Wandern
in Nordschweden
Årrenjarka/Lappland
MIT
DEM SCHIFF ZUM PREDIGTSTUHL
Lasse fährt uns mit seinem Motorboot auf die andere Seite des
Sees und wir folgen einem durch Bänder gekennzeichneten Weg
auf den Gipfel. Sind Kinder mit von der Partie ist es vielleicht
eine gute Idee, diese die Führung übernehmen zu lassen
und den Ausflug auf den Predigtstuhl als Schnitzeljagd zu gestalten.
Es ist warm, ca. zwanzig Grad, durch die vielen Schmelzwasser ist
das Wasser des Saggatsees recht hoch. Schon nach ein paar Minuten
hat uns der Wald in seine Arme geschlossen. An Föhren und Birken
vorbei schraubt sich der Pfad gleich tüchtig hoch. Von der
Ferne ruft der Kuckuck. Sonst ist kein Laut zu hören.
Viele Blumen wachsen links und rechts des Wegs. Eine Blüte
fällt mir auf. Seidelbast, kein Zweifel, doch mit weissen Blüten?
Beim Anstieg wundern wir uns denn doch ein wenig, wie rüstig
die Damen sein müssen. Es heisst nämlich tüchtig
steigen. Doch das Ziel wird die Mühe lohnen.
Der erste Aussichtspunkt ist nach einer Stunde erreicht. Bis weit
hinein in den Sarek Nationalpark sehen wir. Doch es soll noch besser
kommen. Nach einer weiteren Stunde haben wir den Predigtstuhl erklommen
und sehen in alle Richtungen: talauswärts Richtung Jokkmokk,
wo der Saggat in den Tjåmotisjaure und weiter den Lille Luleälv
abläuft, Richtung Süden in das Gebiet des Perlflusses,
im Westen die Gipfel des Padjelanta und des Sarek. Im Süden
rollt eine Waldhügelkette nach der anderen heran.
Wir
stehen auf dem blanken Felsen, der steil abfällt zum Ufer des
Saggatsees. Hinter uns besteht der Wald vor allem aus Birken, vereinzelt
haben sich Föhren darunter gemischt.
Ein einziger Ton ist zu hören, der uns schon beim Aufstieg
in unregelmässigen Abständen begleitet hat. Ein einsamer
Waldvogel gibt darin seiner ganzen Verzweiflung Ausdruck, indem
er immer nur diesen einen Ton wiederholt.
Am Boden wächst Erika, moosige Steine und vor allem Preiselbeeren.
Die Fichte vor uns ist völlig kahl gegen Norden, nur Richtung
Süden streckt sie ihre dichten Äste weit ausladend, als
wollte sie die Leere ihrer Nordseite wettmachen.
An einigen Stellen, wo sich Wasser ansammeln konnte, gedeiht Wollgras,
und lässt seine weissen Köpfchen im Winde nicken. Zwischen
den Preiselbeergestrüpp winken auch die weissen Blüten
der Moltebeeren. Nach einer Stunde Abstieg sind wir am Landungssteg
legen uns in die Sonne und warten auf Lasse.
GANZTAGESWANDERUNG AUF DEN KASSAVARE
Diese
Wanderung ist sicher einer der Höhepunkte eines Aufenthalts
in Årrenjarka. Man kann auch bis Kvikkjokk weitergehen. Wir
beschränken uns hier auf die Wanderung zu den beiden Biwakstellen
und auf den Gipfel des Kassavare, von dem bei schönem Wetter
die Gipfel des Sarek Nationalparks ganz besonders gut zu sehen sind.
Die Ausrüstung ist wie für jeden anderen Tagesausflug
auch: Gutes Schuhwerk, bequeme Hose, Pullover und Regenschutz im
Rucksack. Jause nicht vergessen. Um es noch einmal zu wiederholen:
die Wege sind sehr gut markiert und gut ausgetreten. Verlaufen ist
so gut wie unmöglich.
Wir marschieren am Bach Årrejåkkå auf einem relativ
breiten Weg entlang und folgen den roten Punkten, die uns bis hinauf
zu unserem Ziel begleiten werden.
Massenhaft Elchlosung, Winterlosung, die eine ganz andere Beschaffenheit
hat als Sommerlosung. Ist diese im Sommer weich wie Kuhfladen, so
ist die Winterlosung hart und federleicht. Eine pergamentartige
Haut umgibt einen Kern von zellstoffartiger Beschaffenheit. Daran
kann man nachvollziehen, dass der Elch im Winter vor allem Zweige
und anderes, schwer Verdauliches frisst.
Es
hat um die fünfundzwanzig Grad, vom See her weht eine leichte
Brise. Nach zehn Minuten überqueren wir den Bach auf einer
schönen Holzbrücke. Feuchte Stellen sind gut mit Bohlen
überbrückt.
Immer weder erstaunt mich der lichte Wald - die Föhren, die
hier stehen, scheinen aber trotzdem recht von der Witterung mitgenommen
zu sein. Viele abgestorbene Bäume sind zu sehen. Findlinge
recken ihr bemoostes Haupt, dazwischen immer wieder Schwarzbeerengebüsch.
Im August müssen hier massenhaft Schwarzbeeren zu pflücken
sein.
Elchspuren
haben sich in der feuchten Erde des Weges eingepresst. Langsam,
fast unmerklich steigt der Weg an. Schachtelhalme werden wieder
zahlreicher, je näher wir an den Bach Årrejåkkå
kommen. Der erste Windverschlag ist nach 3,6 km erreicht. Man hat
einen guten Blick auf den Årrenjåkkå, der sich
gischtend seinen Weg bahnt. Der Windverschlag lädt mit überdachtem
Tisch, Feuerstelle und viel Holz zum Verweilen, wir haben auch einen
guten Blick auf unser Ziel, den Kassavare, doch gerade dieser Ausblick
treibt uns an.
Nach
einem weiteren Kilometer öffnet sich der Wald und wir zu einer
Art Hochmoor. Schon komme wir zur zweiten Raststelle. Hier
geht ein Pfad weiter zum Kuossauresee, doch verliert sich der Weg
nach dem weitgestreckten Hochmoor im Wald.
Wir bleiben statt dessen auf unserem gut gekennzeichneten Pfad,
nach ca. hundert Metern überqueren wir den Årrenjåkkå
wieder auf einer stabilen Holzbrücke.
Jetzt geht es bergauf. Der Weg ist durchaus mit einem Steig in den
Alpen zu vergleichen.
Wir finden auch eine ähnliche Vegetation. Birken, Sauerampfer,
Wald-Storchschnabel, Alpen-Milchlattich, und natürlich die
überall vorkommende Moltebeere. Bärlapp, Schachtelhalm,
Farne, alles wächst und blüht und gedeiht im kurzen, aber
intensiven Sommer Lapplands. Auch Alpen-Ehrenpreis ist zu sehen.
Stellenweise verwechselt das kleine Bächlein, das eben noch
fröhlich neben uns hergesprungen ist, unseren Weg mit seinem
Bachbett. Doch das macht uns nichts aus, denn beim Steigen kommen
wir ganz schön ins Schwitzen.
Der Sauerampfer kommt hier wirklich gerade recht. Auch Vergissmeinnicht
blühen zuhauf.
Richtung Norden sehen wir den See Kuossaure. Gut, dass der Pfad
nicht leicht zu finden war, denn das sieht noch nach einem ziemlich
weiten Marsch aus.
Sobald
die erste Anhöhe erreicht ist, also nach ca. einer Stunde,
ändert sich die Gegend schlagartig und von der Wald- und Wiesenflora
kommen wir in die alpine Zone. Schneeflecken an den Hängen,
nur mehr vereinzelt Birken, während am Boden zähes Weidegestrüpp
wächst. Der Weg bleibt vorbildlich markiert und es ist einfach,
den Berg hinanzusteigen.
Nach vier Stunden Gehzeit sind wir am Sattel angelangt. Jetzt ist
nur mehr der Gipfel des Kassavare zu ersteigen. Wir verlassen den
Pfad, nicht ohne vorher noch hinuntergeschaut zu haben Richtung
Kvikkjokk. Doch wenn wir weitermarschieren würden, würden
wir den Bus von Kvikkjokk nach Årrenjarka nicht mehr erwischen.
In etwa einem Kilometer Entfernung lockt der Steinmann des Gipfels
inmitten von Granitplatten. Wir spazieren über bemooste Felsen.
Hier heroben bläst ein frisches Lüftchen und kühlt
unsere erhitzten Wangen. Auf dem Gipfel angelangt sehen wir weit
hinein in den Sarek und seine vergletscherten Gipfel.
Einige Bergseen glitzern unter uns in der Sonne. Wir bleiben noch
lange sitzen und schauen träumend in die Ferne, ehe wir uns
wieder aufmachen ins Tal.
Årrenjarka
Fjällby
PL 3183
S-962 02 Kvikkjokk
http://www.arrenjarkasemesterby.se
Tel:
+46 971 230 18
Fax: +46 971 230 37
Last Updated: Freitag, 14.Oktober 2011
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