschaut werden, von der eigentlichen Mühlenvorrichtung mit den Originalwerkzeugen bis hin zur Bettstatt des Müllers mit seinen Stiefeln, der Mütze und der Wohnung der Müllersleute.

Bis vor hundert Jahren haben die Müller diese schwere Arbeit ausgeübt. Wir können uns heute gar nicht mehr vorstellen, mit wie viel Müh' und Plagen die Arbeit des Getreidemahlens verbunden war. Nicht zu vergessen die Gefahr, wenn wieder einmal ein Teil ersetzt werden musste oder gar der Mühlstein auszutauschen war.

Eine Führung empfiehlt sich, denn dann wird auch das unterschächtige Mühlrad eingeschaltet!
Für alle, die sich bereits ein bisschen angestrengt fühlen, bietet das kleine Café, das in einem Nebengebäude der Mühle eingerichtet wurde, die Möglichkeit zur kurzen Pause.

Nach diesem Besuch geht es wieder zurück in den Ort, wo wir uns rechts halten. Unser Weg führt uns an der Kirche vorbei. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist eine der ältesten Ziegelkirchen Schonens. Im Inneren steht ein reich dekorierter Taufstein, der aus den Anfängen der Kirche datiert.

Aus dem 15. Jahrhundert stammen die Wandmalerien von Nils Håkansson, genannt der "Vittskövlemeister", weil er auch die Kirchen von Vittskövle und Ysane in Blekinge ausgeschmückt hat. Die Kanzel wurde am Allerheiligentag 1604 eingeweiht.

Von der Kirche fahren wir weiter und zwar Richtung Folkestorp. Schon von weitem sehen wir den hohen Kamin der früheren Schnapsbrennerei. Hier wurde ein Grossteil der Kartoffeln Schonens in Alkohol umgewandelt. Heute ist die Brennerei stillgelegt, sie ist aber im Sommer zur Besichtigung frei zugänglich.

Mit Blick auf die Hanöbucht geht es hurtig bergab nach Olseröd. Wir passieren die Strasse 19 und fahren auf einer kleinen Parallelstrasse, bis diese wieder in die 19 mündet. Nach etwa zweihundert Metern auf der 19 sehen wir das Schild Vittskövle, das uns nach rechts weist.

Durch eine lange Allee gleiten wir jetzt einem der Höhepunkte dieser Tour zu. Linkerhand lassen wir alsbald den Golfplatz Vittskövle hinter uns, dann radeln wir durch einen Laubwald eben die vier Kilometer bis zum Schloss dahin.

Hier hat Carl von Linné standesgemäss auf seiner Reise durch Schonen übernachtet, nachdem er die Wasserfälle von Forsakar besichtigt hatte.

Das Schloss ist Privatbesitz, das heisst, es ist nicht zur Besichtigung freigegeben, doch auch der Park und die früheren Stallungen sind einen Rundgang wert.
Schloss VittskövleVittskövle wurde von der Familie Jens Brahe 1553-73 erbaut. Breite und tiefe Wallgräben umgeben die Burg, alles ist tadellos gepflegt. Jasminbüsche verströmen einen betörenden Duft.
An den früheren Stallungen vorbei schieben wir die Räder zum Park. Die Stallungen haben einmal das grösste Gestüt Schwedens beherbergt. Der jetzige Besitzer, die Familie Stjärnswärd, hat mit Pferden nicht viel im Sinn und daher sind die Stallungen leer. Land- und Forstwirtschaft ernähren auch ihren Mann ist die Devise.

Eine kleine Episode aus dem Leben der früheren Besitzer sei nicht unerwähnt: Frau von Aschberg musste, trotzdem ihr Mann in einem der unzähligen Kriege, die damals Schweden erschütterten, gefallen war, der Krone ein ganzes Regiment zur Verfügung stellen. Das heisst, zweihundert Soldaten mussten vom Gut inklusive aller Ausrüstung, also Bekleidung und Waffen, aufgeboten werden. Ohne mit der Wimper zu zucken erfüllte Frau von Aschberg den Wunsch des Königs. So reich war damals schon diese Gegend.

Eine Allee führt uns zu einem Föhrenwald, durch den wir langsam radeln. Nach kurzer Zeit öffnet sich die Natur wieder und wir sehen schon von weitem den Turm der Kirche von Degeberga.

Unser Strässchen mündet in Degeberga wieder in die Bundesstrasse 19, wir treten den Hügel nach der Tankstelle hinauf, dann ein kleines Stück bergab und schon zweigen wir rechts ab auf unsere Strasse zum Feriendorf.

FAHRRADTOUR 2:

IMMER MUNTER RAUF UND RUNTER


Heimatmuseum DegebergaDas Freilichtmuseum Degeberga liegt in einem grossen, parkartigen Areal. Die vielen Bauwerke berichten von den verschiedenen Epochen der bäuerlichen Geschichte Schonens, das Pfarrhaus von Sövde bildet den beeindruckenden Mittelpunkt. Von hier nehmen auch die Joggingpfade, oder, wenn man so will, Spazierwege , die gut markiert sind, ihren Anfang.

Wir machen uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg. Heute geht es rechts ab vom Feriendorf, bei der ersten Weggabelung links und dann über eine Brücke hinweg steil den Berg hinauf.

Beim Schieben sehen wir die vielfältigen Blumen, der Almcharakter der Landschaft ist einfach verblüffend. So etwas habe ich in ganz Schweden noch nicht gesehen.
Da, was ist denn das? Am Wegrain leuchtet es rot. Köstliche Walderdbeeren, gleich eine ganze Hand voll!

So gestärkt schiebt es sich gleich wieder leichter. Bald schon geht die asphaltierte Strase in gebundenen Schotter über. Hier heroben heisst es auch wieder aufsitzen und wir fahren durch die freie Natur.

Nur die vielen Steinzäune erinnern an das Werk des Menschen. Am Schild Rallatétal geht es schnell vorüber, linkerhand tut sich eine schöne Wiesenlandschaft auf, die von Steinzäunen umgeben ist, eine Schafherde weidet friedlich. Wie auf ein Kommando heben alle Schafe die Köpfe und starren zu uns herüber.

Wald und blumenübersäte Wiesen wechseln ab und so haben wir eine ruhige Fahrt bis zur Weggabelung, wo wir rechts Richtung Gaddaröd abzweigen. Ab hier geht es auf asphaltierter Strasse weiter.

In der offenen und leicht zu radelnden Landschaft kommen wir an der Kreuzung von Gaddaröd vorbei, wo ein schöner Bauernhof in Fachwerkarchitektur liegt. Überhaupt sind die Bauernhöfe in dieser Gegend oft ganz untypische Vierkanthöfe. Ob das noch aus jener Zeit nachhallt, als diese Gegend dänisch war und immer wieder Angriffen der eroberungslustigen Schweden trotzen musste?

In Gaddaröd fahren wir nicht rechts Richtung Degeberga, sondern geradeaus weiter nach Huaröd. Eine Rotbuche weist uns den Weg.

Auch hinter Slätteberga nicht nach Degeberga abzweigen, sondern die Gegend geniessen und bis nach Huaröd durchfahren. Dort an der Brücke rechts Richtung Kirche. Die Brücke hat den Bach Mjöån überquert. Hinter Huaröd lädt das Freibad an heissen Sommertagen zur Abkühlung ein. Wem nicht danach zumute ist, der saust die Strasse abwärts Richtung Östra Sunnerslöv.

Die Kirche in Ö Sunnerslöv stammt aus dem 13. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert wurden die Kirchengewölbe mit verschiedenen Heiligenmalereien verziert.
Hier biegen wir rechterhand Richtung Degeberga ab. Bei Überquerung des Mjöbachs sehen wir rechts eine gut erhaltene Steinbrücke.

Jetzt geht es die Felder von Gut Borrestad entlang. An der Gutseinfahrt bleiben wir stehen und bewundern die tollen Ställe. Riesiggross. Alles ist so gepflegt, als ob es sich um ein Museum handeln würde. Dabei ist alles voll in Betrieb.

Überhaupt sind alle Häuser und vor allem die Gärten, an denen wir bei unseren Touren vorbeikommen, derart gepflegt und gut in Schuss, dass sich die Frage aufdrängt, wie das die Leute denn hier machen?

Alle Gräslein sind wie nach der Schublehre gestutzt, die Obstbäume exakt beschnitten, die Blumen genau nach Farben geordnet. Und oft winken die Leute den vorbeifahrenden Radfahrern zu. Eine freundliche Gegend und freundliche Leute. Alles strahlt Ruhe und Zufriedenheit aus.

Von Borrestad ist es nicht mehr weit zurück nach Degeberga und in die Heimat unseres Hüttchens im Feriendorf. Hoffentlich erleben wir noch viele solche Tage wie heute.

Degeberga Stugby AB
Trollemöllavägen 103
S 297 94 Degeberga
Tel: +46 44 35 00 60
Fax: +46 44 35 00 06


Last Updated: Freitag, 14.Oktober 2011
Copyright 1999-2011 Dr. Eduard Nöstl

ISDN 1101-9840

 






 

 

 

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